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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Neurotizismus
Neurotizismus ist ein Begriff aus der Persönlichkeitspsychologie und bezeichnet eine der fünf Hauptdimensionen im Fünf-Faktoren-Modell (Big Five) der Persönlichkeit. Neurotizismus beschreibt die Neigung einer Person, emotionale Instabilität, Unsicherheit, Ängstlichkeit und eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Stress zu erleben. Menschen mit hohen Werten auf der Neurotizismus-Skala tendieren dazu, intensiver auf negative Ereignisse zu reagieren und haben oft Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren. Sie neigen dazu, häufiger Angst, Traurigkeit, Gereiztheit und andere negative Emotionen zu empfinden und sich in stressigen Situationen schnell überfordert zu fühlen.
Personen mit einem hohen Neurotizismus-Wert zeigen eine stärkere Reaktivität auf alltägliche Belastungen und erleben diese als besonders belastend. Sie sind anfälliger für Stimmungsschwankungen und reagieren empfindlich auf Kritik und Ablehnung. Diese emotionale Reaktivität geht oft mit negativen Gedankenmustern einher, wie übermäßigen Sorgen über die Zukunft oder Grübeln über vergangene Fehler. Studien zeigen, dass Menschen mit hohem Neurotizismus-Ranking tendenziell ein geringeres Selbstwertgefühl und ein pessimistisches Weltbild haben, was sie anfälliger für psychische Probleme wie Angststörungen und Depressionen macht.
Andererseits zeigen Menschen mit niedrigem Neurotizismus-Wert eine ausgeprägtere emotionale Stabilität. Sie sind in der Regel gelassener, weniger anfällig für Stress und haben die Fähigkeit, auch in herausfordernden Situationen ruhig und optimistisch zu bleiben. Diese Personen erleben weniger häufig negative Gefühle und sind in der Lage, Rückschläge und Misserfolge konstruktiv zu verarbeiten, ohne dass dies ihr allgemeines Wohlbefinden stark beeinträchtigt. Sie lassen sich weniger leicht aus der Ruhe bringen und bewahren auch in angespannten Situationen eine positive Grundhaltung.
Neurotizismus hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben und die sozialen Beziehungen einer Person. Menschen mit hohen Neurotizismuswerten empfinden zwischenmenschliche Konflikte oft als besonders belastend und haben Schwierigkeiten, in stressigen oder konfliktgeladenen Situationen rational zu bleiben. Dies kann zu Missverständnissen und Beziehungsproblemen führen, da sie möglicherweise empfindlicher auf die Reaktionen anderer reagieren und schneller das Gefühl haben, missverstanden oder abgelehnt zu werden. Im beruflichen Kontext kann ein hoher Neurotizismuswert dazu führen, dass die betroffene Person sich schnell überfordert fühlt und Stressanfälligkeit zeigt, was sich auf die berufliche Leistung und Zufriedenheit auswirken kann.
Obwohl Neurotizismus oft als negative Eigenschaft betrachtet wird, kann eine gewisse Ausprägung auch positive Effekte haben. Menschen mit leicht erhöhtem Neurotizismuswert sind oft sensibler und aufmerksamer für potenzielle Risiken und Gefahren, was sie besonders wachsam und vorausschauend in ihrem Handeln macht. Diese Sensibilität kann ihnen in bestimmten Berufen, wie z.B. in sicherheitsrelevanten Bereichen, von Nutzen sein, da sie möglichen Problemen frühzeitig begegnen können. Zudem kann die Neigung zum Nachdenken und Analysieren dazu führen, dass neurotische Personen sich intensiv mit ihrer Umwelt auseinandersetzen und in bestimmten Bereichen ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen entwickeln.
Zusammengefasst ist Neurotizismus eine zentrale Persönlichkeitsdimension, die beschreibt, wie stark eine Person dazu neigt, negative Emotionen und Stress zu empfinden. Während hohe Werte auf der Neurotizismus-Skala häufig mit emotionaler Instabilität und einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Belastungen verbunden sind, bringt eine moderate Ausprägung dieser Eigenschaft auch Vorteile in Bezug auf Sensibilität und Wachsamkeit mit sich. Die Ausprägung des Neurotizismus ist sowohl genetisch als auch durch Umwelteinflüsse bedingt und beeinflusst maßgeblich das subjektive Wohlbefinden und die psychische Gesundheit einer Person.
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