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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Hysterie

Hysterie ist ein historischer Begriff aus der Psychologie und Psychiatrie, der früher verwendet wurde, um eine Vielzahl von psychischen Störungen zu beschreiben, die mit dramatischen emotionalen Reaktionen, unkontrollierten Verhaltensweisen und körperlichen Symptomen ohne eine klare körperliche Ursache einhergingen. Ursprünglich wurde der Begriff vor allem bei Frauen verwendet und auf die Annahme zurückgeführt, dass diese Störungen mit Problemen im weiblichen Fortpflanzungssystem – speziell der Gebärmutter – zusammenhingen, daher der Name „Hysterie“ (vom griechischen „hystera“, was „Gebärmutter“ bedeutet).

In der modernen Psychologie und Psychiatrie hat der Begriff jedoch an Bedeutung verloren und wird heute weitgehend durch spezifischere Diagnosen wie die somatoforme Störung, die dissoziative Störung oder die Angststörung ersetzt. Dennoch bleibt die Geschichte der Hysterie und die Entwicklung des Verständnisses über sie ein bedeutendes Thema in der psychologischen Forschung, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Körper und Geist, die Rolle von Emotionen und psychischen Konflikten sowie die gesellschaftlichen Konstruktionen von Geschlecht und Krankheit.

Historisch gesehen war Hysterie eine der häufigsten Diagnosen in der Psychiatrie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zu den typischen Symptomen gehörten unerklärliche körperliche Beschwerden wie Lähmungen, Taubheit, Erblindung, Krämpfe oder Atemnot, die keine organische Grundlage hatten. Psychisch zeigte sich die Hysterie durch extreme emotionale Schwankungen, Weinkrämpfe, Wutausbrüche oder Panikattacken. In vielen Fällen war es schwierig, eine klare Ursache für diese Symptome zu finden, was zu der Annahme führte, dass sie tief in unbewussten psychischen Konflikten verwurzelt sein könnten.

Die Psychoanalyse, insbesondere die Arbeiten von Sigmund Freud, spielte eine entscheidende Rolle bei der Neuinterpretation der Hysterie. Freud betrachtete die Symptome der Hysterie als Ausdruck unbewusster psychischer Konflikte und verdrängter Wünsche, insbesondere sexueller Natur. Er entwickelte die Theorie, dass unbewusste traumatische Erlebnisse, insbesondere solche, die mit Sexualität und frühen Kindheitserfahrungen zu tun hatten, zu körperlichen und emotionalen Symptomen führen konnten. Freud selbst beschrieb seine psychoanalytische Behandlung von hysteriekranken Patienten, bei denen er versuchte, diese verdrängten Konflikte und traumatischen Erlebnisse bewusst zu machen, um die Symptome zu lindern.

Während Freud die Hysterie als eine Form der Abwehr gegen traumatische Erfahrungen verstand, entwickelten sich mit der Zeit auch andere Erklärungsansätze. Einige Forscher führten die Symptome auf neurologische oder biologische Störungen zurück, während andere die soziale und kulturelle Konstruktion von Hysterie hinterfragten. Es wurde argumentiert, dass Frauen im 19. Jahrhundert aufgrund gesellschaftlicher Normen und der Repression von Frauen oft mit Hysterie diagnostiziert wurden, was die Entstehung von Symptomen in einem sozialen und kulturellen Kontext verständlicher machen könnte. Dies wurde durch die Tatsache gestützt, dass Hysterie in der Vergangenheit fast ausschließlich bei Frauen diagnostiziert wurde, was heutige Psychologen und Historiker dazu veranlasst hat, den Begriff auch als ein Mittel der sozialen Kontrolle zu betrachten.

Die Diagnose der Hysterie verlor schließlich an Bedeutung, als die medizinische und psychologische Forschung zu differenzierteren und präziseren Diagnosen überging. Moderne Diagnosen, die früher unter dem Begriff der Hysterie zusammengefasst wurden, sind heute spezifizierter, wie zum Beispiel die somatoforme Störung, bei der körperliche Symptome ohne eine organische Ursache auftreten, oder die dissoziative Störung, bei der Menschen Symptome wie Amnesie, Lähmungen oder Taubheit erleben, die mit traumatischen Erfahrungen zusammenhängen können.

Die Hysterie als Konzept bleibt dennoch ein wichtiges Beispiel für die Entwicklung psychologischer und psychiatrischer Theorien. Sie hat das Verständnis für die komplexe Wechselwirkung zwischen Körper und Geist sowie die Bedeutung von psychischen Konflikten in der Entstehung körperlicher Symptome geprägt. Zudem hat die kritische Auseinandersetzung mit der Diagnose Hysterie das Bewusstsein dafür geschärft, wie eng soziale, kulturelle und historische Faktoren mit der Wahrnehmung und Klassifikation von psychischen Störungen verknüpft sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hysterie als Begriff aus der Psychologie und Psychiatrie heute weitgehend obsolet ist, aber in ihrer historischen Bedeutung noch immer eine wichtige Rolle in der Geschichte der psychischen Gesundheitsforschung spielt. Der Begriff war ein Versuch, ein weites Spektrum an psychischen und körperlichen Symptomen zu erklären, die heute durch differenziertere Diagnosen verstanden werden. Trotz der Überarbeitung der Definitionen bleibt die Auseinandersetzung mit Hysterie eine bedeutende Grundlage für das Verständnis von psychischen Erkrankungen, insbesondere in Bezug auf den Zusammenhang zwischen emotionalem Stress, psychischen Konflikten und körperlichen Beschwerden.

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