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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Krisenintervention
Krisenintervention bezeichnet ein psychologisches Konzept und eine spezielle Form der Unterstützung, die darauf abzielt, Menschen in akuten seelischen Notlagen schnell und effektiv zu helfen. Eine Krise ist dabei eine Situation, in der eine Person aufgrund belastender Ereignisse oder extremer Stressoren nicht mehr in der Lage ist, mit ihren üblichen Bewältigungsmechanismen auf die Situation zu reagieren. Solche Ereignisse können sehr unterschiedlich sein, von persönlichen Verlusten wie dem Tod eines nahestehenden Menschen, über traumatische Erlebnisse wie Unfälle oder Gewalterfahrungen bis hin zu lebensverändernden Diagnosen oder existenziellen Krisen. Die Krisenintervention soll helfen, den akuten emotionalen Druck abzubauen, stabilisierend zu wirken und den Betroffenen in der ersten Phase der Bewältigung zu unterstützen.
Das primäre Ziel der Krisenintervention besteht darin, den Betroffenen in die Lage zu versetzen, wieder handlungsfähig zu werden und eine Orientierung in der für ihn überwältigenden Situation zu finden. In der akuten Krise neigen viele Menschen dazu, ihre Situation als ausweglos und unlösbar zu erleben, was zu Gefühlen der Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Überforderung führen kann. Die psychologische Begleitung in der Krisenintervention setzt daher auf eine strukturierte, empathische und oft kurzfristige Unterstützung, die sich auf die aktuellen, dringlichen Probleme und die unmittelbare Stabilisierung konzentriert. Die Intervention zielt darauf ab, die eigene Wahrnehmung der Krise neu zu ordnen, Ressourcen zu mobilisieren und erste Schritte zur Problemlösung zu ermöglichen.
Die Grundprinzipien der Krisenintervention umfassen schnelle Verfügbarkeit, aktive Unterstützung und begrenzte Dauer. Sie erfolgt oft in mehreren Schritten: zunächst die Identifikation und Klärung der akuten Krisensituation, dann die emotionale Stabilisierung und schließlich die Entwicklung erster Bewältigungsstrategien. In der Praxis kann die Krisenintervention durch verschiedene Methoden erfolgen, je nachdem, wie die individuelle Lage und die Bedürfnisse des Betroffenen eingeschätzt werden. Häufig angewandte Techniken sind aktives Zuhören, Validierung, das Bereitstellen von Sicherheitsgefühl und Struktur sowie das Aufzeigen realistischer und erreichbarer Handlungsmöglichkeiten. Die Krisenintervention arbeitet dabei lösungs- und ressourcenorientiert und hilft den Betroffenen, ihre eigenen Fähigkeiten und sozialen Unterstützungsnetzwerke zu aktivieren, um mit der Krise umzugehen.
In der klinischen Psychologie wird die Krisenintervention als Erste-Hilfe-Maßnahme eingesetzt, die nicht darauf abzielt, tiefgehende psychische Probleme langfristig zu behandeln, sondern die akute psychische Not zu lindern. Sie ist daher oft zeitlich begrenzt und auf die ersten Wochen nach dem Krisenereignis fokussiert. In vielen Fällen kann die Krisenintervention ausreichend sein, um eine vorübergehende Belastung zu bewältigen und dem Betroffenen zu helfen, wieder in ein stabileres Gleichgewicht zu kommen. Sollte jedoch die Krise persistieren oder zu einer längerfristigen psychischen Belastung führen, kann eine weiterführende Therapie angebracht sein.
Eine spezielle Form der Krisenintervention ist die Traumaintervention, die auf Menschen angewendet wird, die traumatische Erlebnisse durchlebt haben, wie Gewalt, schwere Unfälle oder Naturkatastrophen. Diese Intervention fokussiert sich darauf, eine Retraumatisierung zu vermeiden und erste Hilfestellungen zu bieten, die es den Betroffenen ermöglichen, erste Kontrolle über ihre Reaktionen und Gefühle zu gewinnen. Methoden wie die Psychoedukation, bei der Betroffene über typische Reaktionen auf traumatische Ereignisse informiert werden, und die Vermittlung von Selbstberuhigungs- und Achtsamkeitstechniken können in solchen Fällen hilfreich sein. Der Fokus liegt hierbei stark darauf, das Sicherheitsgefühl wiederherzustellen und den Betroffenen eine Perspektive für die Verarbeitung des Traumas zu geben.
Krisenintervention findet häufig in sozialen, medizinischen und psychologischen Einrichtungen statt, wie in Beratungsstellen, Notaufnahmen, Psychiatrien und zunehmend auch in mobilen Krisendiensten, die direkt am Ort des Geschehens Unterstützung bieten. Auch Krisentelefone und Online-Beratung können als niedrigschwellige Angebote zur Krisenintervention beitragen, insbesondere in akuten und plötzlich auftretenden Krisensituationen. Diese Angebote haben sich besonders in der Unterstützung von Menschen mit suizidalen Krisen als wertvoll erwiesen, da sie schnell erreichbar sind und durch gezielte, deeskalierende Gespräche oft helfen können, eine akute Gefährdung abzuwenden.
Die Wirksamkeit der Krisenintervention hängt stark von der Empathie, Flexibilität und Fachkompetenz der durchführenden Personen ab. Da Krisenintervention oft unter Zeitdruck und in emotional aufgeladenen Situationen erfolgt, erfordert sie ein hohes Maß an emotionaler Stabilität und professioneller Distanz, um den Betroffenen wirksam unterstützen zu können. Schulungen und Fortbildungen für Fachkräfte sind daher wichtig, um auf eine breite Palette möglicher Krisenreaktionen angemessen reagieren zu können.
Insgesamt leistet die Krisenintervention einen wichtigen Beitrag zur psychischen Gesundheitsversorgung, indem sie Menschen in existenziellen Notlagen eine erste und wichtige Unterstützung bietet. Sie hilft, den akuten emotionalen Druck zu mildern, und zeigt Wege aus der empfundenen Ausweglosigkeit auf, sodass die Betroffenen handlungsfähig bleiben und eine Grundlage für die weitere Bearbeitung ihrer Krise gewinnen können.
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