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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Kommunikationsmodelle

Kommunikationsmodelle sind theoretische Ansätze, die versuchen, die Prozesse und Strukturen der menschlichen Kommunikation zu erklären. Sie bieten eine systematische Darstellung der verschiedenen Elemente und Phasen des Informationsaustauschs zwischen Sender und Empfänger und beschreiben, wie Botschaften übermittelt, interpretiert und potenziell missverstanden werden können. Kommunikationsmodelle sind in der Psychologie und der Kommunikationswissenschaft von zentraler Bedeutung, da sie helfen, die Dynamiken und Herausforderungen der menschlichen Interaktion zu verstehen. Jedes Modell legt einen anderen Schwerpunkt und bietet damit unterschiedliche Einsichten in die Komplexität der Kommunikation.

Ein grundlegendes Kommunikationsmodell ist das Sender-Empfänger-Modell von Claude Shannon und Warren Weaver aus den 1940er Jahren. Dieses Modell stellt Kommunikation als einen linearen Prozess dar, in dem der Sender eine Nachricht kodiert und diese über einen Kanal an den Empfänger übermittelt. Der Empfänger dekodiert die Nachricht, interpretiert sie und antwortet gegebenenfalls. Dieses Modell verdeutlicht die Bedeutung von Störungen oder Rauschen, die die Nachricht auf ihrem Weg vom Sender zum Empfänger beeinträchtigen und zu Missverständnissen führen können. Obwohl das Sender-Empfänger-Modell eine klare Struktur aufweist, wird es oft als zu vereinfacht kritisiert, da es die wechselseitige und dynamische Natur der Kommunikation nicht vollständig berücksichtigt.

Ein weiteres bekanntes Modell ist das Vier-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun, auch als Kommunikationsquadrat bekannt. Schulz von Thun beschreibt, dass jede Nachricht vier verschiedene Aspekte hat, die zugleich gesendet und empfangen werden: den Sachinhalt (Information über die Fakten), die Selbstoffenbarung (was der Sender über sich selbst preisgibt), den Beziehungsaspekt (welche Beziehung zwischen Sender und Empfänger besteht) und den Appell (was der Sender beim Empfänger erreichen möchte). Das Vier-Ohren-Modell zeigt, dass Missverständnisse häufig auftreten, weil Sender und Empfänger die unterschiedlichen Ebenen unterschiedlich stark gewichten. Beispielsweise könnte ein Satz wie „Es zieht hier“ auf der Sachebene als Hinweis verstanden werden, dass ein Fenster offen ist, aber auf der Beziehungsebene als indirekte Aufforderung oder Kritik, dass der Empfänger das Fenster schließen soll.

Die Watzlawickschen Axiome sind ein weiteres fundamentales Modell in der Kommunikationstheorie, das von Paul Watzlawick und seinen Kollegen entwickelt wurde. Diese fünf Axiome betonen, dass Kommunikation unvermeidlich ist – man kann nicht „nicht kommunizieren“ – und dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat, die immer gleichzeitig wirken. Die Axiome besagen zudem, dass die Art der Kommunikation symmetrisch (ebenbürtig) oder komplementär (ergänzend) sein kann und dass Missverständnisse entstehen, wenn die Partner diese Struktur unterschiedlich interpretieren. Watzlawicks Modelle betonen die interaktive und wechselseitige Natur der Kommunikation und haben einen starken Fokus auf die sozialen und psychologischen Aspekte, die im Gespräch mitschwingen und oft unbewusst interpretiert werden.

Ein weiteres wichtiges Modell ist die Theorie der symbolischen Interaktion von George Herbert Mead und Herbert Blumer. Diese Theorie geht davon aus, dass Kommunikation der Prozess ist, durch den Menschen gemeinsam Bedeutungen schaffen, die auf Symbolen basieren, wie Sprache, Gestik und andere Zeichen. Laut dieser Theorie werden Bedeutungen nicht objektiv vermittelt, sondern entstehen in der Interaktion und sind kontextabhängig. Das Modell hebt hervor, dass Kommunikation nicht nur ein Mittel zur Informationsübertragung ist, sondern ein Prozess, durch den soziale Realitäten konstruiert werden. Die symbolische Interaktionstheorie betont die kulturelle und soziale Dimension von Kommunikation und zeigt, wie unser Verständnis von Wörtern und Symbolen durch soziale Interaktionen geformt wird.

Das Organon-Modell von Karl Bühler stellt ein weiteres Kommunikationsmodell dar, das Kommunikation als dreifachen Zweck beschreibt: als Darstellung (Information über die Welt), Ausdruck (Information über den Sender) und Appell (Einflussnahme auf den Empfänger). Dieses Modell beschreibt Sprache als Werkzeug, das verschiedene Funktionen gleichzeitig erfüllen kann, und veranschaulicht, wie komplex die Interpretation von Nachrichten ist. Das Organon-Modell zeigt zudem, dass Kommunikation nicht nur eine Abfolge von Wörtern ist, sondern dass jedes gesprochene Wort eine tiefere Bedeutung tragen kann, je nachdem, wie es eingesetzt wird.

In der modernen Kommunikationstheorie ist das transaktionale Modell ein weiteres bedeutsames Modell. Dieses Modell betont die bidirektionale und dynamische Natur der Kommunikation, bei der Sender und Empfänger ihre Rollen kontinuierlich tauschen und die Bedeutung der Nachricht gemeinsam konstruieren. Das transaktionale Modell berücksichtigt, dass Kommunikation kein starrer Prozess ist, sondern durch Feedback, Kontext und die Beziehung zwischen den Beteiligten ständig neu geformt wird. Dieses Modell ist besonders in der interkulturellen Kommunikation relevant, da es die Anpassungen und Verhandlungen beschreibt, die notwendig sind, um in einem kulturell vielfältigen Kontext ein gemeinsames Verständnis zu finden.

Zusammengefasst bieten Kommunikationsmodelle unterschiedliche Perspektiven darauf, wie Menschen Informationen übermitteln und interpretieren. Jedes Modell beleuchtet verschiedene Aspekte der Kommunikation und verdeutlicht die Komplexität des menschlichen Austauschs, von der Struktur und Mehrdimensionalität der Botschaften bis hin zu den psychologischen und sozialen Dynamiken, die in jeder Interaktion mitschwingen. Kommunikationsmodelle helfen, Kommunikationsprozesse besser zu verstehen und Kommunikationsprobleme zu identifizieren, um den zwischenmenschlichen Austausch zu verbessern.

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