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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Leistungsangst

Leistungsangst beschreibt die Angst oder starke Nervosität, die Menschen in Situationen erleben, in denen sie bewertet oder beurteilt werden, wie etwa bei Prüfungen, sportlichen Wettbewerben, öffentlichen Auftritten oder beruflichen Aufgaben. Sie kann sich auf viele Bereiche des Lebens erstrecken und tritt häufig in Verbindung mit der Sorge auf, den Anforderungen nicht gerecht zu werden oder ein Versagen zu erleben. Leistungsangst ist eine weit verbreitete Form der Angst, die oft zu einem Kreislauf aus Selbstzweifeln, Vermeidungsverhalten und verringertem Selbstwertgefühl führen kann. Während ein gewisses Maß an Anspannung und Nervosität in herausfordernden Situationen normal und oft sogar förderlich für die Leistung ist, kann übermäßige Leistungsangst das Denken und die Leistung negativ beeinflussen und langfristig zu psychosozialen Beeinträchtigungen führen.

Leistungsangst äußert sich auf verschiedenen Ebenen – emotional, kognitiv, körperlich und verhaltensbezogen. Emotional zeigt sie sich durch Gefühle der Anspannung, Nervosität, Angst oder Unsicherheit. Menschen, die unter Leistungsangst leiden, verspüren oft eine intensive Angst vor dem Scheitern und haben das Gefühl, die Kontrolle über ihre Emotionen zu verlieren. Auf der kognitiven Ebene äußert sich Leistungsangst durch negative Gedankenmuster, wie etwa übertriebene Sorgen über die eigene Leistung, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und ein inneres Katastrophendenken („Wenn ich versage, ist alles vorbei“). Diese negativen Gedanken können das Konzentrationsvermögen und die Fähigkeit, klar zu denken, stark beeinträchtigen.

Körperliche Symptome der Leistungsangst umfassen typischerweise Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüche, Magen-Darm-Beschwerden und Muskelverspannungen. Diese physiologischen Reaktionen entstehen durch die Aktivierung des sympathischen Nervensystems, das in Stresssituationen auf eine „Kampf- oder Flucht“-Reaktion vorbereitet. In Prüfungssituationen oder öffentlichen Auftritten sind diese körperlichen Symptome jedoch oft hinderlich, da sie die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Ziel ablenken und die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können. Auf der verhaltensbezogenen Ebene führt Leistungsangst häufig zu Vermeidungsverhalten, wie dem Verschieben oder Vermeiden von Prüfungen, dem Rückzug aus Situationen, in denen man bewertet wird, oder dem exzessiven Vorbereiten, das von Selbstzweifeln angetrieben wird.

Ursachen der Leistungsangst sind vielfältig und können von individuellen und sozialen Faktoren beeinflusst werden. Zu den häufigsten Auslösern gehören hohe Selbstansprüche und ein starkes Bedürfnis, von anderen anerkannt und wertgeschätzt zu werden. Menschen mit Leistungsangst haben oft ein perfektionistisches Denken, das sie dazu bringt, nur hohe Leistungen zu akzeptieren und Fehler als persönliches Scheitern zu interpretieren. Diese Einstellung führt zu einem hohen Druck und der Angst, den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Weitere Faktoren, die zur Leistungsangst beitragen können, sind frühere Misserfolge, ein negatives Selbstbild und negative Lernerfahrungen, bei denen Kritik oder strenge Bewertungen im Vordergrund standen. Auch soziale Einflüsse, wie beispielsweise ein sehr leistungsorientiertes Umfeld oder die Erwartungen von Familie, Freunden oder Vorgesetzten, können die Leistungsangst verstärken.

Die Bewältigung und Therapie der Leistungsangst zielt darauf ab, die Angst zu reduzieren und den Umgang mit belastenden Situationen zu erleichtern. Eine häufig eingesetzte Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die auf die Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Denkmuster und Glaubenssätze abzielt. In der KVT lernen Betroffene, ihre negativen Gedanken und übertriebenen Befürchtungen zu hinterfragen und realistischere, positivere Gedanken zu entwickeln. So wird der Fokus auf das Prozessdenken statt auf das Ergebnisdenken gelegt, was bedeutet, dass der Wert auf die Anstrengung und nicht nur auf das Endergebnis gelegt wird. Das Entwickeln realistischerer Erwartungen und die Akzeptanz von Fehlern als Teil des Lernprozesses können dazu beitragen, den inneren Druck zu mindern und eine gesündere Einstellung zur eigenen Leistung zu fördern.

Eine weitere hilfreiche Technik ist das Entspannungstraining, das dabei hilft, die körperlichen Symptome der Leistungsangst zu kontrollieren und einen gelasseneren Zustand zu erreichen. Methoden wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Atemübungen und Achtsamkeitstraining können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und die Stressreaktionen zu mindern. Regelmäßige Entspannungsübungen unterstützen den Aufbau von Resilienz und erleichtern es, in stressreichen Situationen ruhiger und gelassener zu bleiben.

Expositionstraining ist eine weitere therapeutische Methode, die besonders hilfreich sein kann. Beim Expositionstraining setzt sich die betroffene Person schrittweise und kontrolliert der angstauslösenden Situation aus, ohne das Verhalten zu vermeiden. Durch wiederholte Konfrontation lernt das Gehirn, dass die befürchteten negativen Konsequenzen in der Regel nicht eintreten, und die Angst nimmt allmählich ab. In der Therapie können auch Szenarien simuliert werden, wie etwa das Üben von Prüfungsfragen oder das Halten eines Vortrags vor vertrauten Personen, um die Leistungsfähigkeit unter stressigen Bedingungen zu steigern und die Angst vor der Bewertung zu verringern.

Ein weiterer Ansatz zur Bewältigung der Leistungsangst ist das Selbstmanagement und die Zielsetzung, die darauf abzielen, die Kontrolle über die Situation und das eigene Verhalten zu erhöhen. Hierbei lernen Betroffene, ihre Zeit effektiv zu organisieren, realistische Ziele zu setzen und ihre Fortschritte zu dokumentieren. Zielgerichtetes Arbeiten in kleinen Schritten und regelmäßiges Feedback fördern das Selbstbewusstsein und helfen, die negativen Gedankenmuster zu durchbrechen, die zur Leistungsangst beitragen. Ebenso kann das Erlernen von Techniken zur positiven Selbstinstruktion – das Bewusstmachen und Verstärken eigener Erfolge – das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken.

Zusammengefasst ist die Leistungsangst ein komplexes Phänomen, das auf verschiedenen Ebenen wirkt und viele Menschen in ihrem persönlichen und beruflichen Leben betrifft. Sie beeinflusst das Denken, die Emotionen, den Körper und das Verhalten und kann langfristig das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität beeinträchtigen. Durch gezielte therapeutische Ansätze und Bewältigungsstrategien können Menschen jedoch lernen, ihre Leistungsangst zu reduzieren und ein positiveres Verhältnis zu sich selbst und ihren Herausforderungen zu entwickeln. Die Überwindung der Leistungsangst ermöglicht es, eigene Potenziale besser zu entfalten, persönliche und berufliche Ziele zu erreichen und einen selbstbewussten, entspannten Umgang mit Leistungsanforderungen zu finden.

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