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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Hypochondrie

Hypochondrie, heute in der modernen Diagnostik als somatische Belastungsstörung bezeichnet, ist eine psychische Erkrankung, die durch eine anhaltende und übermäßige Sorge um die eigene Gesundheit gekennzeichnet ist. Personen, die unter Hypochondrie leiden, sind ständig davon überzeugt, schwer krank zu sein oder an einer unentdeckten Erkrankung zu leiden, obwohl keine medizinischen Befunde diese Ängste stützen. Diese übermäßige Gesundheitsangst führt zu ständigen ärztlichen Konsultationen, der wiederholten Suche nach körperlichen Symptomen und der ständigen Beschäftigung mit möglichen Krankheiten.

Der Ursprung der Hypochondrie liegt nicht in einer tatsächlichen körperlichen Erkrankung, sondern in der psychischen Wahrnehmung und Interpretation von körperlichen Empfindungen. Normale, oft harmlose Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder kleine Beschwerden werden von Betroffenen als Hinweise auf eine ernsthafte Krankheit gedeutet. Die ständige Besorgnis über die Gesundheit führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und kann die sozialen, beruflichen und familiären Beziehungen stark belasten.

Hypochondrie kann durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden. In vielen Fällen spielen kognitive Verzerrungen eine zentrale Rolle, bei denen Betroffene ihre körperlichen Empfindungen unangemessen überbewerten und irrationale Schlussfolgerungen ziehen. Beispielsweise kann ein leichtes Ziehen im Bauch als Symptom einer tödlichen Krankheit interpretiert werden. Diese Denkmuster fördern die Angst und die ständige Sorge um die Gesundheit. Auch die Angststörung ist eng mit Hypochondrie verbunden, da die ständige Besorgnis um die Gesundheit oft mit allgemeinen Angstgefühlen einhergeht.

Es gibt zahlreiche Ursachen, die zur Entstehung von Hypochondrie beitragen können. Eine häufige Theorie ist, dass die Erkrankung auf frühere traumatische Erlebnisse, wie schwere Erkrankungen in der Familie oder eigene Krankheiten in der Kindheit, zurückzuführen ist. Auch Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Aufmerksamkeit oder Fürsorge erfuhren, neigen möglicherweise dazu, körperliche Beschwerden als Ausdruck von Vernachlässigung oder Bedrohung zu interpretieren. Ein weiterer Faktor kann die starke Medienpräsenz von Gesundheitsproblemen und Krankheiten sein, die die Ängste der Betroffenen verstärken kann, indem sie immer wieder mit Informationen über potenziell gefährliche Krankheiten konfrontiert werden.

Die Symptome der Hypochondrie sind oft langwierig und beinhalten neben der übermäßigen Sorge um die eigene Gesundheit auch häufige Arztbesuche, wiederholte Untersuchungen, die der Betroffene als beruhigend empfindet, jedoch keine echten Ergebnisse liefern. Auch das Internet wird von vielen Hypochondern genutzt, um nach Informationen über Symptome zu suchen, was die Angst weiter verstärken kann. Die ständige Bestätigung der eigenen Ängste durch Suchverhalten oder das Überprüfen von Symptomen kann zu einem Teufelskreis führen, der die Symptome verstärkt und die Lebensqualität weiter beeinträchtigt.

In der Behandlung von Hypochondrie kommen verschiedene psychotherapeutische und, in einigen Fällen, auch medikamentöse Ansätze zum Einsatz. Eine der effektivsten Therapien ist die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT). Sie hilft den Betroffenen, ihre irrationale Wahrnehmung von Krankheit zu erkennen und realistischere Denkmuster zu entwickeln. In der KVT werden den Patienten auch Techniken beigebracht, um ihre Ängste zu bewältigen, ihre Körperwahrnehmung zu normalisieren und das Überprüfen von Symptomen zu reduzieren. Die Therapie kann dabei helfen, das Vertrauen in die eigene Körperwahrnehmung zurückzugewinnen und die ständige Sorge um die Gesundheit zu verringern.

In einigen Fällen, insbesondere wenn die Hypochondrie mit anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen einhergeht, kann eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva oder Angstmedikamenten sinnvoll sein, um die Symptome zu lindern und die allgemeine psychische Gesundheit zu stabilisieren. Medikamente allein sind jedoch in der Regel nicht ausreichend, um die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln, weshalb eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Therapie oft die effektivste Vorgehensweise ist.

Es ist wichtig zu betonen, dass Hypochondrie nicht mit einer „normalen“ Besorgnis über die Gesundheit verwechselt werden sollte. Jeder Mensch macht sich ab und zu Sorgen über mögliche Krankheiten, insbesondere in Zeiten von körperlichen Beschwerden. Bei Hypochondrie jedoch ist die Angst unproportional und andauernd, was zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hypochondrie eine ernsthafte psychische Erkrankung ist, die durch anhaltende und übermäßige Ängste um die eigene Gesundheit charakterisiert ist. Sie hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und erfordert eine gezielte Behandlung, die auf der Veränderung von Denkprozessen und der Reduktion von Ängsten basiert. Durch therapeutische Interventionen wie kognitive Verhaltenstherapie und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung kann eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Linderung der Symptome erreicht werden.

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