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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Kontrollüberzeugung

Kontrollüberzeugung, auch als Locus of Control bezeichnet, ist ein Konzept der Persönlichkeitspsychologie, das beschreibt, in welchem Maß eine Person glaubt, ihr eigenes Leben und die Ereignisse darin aktiv beeinflussen zu können. Ursprünglich von dem Psychologen Julian Rotter in den 1950er Jahren entwickelt, unterscheidet das Konzept zwischen zwei grundlegenden Formen von Kontrollüberzeugungen: internaler Kontrollüberzeugung und externaler Kontrollüberzeugung. Menschen mit einer internalen Kontrollüberzeugung glauben, dass sie ihre Lebensumstände und Ergebnisse durch eigenes Verhalten und Anstrengung beeinflussen können. Personen mit einer externalen Kontrollüberzeugung hingegen gehen davon aus, dass äußere Faktoren wie Glück, Zufall oder das Verhalten anderer maßgeblich für ihre Erfolge oder Misserfolge verantwortlich sind.

Die internale Kontrollüberzeugung wird oft als förderlich für das persönliche und berufliche Wachstum angesehen, da sie mit dem Gefühl verbunden ist, das eigene Leben aktiv gestalten zu können. Internale Personen neigen dazu, sich herausfordernden Situationen zu stellen, Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen und in schwierigen Zeiten nach Lösungen zu suchen, anstatt auf äußere Einflüsse oder Zufälle zu warten. Sie glauben an die Wirksamkeit ihres Handelns und entwickeln häufig eine hohe Selbstwirksamkeit. Untersuchungen zeigen, dass eine internale Kontrollüberzeugung positiv mit Erfolg in Bildung und Beruf, psychischem Wohlbefinden und Resilienz verbunden ist. Menschen mit einer starken internalen Kontrollüberzeugung empfinden oft größere Zufriedenheit, da sie Herausforderungen als kontrollierbar und durch eigene Anstrengung bewältigbar erleben.

Externe Kontrollüberzeugungen hingegen sind mit der Überzeugung verbunden, dass das eigene Leben stark von äußeren Umständen, Glück oder anderen Personen beeinflusst wird. Personen mit einer externalen Kontrollüberzeugung neigen dazu, Ereignisse als außerhalb ihres Einflussbereichs liegend wahrzunehmen und sehen sich oft als Opfer äußerer Umstände. Infolge dessen zeigen sie häufig ein niedrigeres Maß an Eigeninitiative und neigen in herausfordernden Situationen dazu, schneller aufzugeben, da sie das Gefühl haben, wenig Kontrolle über das Ergebnis zu haben. Externale Kontrollüberzeugung kann in manchen Kontexten auch hilfreich sein, beispielsweise bei der Akzeptanz von unvorhersehbaren oder unkontrollierbaren Ereignissen. Langfristig wird eine starke external orientierte Einstellung jedoch oft als nachteilig für die Motivation und das Selbstbewusstsein betrachtet.

Die Entwicklung der Kontrollüberzeugung wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter Erfahrungen in der Kindheit und soziokulturelle Einflüsse. Menschen, die in ihrer Kindheit viele Gelegenheiten hatten, selbstständig zu handeln und positive Rückmeldungen auf ihr Verhalten zu erhalten, entwickeln tendenziell eine stärkere internale Kontrollüberzeugung. Wiederkehrende Erfahrungen von Erfolglosigkeit oder das Gefühl, durch äußere Faktoren bestimmt zu sein, können hingegen eine externe Kontrollüberzeugung fördern. Soziokulturelle Faktoren, wie gesellschaftliche Normen und der kulturelle Umgang mit Erfolg und Misserfolg, beeinflussen ebenfalls, wie Menschen die Kontrolle über ihr Leben wahrnehmen und bewerten.

Kontrollüberzeugung hat weitreichende Auswirkungen auf Verhalten, Motivation und psychisches Wohlbefinden. In der Arbeitswelt, beispielsweise, sind internale Personen häufig engagierter, zeigen mehr Eigenverantwortung und eine höhere Leistungsmotivation. In der Gesundheitspsychologie wurde festgestellt, dass Menschen mit einer internalen Kontrollüberzeugung eher gesunde Lebensgewohnheiten annehmen und aktiver an ihrer Genesung arbeiten, da sie glauben, dass ihr Verhalten den Gesundheitszustand beeinflussen kann. In der Therapie und Beratung wird oft daran gearbeitet, bei Klienten eine stärkere internale Kontrollüberzeugung zu fördern, um das Selbstbewusstsein und die Eigeninitiative zu steigern.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass keine der beiden Kontrollüberzeugungen „besser“ oder „schlechter“ ist, da beide je nach Kontext und persönlicher Veranlagung unterschiedliche Vorteile bieten können. Ein gewisses Maß an externaler Kontrollüberzeugung kann hilfreich sein, um Ereignisse zu akzeptieren, die tatsächlich außerhalb des eigenen Einflussbereichs liegen, wie Naturkatastrophen oder bestimmte Lebensumstände. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen interner und externer Kontrollüberzeugung wird häufig als ideal angesehen, da es sowohl die Motivation und Eigeninitiative stärkt als auch realistische Grenzen der eigenen Kontrolle anerkennt.

Zusammenfassend beschreibt die Kontrollüberzeugung, wie Menschen die Kontrolle über ihr eigenes Leben wahrnehmen und wie dies ihre Denkweise, ihr Verhalten und ihre Motivation beeinflusst. Sie ist ein wesentliches Konzept in der Psychologie und spielt eine wichtige Rolle bei der Erklärung individueller Unterschiede im Umgang mit Erfolg, Misserfolg und Herausforderungen. Das Wissen über die eigenen Kontrollüberzeugungen kann helfen, persönliche Stärken zu erkennen, realistische Ziele zu setzen und den eigenen Umgang mit Problemen und Herausforderungen zu verbessern.

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