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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Jubelperser-Effekt
Der Jubelperser-Effekt beschreibt eine psychologische Tendenz, bei der Menschen dazu neigen, die Erfolge oder positiven Ergebnisse einer Gruppe oder eines Individuums übertrieben zu feiern, während sie gleichzeitig negative Aspekte oder Misserfolge ignorieren oder abmildern. Dieser Effekt tritt häufig in sozialen Gruppen oder Organisationen auf, wenn Mitglieder bestrebt sind, die eigene Identität und das positive Image der Gruppe zu stärken. Der Begriff "Jubelperser" wird in diesem Zusammenhang abwertend verwendet, um auf Personen hinzuweisen, die in übertriebenem Maße die Erfolge ihrer Gruppe oder Organisation feiern, ohne die negativen oder kritischen Aspekte ausreichend zu reflektieren.
Der Jubelperser-Effekt kann verschiedene Ursachen haben, die sowohl in sozialen als auch in kognitiven Prozessen verwurzelt sind. Einer der Hauptfaktoren ist die Gruppenkohäsion – das Bedürfnis der Gruppenmitglieder, sich einander näher zu fühlen und die Zugehörigkeit zur Gruppe zu betonen. Dies führt dazu, dass Menschen geneigt sind, Erfolge ihrer Gruppe in einem besonders positiven Licht darzustellen, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und das Zugehörigkeitsgefühl zu fördern. Hierbei wird häufig das Prinzip der kognitiven Dissonanz aktiviert: Menschen möchten unangenehme oder widersprüchliche Informationen vermeiden, um ihre positive Wahrnehmung der Gruppe aufrechtzuerhalten.
In vielen Fällen spielt auch die Bestätigungsfehler eine Rolle im Jubelperser-Effekt. Mitglieder einer Gruppe neigen dazu, Informationen, die den Erfolg oder das gute Image der Gruppe unterstützen, besonders hervorzuheben, während sie kritische oder negative Informationen ignorieren oder relativieren. Dies kann dazu führen, dass ein verzerrtes Bild der Realität entsteht, in dem nur die positiven Aspekte wahrgenommen werden, während die Herausforderungen oder Misserfolge ausgeblendet werden.
Ein weiteres psychologisches Phänomen, das den Jubelperser-Effekt beeinflusst, ist die sozialer Vergleich. Menschen vergleichen sich ständig mit anderen und suchen nach Bestätigung ihrer eigenen Position innerhalb einer Gruppe. Wenn eine Gruppe erfolgreich ist, wollen die Mitglieder diesen Erfolg in gewissem Maße auch auf sich selbst übertragen und nutzen die positiven Ergebnisse, um das eigene Selbstbild zu stärken. Dabei kann es dazu kommen, dass die Gruppe ihre Fehler oder Rückschläge als weniger gravierend oder irrelevant wahrnimmt, um das positive Bild aufrechtzuerhalten.
Der Jubelperser-Effekt ist auch häufig in politischen, sportlichen oder beruflichen Kontexten zu beobachten. In der Politik kann es zum Beispiel vorkommen, dass Politiker oder ihre Anhänger die Erfolge einer Regierung oder Partei übermäßig betonen und gleichzeitig die Fehler oder Misserfolge verschweigen oder relativieren. Auch in Unternehmen oder Teams kann dieser Effekt auftreten, wenn das Management oder die Teammitglieder den Erfolg von Projekten oder Initiativen übertreiben und Kritik oder Verbesserungspotential nicht ausreichend ansprechen. In extremen Fällen kann dieser Effekt zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führen, in der die Wahrheit über den Erfolg oder Misserfolg einer Situation entweder übertrieben oder vollständig verschwiegen wird.
Psychologisch betrachtet ist der Jubelperser-Effekt problematisch, da er eine realistische und objektive Beurteilung von Situationen und Ergebnissen verhindert. Wenn nur Erfolge gefeiert werden und Misserfolge ausgeblendet oder verharmlost werden, können wichtige Lektionen über Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten übersehen werden. Dies kann langfristig zu einer schlechten Entscheidungsfindung, mangelnder Problemlösungsfähigkeit und einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen.
Die Auswirkungen des Jubelperser-Effekts können sich auch negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Gruppe auswirken. Wenn eine Gruppe immer nur Erfolge feiert und kritische Rückmeldungen oder Reflexionen über Misserfolge fehlen, kann dies zu einer oberflächlichen Dynamik führen, in der echte Herausforderungen und Konflikte nicht angesprochen werden. Dies kann das Vertrauen und die Zusammenarbeit beeinträchtigen und die Gruppenkohäsion auf lange Sicht schwächen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Jubelperser-Effekt eine psychologische Tendenz ist, bei der Erfolge einer Gruppe übermäßig gefeiert werden, während Misserfolge oder Herausforderungen heruntergespielt werden. Dieser Effekt ist oft das Ergebnis des Bedürfnisses nach sozialer Zugehörigkeit, der Tendenz zur Bestätigung bestehender Überzeugungen und des sozialen Vergleichs. Langfristig kann dieser Effekt jedoch dazu führen, dass Gruppen ihre Fehler nicht angemessen erkennen und daraus lernen, was negative Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung und die zwischenmenschlichen Beziehungen haben kann.
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