top of page
Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Motivationstheorien
Motivationstheorien sind Ansätze innerhalb der Psychologie, die versuchen, die Beweggründe des menschlichen Verhaltens zu erklären und zu verstehen, warum Menschen bestimmte Ziele verfolgen, sich für Aktivitäten engagieren oder welche internen und externen Faktoren ihr Handeln beeinflussen. Die Erforschung der Motivation ist in der Psychologie von zentraler Bedeutung, da sie nicht nur Einblicke in individuelle Unterschiede und Verhaltensmuster gibt, sondern auch in zahlreiche Anwendungsfelder wie Bildungspsychologie, Arbeitspsychologie und Klinische Psychologie hineinreicht.
Ein grundlegender Unterschied in Motivationstheorien besteht zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsische Motivation bezeichnet das Streben nach einer Tätigkeit, weil sie aus sich heraus als befriedigend und lohnend erlebt wird, beispielsweise wenn eine Person malt, weil sie Freude am kreativen Prozess empfindet. Extrinsische Motivation hingegen bezieht sich auf Handlungen, die aufgrund äußerer Belohnungen oder Konsequenzen ausgeführt werden, wie z.B. das Arbeiten für ein Gehalt oder das Lernen für gute Noten. Dieser Unterschied ist besonders bedeutsam, da die Forschung zeigt, dass intrinsisch motivierte Personen oft nachhaltiger und engagierter sind, während extrinsische Motivation in bestimmten Kontexten die Leistung kurzfristig steigern kann, aber weniger beständig ist.
Zu den klassischen Motivationstheorien gehört die Bedürfnishierarchie von Abraham Maslow, die davon ausgeht, dass menschliche Bedürfnisse in einer hierarchischen Struktur aufgebaut sind. Maslow postuliert, dass grundlegende physiologische Bedürfnisse (wie Nahrung und Schlaf) zuerst erfüllt werden müssen, bevor höhere Bedürfnisse (wie Sicherheitsbedürfnisse, soziale Bedürfnisse, Wertschätzung und letztlich Selbstverwirklichung) bedeutsam werden. Nach dieser Theorie streben Menschen danach, letztlich das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung zu erreichen, wobei diese Hierarchie flexibel ist und kulturellen und individuellen Variationen unterliegt.
Eine weitere bedeutende Theorie ist die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg, die zwischen Motivatoren und Hygienefaktoren unterscheidet. Laut Herzberg führen nur sogenannte Motivatoren (wie Anerkennung, Verantwortung und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung) zur echten Zufriedenheit und gesteigerter Motivation bei der Arbeit. Hygienefaktoren (wie Gehalt, Arbeitsbedingungen und zwischenmenschliche Beziehungen) verhindern zwar Unzufriedenheit, steigern jedoch nicht die Motivation an sich. Diese Theorie hat insbesondere in der Arbeits- und Organisationspsychologie große Bedeutung, da sie praktische Ansätze zur Steigerung der Arbeitsmotivation bietet.
Die Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory, SDT) von Edward Deci und Richard Ryan ist eine weitere einflussreiche Motivationstheorie, die den Menschen als aktives und auf Autonomie bedachtes Wesen beschreibt. Laut SDT gibt es drei grundlegende psychologische Bedürfnisse, die erfüllt sein müssen, damit Menschen motiviert und psychologisch gesund sind: Autonomie (das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Kontrolle über das eigene Leben), Kompetenz (das Gefühl, in seinen Handlungen wirksam und fähig zu sein) und soziale Eingebundenheit (das Gefühl, Teil eines sozialen Netzwerks zu sein). Diese Theorie unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der extrinsischen Motivation und hebt hervor, dass Autonomie und Selbstbestimmung Schlüsselfaktoren für nachhaltige Motivation und Wohlbefinden sind.
Neben diesen klassischen Ansätzen gibt es auch zahlreiche kognitive Motivationstheorien, wie die Erwartung-mal-Wert-Theorie und die Zielsetzungstheorie. Die Erwartung-mal-Wert-Theorie geht davon aus, dass Motivation davon abhängt, wie stark eine Person erwartet, ein Ziel zu erreichen, und wie wertvoll dieses Ziel für sie ist. Diese Theorie besagt, dass eine hohe Motivation nur dann entsteht, wenn das Ziel sowohl erreichbar als auch attraktiv ist. Die Zielsetzungstheorie von Edwin Locke und Gary Latham legt hingegen den Fokus auf die spezifische Zielsetzung: Ziele sollten klar und herausfordernd sein, damit sie die Motivation und Leistung steigern. Sie zeigt auch auf, dass Rückmeldung eine entscheidende Rolle spielt und dass Menschen motivierter sind, wenn sie regelmäßig Feedback erhalten.
Zusammenfassend lassen sich Motivationstheorien in verschiedene Kategorien einteilen: solche, die auf Bedürfnissen basieren (wie Maslows Hierarchie), solche, die zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterscheiden (wie die Selbstbestimmungstheorie), und kognitive Theorien, die Erwartungen und Ziele in den Vordergrund stellen. Alle diese Theorien tragen zu einem umfassenderen Verständnis bei, warum Menschen sich bestimmten Tätigkeiten zuwenden und wie ihre Motivation aufrechterhalten oder gesteigert werden kann. Die Anwendung dieser Theorien hilft in Bereichen wie der Förderung von Lernmotivation, der Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und der Unterstützung individueller Lebensziele und trägt somit zu einer besseren Lebensqualität bei.
Besuche auch unsere Blogartikel zum Thema Psychologie
bottom of page