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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Mediation
In der Psychologie beschreibt der Begriff „Mediation“ einen Prozess, durch den der Einfluss einer unabhängigen Variable auf eine abhängige Variable über eine dritte Variable, den sogenannten Mediator, vermittelt wird. Ein Mediator erklärt, warum oder wie eine bestimmte Beziehung zwischen zwei Variablen zustande kommt und liefert somit Einsicht in den zugrundeliegenden Mechanismus. Dieser mediierende Effekt wird oft auch als „indirekter Effekt“ bezeichnet. Ein klassisches Beispiel wäre die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen sozialem Status und Gesundheit. Hier könnte der Mediator „Stress“ erklären, warum Personen mit niedrigerem sozialen Status häufiger Gesundheitsprobleme aufweisen. Der soziale Status beeinflusst dabei das Stressniveau, das wiederum die Gesundheit beeinflusst.
Das Konzept der Mediation ist vor allem in der Sozial-, Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie von Bedeutung, wo häufig komplexe, kausale Beziehungen zwischen verschiedenen psychosozialen Faktoren untersucht werden. Mediationsanalysen dienen dazu, die vermittelnden Prozesse innerhalb dieser Beziehungen aufzudecken und erlauben es, tiefergehende Erkenntnisse über die Wirkmechanismen zwischen Variablen zu gewinnen. In der Praxis kommen dafür statistische Methoden zum Einsatz, die es ermöglichen, den direkten und indirekten Effekt von Variablen zu messen. Zu den gängigen Verfahren gehören hier Regressionstechniken und spezifische Tests wie der Sobel-Test, der die Signifikanz eines Mediationspfads prüft.
Die Methodik der Mediation geht auf den Sozialpsychologen Kenneth A. Bollen und den Statistiker Judea Pearl zurück, die in den 1980er und 1990er Jahren wichtige Grundlagen zur Pfadmodellierung und Kausalität entwickelten. In der Psychologie war insbesondere die Arbeit von Baron und Kenny (1986) richtungsweisend. Sie legten ein strukturiertes Vorgehen zur Überprüfung von Mediationshypothesen vor, das in der wissenschaftlichen Literatur als „Baron-Kenny-Methode“ bekannt ist. Diese Methode umfasst vier Schritte: Zuerst wird überprüft, ob die unabhängige Variable die abhängige Variable signifikant beeinflusst. Anschließend wird untersucht, ob die unabhängige Variable einen Einfluss auf den Mediator hat und ob dieser wiederum signifikant die abhängige Variable beeinflusst. Der letzte Schritt beinhaltet die Prüfung, ob der Einfluss der unabhängigen Variable auf die abhängige Variable verschwindet oder abgeschwächt wird, wenn der Mediator einbezogen wird.
In der psychologischen Praxis wird die Mediation oft in therapeutischen und beratenden Kontexten eingesetzt, um Mechanismen zu verstehen, durch die bestimmte Verhaltensweisen oder emotionale Reaktionen gefördert oder gehemmt werden. Beispielsweise könnte ein Psychotherapeut untersuchen, wie bestimmte kognitive Muster die Beziehung zwischen traumatischen Erlebnissen und depressiven Symptomen vermitteln. Solche Erkenntnisse sind wertvoll, da sie den Weg für gezielte Interventionen öffnen, die direkt an den mediierenden Prozessen ansetzen, um langfristige Veränderungen zu bewirken.
Eine verwandte und häufig mit der Mediation verwechselte Methode ist die Moderation. Während die Mediation auf den vermittelnden Effekt zwischen Variablen fokussiert, beschäftigt sich die Moderation mit der Bedingung, unter der der Effekt einer unabhängigen Variable auf eine abhängige Variable variiert. So kann ein Moderator, wie zum Beispiel das Alter, beeinflussen, wie stark eine bestimmte Beziehung zwischen zwei Variablen ausgeprägt ist, jedoch nicht erklären, warum diese Beziehung überhaupt besteht. Beide Ansätze bieten in der psychologischen Forschung wertvolle Einsichten und helfen, das Verständnis für komplexe psychologische Prozesse zu vertiefen.
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