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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Operante Konditionierung
Operante Konditionierung ist ein zentrales Konzept der Lernpsychologie, das sich mit dem Prozess beschäftigt, wie Verhalten durch seine Konsequenzen verstärkt oder abgeschwächt wird. Entwickelt wurde dieses Modell insbesondere durch den Psychologen B. F. Skinner in den 1930er Jahren, der damit die Grundlagen für die sogenannte "Verstärkungstheorie" legte. Im Gegensatz zur klassischen Konditionierung, bei der ein neutraler Reiz mit einem unbedingten Reiz gekoppelt wird, fokussiert sich die operante Konditionierung auf die Konsequenzen eines Verhaltens und wie diese die Wahrscheinlichkeit beeinflussen, dass das Verhalten in der Zukunft wiederholt wird.
Ein zentrales Element der operanten Konditionierung ist der Begriff der Verstärkung. Skinner unterschied dabei zwischen positiver und negativer Verstärkung. Bei der positiven Verstärkung führt ein angenehmer Reiz oder eine Belohnung nach einem bestimmten Verhalten dazu, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass dieses Verhalten erneut gezeigt wird. Ein klassisches Beispiel ist das Lob oder eine Belohnung, die ein Kind für das Aufräumen seines Zimmers erhält – das Kind wird motiviert, dieses Verhalten zu wiederholen. Bei der negativen Verstärkung wird ein unangenehmer Reiz entfernt, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird, was ebenfalls die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht. Beispielsweise könnte das Beenden eines lauten Warntons im Auto das Anschnallen fördern.
Neben der Verstärkung spielt auch die Bestrafung eine wichtige Rolle. Skinner unterschied zwischen positiver und negativer Bestrafung. Positive Bestrafung bezeichnet das Hinzufügen eines aversiven (unangenehmen) Reizes nach einem Verhalten, um dieses Verhalten in der Zukunft zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist das Verabreichen eines Tadelns für Fehlverhalten. Die negative Bestrafung hingegen bedeutet das Entfernen eines angenehmen Reizes nach einem unerwünschten Verhalten, etwa wenn einem Kind das Spielzeug entzogen wird, weil es sich nicht an die Regeln gehalten hat. Beide Formen der Bestrafung führen dazu, dass die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens abnimmt.
Operante Konditionierung ist jedoch nicht nur auf direkte Belohnungen und Bestrafungen beschränkt, sondern schließt auch komplexere Lernprozesse ein, die auf intermittierenden Verstärkungsplänen beruhen. Diese Verstärkungspläne legen fest, wie oft und unter welchen Bedingungen Verstärkung gegeben wird und umfassen verschiedene Formen wie den festen oder variablen Quotenplan (Verstärkung nach einer bestimmten Anzahl von Verhaltensweisen) sowie den festen oder variablen Intervallplan (Verstärkung nach einem bestimmten Zeitintervall). Variablen Verstärkungsplänen wird dabei eine besonders hohe Wirksamkeit zugeschrieben, da sie das Verhalten beständiger und resistenter gegenüber Extinktion, also dem Abbau eines erlernten Verhaltens, machen.
Die Prinzipien der operanten Konditionierung haben breite Anwendung in vielen Bereichen gefunden. In der Verhaltenstherapie werden sie genutzt, um gewünschte Verhaltensweisen zu fördern und unerwünschte abzubauen. Auch in der Erziehung und im pädagogischen Kontext kommen diese Techniken zum Einsatz, etwa beim Einsatz von Belohnungssystemen, die Kinder für gewünschtes Verhalten positiv verstärken. In der Arbeitswelt finden sie Anwendung in Form von Anreizsystemen, um Motivation und Produktivität zu steigern. Darüber hinaus wird das Modell auch zur Erklärung von Suchtverhalten herangezogen, bei dem das Konsumieren einer Substanz zu einer sofortigen positiven Verstärkung führt, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Verhalten wiederholt wird.
Zusammengefasst ist die operante Konditionierung ein mächtiges Lernprinzip, das zeigt, wie unser Verhalten durch die Konsequenzen, die es nach sich zieht, geprägt wird. Sie hilft uns zu verstehen, wie wir Verhaltensmuster aufbauen, verstärken oder auch abbauen können und hat weitreichende Implikationen für viele Aspekte des täglichen Lebens und verschiedene Felder der Psychologie.
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