crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Lebensspanne

Die Lebensspanne bezeichnet in der Entwicklungspsychologie den gesamten Zeitraum des menschlichen Lebens, von der Geburt bis zum Tod. Im Mittelpunkt der lebensspannenorientierten Entwicklungstheorie steht die Idee, dass sich Menschen ihr Leben lang entwickeln und anpassen, wobei sich diese Veränderungen auf körperliche, kognitive, emotionale und soziale Aspekte beziehen können. Die Psychologie der Lebensspanne, auch „Life-Span-Development“ genannt, untersucht, wie diese Prozesse im Laufe der Zeit ablaufen und welche Faktoren sie beeinflussen. Dabei spielen biologische Anlagen, Umwelteinflüsse, kulturelle Normen und individuelle Erfahrungen eine wesentliche Rolle.

Die Lebensspanne wird in verschiedene Entwicklungsphasen unterteilt, die jeweils spezifische Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen mit sich bringen. Zu den gängigen Einteilungen gehören die Phasen der Kindheit, Jugend, des Erwachsenenalters und des Alters. Jede Phase ist gekennzeichnet durch charakteristische körperliche und psychische Veränderungen sowie durch besondere Entwicklungsaufgaben, die gelöst werden müssen. So sind in der Kindheit und Jugend vor allem der Aufbau von Grundfähigkeiten und die Identitätsbildung zentral, während im Erwachsenenalter berufliche und familiäre Entscheidungen sowie die Sinnfindung im Vordergrund stehen. Im Alter liegt der Fokus schließlich häufig auf der Reflexion des Lebens und der Anpassung an körperliche Veränderungen und mögliche Verluste.

Ein wichtiges Konzept in der Psychologie der Lebensspanne ist die Plastizität der Entwicklung. Damit ist die Fähigkeit gemeint, dass Entwicklung in jedem Alter möglich und durch gezielte Einflüsse formbar ist. Dies widerspricht dem früheren Ansatz, dass Entwicklung hauptsächlich in den ersten Lebensjahren stattfindet und dann weitgehend stagniert. Die heutige Forschung zeigt, dass Menschen auch im hohen Alter noch kognitive und emotionale Fähigkeiten erlernen und verbessern können, wenn sie entsprechende Unterstützung und Anregungen erhalten. Allerdings ist die Plastizität in späteren Lebensphasen oft eingeschränkt, und Entwicklungsveränderungen können langsamer ablaufen oder mehr Anstrengung erfordern.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Multidimensionalität und Multidirektionalität der Entwicklung über die Lebensspanne. Das bedeutet, dass die Entwicklung nicht in allen Bereichen des Lebens gleichmäßig und nicht immer nur in eine Richtung verläuft. So kann ein Mensch in bestimmten Bereichen Fortschritte machen, während andere Fähigkeiten abnehmen. Beispielsweise nimmt die fluide Intelligenz, also die Fähigkeit zur schnellen Problemlösung und Informationsverarbeitung, tendenziell im Alter ab, während die kristallisierte Intelligenz, die auf Wissen und Erfahrung basiert, relativ stabil bleibt oder sogar zunimmt.

Der Lebensspannenansatz betont außerdem die Bedeutung von Kontextfaktoren, wie kulturellen und historischen Bedingungen, die die Entwicklung in verschiedenen Lebensphasen prägen. Menschen, die zu unterschiedlichen Zeiten oder in unterschiedlichen Kulturen leben, haben oft andere Entwicklungsverläufe, da die gesellschaftlichen Normen, Erwartungen und Ressourcen unterschiedlich sind. Ein Beispiel dafür ist der gesellschaftliche Wandel in Bezug auf Bildung und Berufsleben, der die Lebensplanung und die Entwicklungsverläufe verschiedener Generationen stark beeinflusst.

Zusammenfassend betrachtet die Psychologie der Lebensspanne die menschliche Entwicklung als einen dynamischen und lebenslangen Prozess, der von individuellen, sozialen und kulturellen Faktoren geprägt ist. Diese Perspektive erweitert das Verständnis der menschlichen Entwicklung über die Kindheit hinaus und berücksichtigt die Vielfalt und Komplexität menschlicher Erfahrungen über die gesamte Lebensspanne hinweg.

bottom of page