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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Kognitive Psychologie

Die kognitive Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, das sich mit den inneren mentalen Prozessen beschäftigt, die das menschliche Verhalten und Erleben steuern. Diese Prozesse umfassen das Wahrnehmen, Denken, Erinnern, Problemlösen, Entscheiden und Lernen. Die kognitive Psychologie betrachtet den Menschen als aktiven Informationsverarbeiter, ähnlich einem Computer, der ständig Informationen aus der Umwelt aufnimmt, verarbeitet und speichert, um auf sinnvolle Weise zu handeln. Ziel der kognitiven Psychologie ist es, die Mechanismen und Strukturen zu verstehen, die diesen Prozessen zugrunde liegen, und dadurch zu erklären, wie Menschen Wissen erwerben, speichern und anwenden.

Die kognitive Psychologie entwickelte sich in den 1950er und 1960er Jahren als Reaktion auf den Behaviorismus, der sich fast ausschließlich auf beobachtbares Verhalten konzentrierte und mentale Prozesse weitgehend vernachlässigte. Die sogenannte "kognitive Wende" brachte eine neue Perspektive in die Psychologie ein, die sich auf das konzentrierte, was in den "schwarzen Kasten" des menschlichen Geistes vor sich geht. Forscher wie George Miller, Noam Chomsky und Ulric Neisser waren maßgeblich an der Etablierung der kognitiven Psychologie beteiligt. Ulric Neisser, oft als "Vater der kognitiven Psychologie" bezeichnet, definierte das Feld als die Untersuchung aller Prozesse, durch die sensorische Eingaben in mentalen Strukturen verarbeitet und verwendet werden.

Ein zentrales Konzept in der kognitiven Psychologie ist die Informationsverarbeitung, die beschreibt, wie der menschliche Geist Informationen aufnimmt, speichert, verarbeitet und wieder abruft. Diese Sichtweise geht davon aus, dass der Geist ähnlich wie ein Computer funktioniert, der Informationen kodiert, speichert und verarbeitet. Der Informationsverarbeitungsansatz stellt sich das menschliche Denken als eine Abfolge von mentalen Schritten vor, durch die sensorische Daten transformiert werden. Dazu gehören die Wahrnehmung, die Umwandlung in bedeutungsvolle Repräsentationen, die Speicherung im Gedächtnis und schließlich der Abruf der Information. Dieses Modell half, die Art und Weise zu erklären, wie wir Informationen organisieren, darauf zugreifen und sie verwenden, um Probleme zu lösen oder Entscheidungen zu treffen.

Ein weiteres wichtiges Konzept ist die Rolle des Gedächtnisses in der kognitiven Psychologie. Das Gedächtnis ist das Zentrum vieler kognitiver Prozesse und wird oft in verschiedene Arten unterteilt, wie das Kurzzeitgedächtnis (oder Arbeitsgedächtnis) und das Langzeitgedächtnis. Das Kurzzeitgedächtnis dient dazu, Informationen für kurze Zeit zu speichern und zu manipulieren, um sie für aktuelle Aufgaben verfügbar zu machen, wie etwa beim Merken einer Telefonnummer oder beim Lösen einer Rechenaufgabe. Das Langzeitgedächtnis hingegen speichert Informationen über einen längeren Zeitraum, darunter Fakten, persönliche Erlebnisse und Fertigkeiten. Die kognitive Psychologie untersucht, wie diese verschiedenen Gedächtnisarten arbeiten, wie Informationen in das Langzeitgedächtnis übertragen werden und welche Mechanismen für das Vergessen verantwortlich sind.

Die kognitive Psychologie untersucht auch das Problemlösen und das Denken, die oft als hochkomplexe Formen des kognitiven Verhaltens betrachtet werden. Beim Problemlösen geht es um den Prozess, der erforderlich ist, um von einem Ausgangszustand zu einem Zielzustand zu gelangen, wenn der direkte Weg nicht offensichtlich ist. Die kognitive Psychologie analysiert die Strategien, die Menschen nutzen, um Probleme zu lösen – etwa Heuristiken, die als mentale Abkürzungen dienen, oder Algorithmen, die systematische, aber oft zeitaufwändigere Wege zum Finden einer Lösung darstellen. Denken und Problemlösen sind stark mit dem Konzept der mentalen Repräsentation verknüpft – also der Art und Weise, wie wir Wissen und Ideen im Kopf speichern und organisieren.

Ein weiteres zentrales Thema der kognitiven Psychologie ist die Sprache und die Sprachverarbeitung. Noam Chomsky war einer der ersten, der die Grenzen des Behaviorismus aufzeigte und betonte, dass die Fähigkeit zur Sprache nicht allein durch Konditionierung erklärt werden könne. Die kognitive Psychologie untersucht, wie Sprache erworben, verstanden und produziert wird. Sie untersucht auch die mentalen Prozesse, die erforderlich sind, um bedeutungsvolle Sätze zu verstehen und zu erzeugen, sowie die Strukturen, die der Sprachverarbeitung zugrunde liegen. Sprache ist dabei ein wichtiger Bestandteil der Kognition, da sie uns ermöglicht, komplexe Gedanken zu kommunizieren und die Welt strukturiert zu verstehen.

Die kognitive Psychologie hat auch zur Entwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) geführt, einer erfolgreichen Therapieform, die darauf abzielt, problematische Denkmuster zu erkennen und zu ändern. Die KVT basiert auf der Annahme, dass Denkmuster unsere Emotionen und Verhaltensweisen beeinflussen. Negative, verzerrte Gedanken können zu psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen führen. Durch die Veränderung dieser Gedankenmuster ist es möglich, das emotionale Wohlbefinden zu verbessern und dysfunktionales Verhalten zu verändern.

Zusammenfassend stellt die kognitive Psychologie den Menschen als einen aktiven Informationsverarbeiter dar, der ständig damit beschäftigt ist, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, zu verarbeiten und zu nutzen, um die Welt zu verstehen und darauf zu reagieren. Die kognitive Psychologie hat einen großen Einfluss auf viele Anwendungsgebiete der Psychologie, darunter die Pädagogik, das Verständnis von Gedächtnisstörungen, die Entwicklung von Problemlösestrategien und die kognitive Verhaltenstherapie. Durch das Studium der kognitiven Prozesse hilft die kognitive Psychologie, tiefere Einblicke in das menschliche Denken zu gewinnen und zu verstehen, wie wir lernen, Entscheidungen treffen und uns an eine komplexe und sich ständig verändernde Umwelt anpassen.

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