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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Identität

Der Begriff Identität beschreibt in der Psychologie das Selbstverständnis und das Bewusstsein eines Individuums über die eigene Person. Sie umfasst die Summe aller Überzeugungen, Werte, Rollen und Eigenschaften, die eine Person als einzigartig und konstant wahrnimmt. Identität entwickelt sich in einem komplexen Prozess und ist sowohl ein Ergebnis individueller Erlebnisse als auch gesellschaftlicher Einflüsse. Sie gibt dem Menschen ein Gefühl der Kohärenz und Kontinuität über die Zeit hinweg und ist damit zentral für das psychische Wohlbefinden und die Selbstwahrnehmung.

Identität ist dynamisch und entsteht in der Wechselwirkung zwischen inneren Überzeugungen und äußeren Einflüssen. Verschiedene Entwicklungspsychologen, insbesondere Erik Erikson, haben die Entwicklung der Identität als lebenslangen Prozess beschrieben, der in verschiedenen Phasen unterschiedliche Herausforderungen und Aufgaben stellt. Erikson prägte den Begriff der Identitätskrise, der eine Phase der Unsicherheit beschreibt, in der das Individuum seine bisherigen Werte und Überzeugungen infrage stellt. Diese Krise tritt häufig in der Jugend auf, wenn junge Menschen sich verstärkt mit der Frage auseinandersetzen, wer sie sind und wer sie sein möchten. Durch die erfolgreiche Bewältigung dieser Identitätskrise können Jugendliche ein stabiles Selbstbild entwickeln, das ihnen im Erwachsenenleben Orientierung bietet.

Identität kann in verschiedene Bereiche unterteilt werden, wie die persönliche Identität und die soziale Identität. Die persönliche Identität bezieht sich auf individuelle Eigenschaften und persönliche Werte, die den eigenen Charakter und die Einzigartigkeit definieren. Dazu gehören Eigenschaften, Überzeugungen und Ziele, die man für sich selbst als wichtig erachtet. Die soziale Identität hingegen entsteht durch die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen und Rollen, wie etwa der Familie, der beruflichen Position oder der Nationalität. Diese soziale Dimension der Identität ist stark von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen geprägt und beeinflusst, wie wir von anderen wahrgenommen werden und wie wir uns selbst in sozialen Kontexten verorten.

Ein weiteres wichtiges Konzept ist die kulturelle Identität, die sich aus den kulturellen, ethnischen und nationalen Einflüssen ergibt, die das Selbstverständnis einer Person prägen. Menschen, die in einer multikulturellen Gesellschaft leben oder mehrere kulturelle Wurzeln haben, erleben oft eine Mischung aus verschiedenen Identitätskonzepten, die sich gegenseitig bereichern, aber auch in Konflikt geraten können. Kulturelle Identität ist nicht starr, sondern kann sich über die Zeit und durch neue Erfahrungen verändern. So kann beispielsweise ein Umzug in ein anderes Land oder das Erlernen einer neuen Sprache das kulturelle Selbstverständnis und die Identität einer Person nachhaltig beeinflussen.

Identität spielt auch in der klinischen Psychologie eine bedeutende Rolle. Ein Mangel an stabiler Identität oder Identitätskonflikte können zu psychischen Problemen führen, wie etwa Unsicherheiten, Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen. Menschen, die unter einer instabilen Identität leiden, fühlen sich oft verloren und haben Schwierigkeiten, stabile und erfüllende Beziehungen zu führen oder langfristige Ziele zu verfolgen. Therapeutische Ansätze, wie die Psychotherapie, helfen Betroffenen, ihre Identität zu festigen, indem sie ihnen ermöglichen, ihre Werte, Überzeugungen und Rollen zu reflektieren und zu integrieren.

Identität ist ein lebenslanger Prozess, der von Erlebnissen, Beziehungen und persönlicher Entwicklung geprägt ist. Sie ist nicht statisch, sondern entwickelt sich über das gesamte Leben hinweg weiter. Veränderungen in der Identität treten häufig in Übergangsphasen oder Krisen auf, beispielsweise beim Wechsel in eine neue Lebensphase, bei beruflichen Veränderungen oder in persönlichen Beziehungen. Menschen können ihre Identität bewusst weiterentwickeln und neu definieren, was ihnen ermöglicht, auf Veränderungen im Leben flexibel zu reagieren und sich an neue Herausforderungen anzupassen.

Zusammengefasst ist Identität ein vielschichtiges Konzept, das persönliche Werte, soziale Rollen und kulturelle Einflüsse vereint. Sie bildet die Grundlage für das Selbstverständnis, das Handeln und die Beziehungen einer Person und spielt eine zentrale Rolle für das psychische Wohlbefinden. Identität ist sowohl das Produkt individueller Erfahrungen als auch das Resultat gesellschaftlicher Einflüsse und kann durch die Art und Weise, wie Menschen sich selbst und die Welt um sich herum wahrnehmen, stetig weiterentwickelt und bereichert werden.

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