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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Lernmethoden
Lernmethoden umfassen die Techniken und Strategien, die Menschen verwenden, um Informationen zu verarbeiten, zu speichern und langfristig zu behalten. Diese Methoden sind grundlegender Bestandteil der Lernpsychologie und Pädagogik, da sie eine effektive Wissensaufnahme und den späteren Abruf des Gelernten fördern. Lernmethoden lassen sich grob in aktive und passive Ansätze sowie in solche zur Strukturierung und Organisation von Wissen unterteilen. Unterschiedliche Lernmethoden passen sich an individuelle Bedürfnisse, Inhalte und Lernziele an und können durch eine Kombination effektiver genutzt werden. Zu den wichtigsten und bewährten Methoden gehören die Selbsttestung, das Verteilte Lernen, die Anwendung von Mnemotechniken, das Elaborative Lernen und das kooperative Lernen.
Eine der effektivsten Lernmethoden ist das Selbsttestverfahren, auch „retrieval practice“ genannt. Diese Methode basiert auf der aktiven Wiederholung und dem Abrufen von Informationen aus dem Gedächtnis. Anstatt nur durchzulesen oder Notizen zu wiederholen, fordert das Selbsttesten den Lernenden heraus, sich aktiv an das Gelernte zu erinnern. Studien zeigen, dass regelmäßige Selbsttests nicht nur das Gedächtnis stärken, sondern auch die Verknüpfung von Wissen fördern, da die Inhalte jedes Mal neu rekonstruiert werden müssen. Diese Methode kann durch Karteikarten, Quizfragen oder Tests umgesetzt werden und ist besonders hilfreich, um sich auf Prüfungen vorzubereiten, da sie den Abruf des Wissens unter realen Bedingungen simuliert.
Das Verteilte Lernen, auch „Spaced Repetition“ genannt, ist eine Methode, bei der Lerninhalte über längere Zeiträume hinweg in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Diese Technik beruht auf der Erkenntnis, dass Informationen besser im Langzeitgedächtnis gespeichert werden, wenn die Wiederholungen über Tage oder Wochen verteilt werden, anstatt die Inhalte in kurzen intensiven Lerneinheiten zu pauken („Massed Practice“). Spaced Repetition verbessert die Behaltensleistung und verringert das Vergessen, indem die Inhalte in immer größeren Abständen wiederholt werden. Diese Methode ist besonders nützlich, um umfangreiche Stoffe langfristig zu behalten und eignet sich für Sprachen, Vokabeln und wissenschaftliche Fakten, die kontinuierlich wiederholt werden müssen. Digitale Lernplattformen und Apps bieten oft Systeme zur Spaced Repetition an, die an die individuelle Vergessenskurve des Lernenden angepasst sind.
Mnemotechniken sind kreative Gedächtnishilfen, die durch den Einsatz von Assoziationen und Visualisierungen helfen, komplexe oder abstrakte Informationen leichter zu speichern. Eine bekannte Technik ist das Loci-Verfahren, bei dem Informationen mit bestimmten Orten verknüpft werden. Der Lernende stellt sich dabei einen bekannten Ort vor, wie etwa das eigene Zuhause, und ordnet jedem Raum oder jeder Ecke eine Information zu. Beim Abruf der Informationen „wandert“ der Lernende mental durch diesen Ort und erinnert sich an die verknüpften Inhalte. Eine andere Mnemotechnik ist das Akronym-Verfahren, bei dem Anfangsbuchstaben eine neue, einprägsame Wort- oder Satzkonstruktion bilden (z. B. „KLiMMT“ für die Farben des Regenbogens). Mnemotechniken sind besonders nützlich für das kurzfristige Behalten von Fakten oder Listen und helfen, neue Informationen schnell zugänglich zu machen.
Elaboratives Lernen ist eine Methode, die auf die Vertiefung und Erweiterung von Wissen abzielt. Dabei werden neue Informationen nicht nur aufgenommen, sondern aktiv mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft. Dies kann durch das Stellen von Fragen, das Erklären von Konzepten in eigenen Worten oder das Verfassen von Notizen erfolgen, die die Inhalte vertiefen. Eine Technik des elaborativen Lernens ist das sogenannte „Feynman-Methode“, bei der der Lernende ein Konzept so erklären soll, als würde er es einem Laien oder Kind erklären. Durch diesen Prozess wird das Verständnis verbessert und es wird sichtbar, welche Bereiche möglicherweise noch unklar sind. Elaboratives Lernen hilft, Informationen langfristig zu speichern und eignet sich besonders für komplexe Themen, die ein tiefes Verständnis erfordern.
Kooperatives Lernen ist eine Methode, die auf den sozialen Austausch und das gemeinsame Lernen setzt. In Gruppenarbeiten, Diskussionen und Partnerprojekten tauschen Lernende ihr Wissen aus, erklären sich gegenseitig die Inhalte und lernen durch die verschiedenen Perspektiven der anderen. Studien zeigen, dass der Austausch von Informationen in Gruppen das Verständnis und die Motivation fördert, da das Lernen in einem sozialen Kontext die Aufmerksamkeit und das Engagement steigert. Kooperatives Lernen ist besonders hilfreich bei der Lösung komplexer Aufgaben und fördert das kritische Denken sowie die Fähigkeit, Wissen anzuwenden. Diese Methode wird in schulischen und beruflichen Kontexten zunehmend eingesetzt und zeigt sich als besonders effektiv, wenn sie durch klare Struktur und Anleitung unterstützt wird.
Eine ergänzende Lernmethode ist das Mind Mapping, eine Technik zur visuellen Strukturierung und Organisation von Informationen. Bei Mind Maps werden Schlüsselbegriffe und Ideen grafisch in Baumstrukturen dargestellt, die von einem zentralen Thema ausgehen. Mind Maps helfen, Zusammenhänge und Hierarchien zu visualisieren und ermöglichen eine übersichtliche Darstellung komplexer Themen. Sie fördern kreatives Denken und sind besonders nützlich, um große Mengen an Informationen auf eine visuelle, leicht verständliche Weise zu ordnen. Mind Mapping eignet sich für das Lernen von Zusammenhängen in komplexen Themengebieten und ist hilfreich bei der Planung und Strukturierung von Projekten oder Vorträgen.
Zusammengefasst bieten Lernmethoden vielfältige Ansätze, die das Speichern und Verstehen von Wissen unterstützen und an unterschiedliche Lernbedürfnisse angepasst werden können. Die Wahl der Methode hängt häufig vom Lerninhalt und den persönlichen Präferenzen des Lernenden ab. Durch die Kombination und Anpassung verschiedener Methoden lassen sich individuelle Lernstrategien entwickeln, die ein effektives und nachhaltiges Lernen ermöglichen und die Effizienz im Wissensaufbau erhöhen.
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