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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Liebesstile
Liebesstile sind charakteristische Muster und Verhaltensweisen, die Menschen in romantischen Beziehungen zeigen und die Art und Weise prägen, wie sie Liebe erleben, ausdrücken und verstehen. Der Psychologe John Alan Lee entwickelte in den 1970er Jahren eine der bekanntesten Theorien zu Liebesstilen, in der er sechs grundlegende Stile unterschied, die auf altgriechischen Liebesbegriffen basieren. Diese sechs Liebesstile – Eros, Ludus, Storge, Pragma, Mania und Agape – bieten einen Rahmen, um zu verstehen, wie individuelle Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmale die Art der romantischen Interaktionen beeinflussen. Die Liebesstile sind nicht als starre Kategorien zu verstehen, sondern können sich überschneiden und individuell variieren.
Der Liebesstil Eros beschreibt eine leidenschaftliche, intensive Form der Liebe, die stark von körperlicher Anziehung und romantischer Idealisierung geprägt ist. Menschen mit einem Eros-Liebesstil legen großen Wert auf körperliche Nähe und haben häufig eine idealisierte Vorstellung vom Partner. Dieser Liebesstil wird oft als „romantische Liebe“ verstanden und ist durch starke emotionale Reaktionen, intensive Bindung und einen Wunsch nach tiefer Verbindung gekennzeichnet. Der Eros-Liebesstil kann sehr erfüllend sein, birgt aber auch das Risiko, dass die Beziehung durch unrealistische Erwartungen belastet wird, insbesondere wenn die intensive Verliebtheit im Laufe der Zeit nachlässt.
Ludus steht für einen spielerischen und unverbindlichen Zugang zur Liebe, bei dem der Fokus weniger auf tiefer Bindung und mehr auf Leichtigkeit und Spaß liegt. Personen mit einem Ludus-Liebesstil genießen die aufregenden, flirtenden Aspekte der Beziehung und neigen dazu, emotionale Bindungen zu vermeiden. Häufig sind Menschen mit diesem Liebesstil nicht an langfristigen Verpflichtungen interessiert und bevorzugen eine Vielzahl von romantischen Erfahrungen. Dieser Stil wird manchmal als oberflächlich kritisiert, bietet jedoch Flexibilität und erlaubt es, die romantischen Beziehungen locker und ohne hohen emotionalen Aufwand zu gestalten.
Storge beschreibt eine freundschaftliche, auf Vertrauen und gemeinsame Werte basierende Liebe, die eher langsam und schrittweise entsteht. Dieser Liebesstil entwickelt sich oft aus einer tiefen Freundschaft und ist durch Stabilität, Beständigkeit und emotionale Nähe geprägt. Menschen mit einem Storge-Liebesstil bevorzugen langfristige Beziehungen, in denen sich das Vertrauen und die Zuneigung allmählich aufbauen. Der Storge-Stil ist weniger von leidenschaftlicher Romantik geprägt und zeigt oft eine ruhige, beständige Liebe, die auf Respekt und Loyalität basiert. Beziehungen dieses Stils zeichnen sich oft durch gegenseitiges Verständnis und eine starke, partnerschaftliche Bindung aus.
Pragma, der pragmatische Liebesstil, betont rationale Überlegungen und praktische Kriterien bei der Partnerwahl. Personen mit diesem Stil wählen ihren Partner oft aufgrund gemeinsamer Ziele, Lebensweisen oder anderer rationaler Aspekte, die eine stabile und sinnvolle Beziehung versprechen. Pragmatische Liebende neigen dazu, Beziehungen nüchtern zu betrachten und legen Wert darauf, dass der Partner zu ihrem Lebensstil passt und dass gemeinsame Zukunftspläne bestehen. Dieser Liebesstil kann eine stabile und funktionale Grundlage für Beziehungen bieten, wirkt jedoch gelegentlich unemotional oder berechnend, da Leidenschaft und Romantik eine untergeordnete Rolle spielen.
Mania ist eine obsessive und oft unsichere Form der Liebe, die durch intensive emotionale Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Menschen mit einem Mania-Liebesstil neigen zu starker Eifersucht, Besessenheit und Angst vor Verlust, was zu einem instabilen Beziehungsverlauf führen kann. Dieser Liebesstil wird oft als „besitzergreifende Liebe“ beschrieben, da Menschen mit diesem Stil eine sehr starke Bindung zum Partner aufbauen, oft in Verbindung mit einem geringen Selbstwertgefühl. Mania kann eine Beziehung intensiv und leidenschaftlich machen, aber auch sehr stressig und emotional anstrengend, da die Ängste und Unsicherheiten häufig Konflikte und Abhängigkeit fördern.
Der letzte Liebesstil, Agape, beschreibt eine selbstlose und bedingungslose Form der Liebe, die oft mit einem altruistischen, fürsorglichen Verhalten verbunden ist. Menschen mit einem Agape-Liebesstil legen großen Wert darauf, den Partner glücklich zu machen, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Dieser Liebesstil wird als die idealisierte, selbstlose Liebe betrachtet, die von Mitgefühl und dem Wunsch geprägt ist, dem anderen zu dienen. Agape ist ein selten vorkommender Liebesstil, da es sich um eine uneigennützige Liebe handelt, die das eigene Glück dem des Partners unterordnet. In Beziehungen, die von Agape geprägt sind, spielen Vertrauen, Geduld und Verständnis eine herausragende Rolle.
Zusammenfassend bieten die verschiedenen Liebesstile eine wertvolle Perspektive auf die Vielfalt der menschlichen Beziehungen und zeigen auf, wie unterschiedliche Präferenzen und Persönlichkeitszüge die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen Liebe erleben und ausdrücken. Die Theorie der Liebesstile kann nicht nur helfen, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche in Beziehungen besser zu verstehen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die unterschiedlichen Liebesstile der Partner zu entwickeln. Dieser Ansatz bietet somit eine hilfreiche Grundlage für die Förderung von gegenseitigem Verständnis und Akzeptanz in romantischen Beziehungen.
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