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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Prosoziales Verhalten

Prosoziales Verhalten bezeichnet in der Psychologie jede Art von Handlung, die auf das Wohl anderer abzielt und von Hilfsbereitschaft, Empathie und Mitgefühl geprägt ist. Dazu gehören sowohl kleine Gesten wie das Aufheben eines heruntergefallenen Gegenstandes für jemand anderen als auch größere Taten wie Freiwilligenarbeit, Blutspenden oder lebensrettende Maßnahmen. Das Verhalten ist nicht primär auf einen persönlichen Nutzen ausgerichtet, sondern soll anderen Menschen helfen oder deren Wohlergehen steigern. Prosoziales Verhalten spielt eine zentrale Rolle für den sozialen Zusammenhalt und das Funktionieren von Gemeinschaften, da es das Vertrauen und die Bindung zwischen Individuen stärkt und ein harmonisches Miteinander fördert.

Die psychologischen Grundlagen für prosoziales Verhalten sind vielfältig und umfassen biologische, soziale und kognitive Faktoren. Evolutionstheoretisch wird angenommen, dass prosoziales Verhalten vorteilhaft für das Überleben der Gruppe ist, was auch die Überlebenschancen des Individuums erhöhen kann. Auf neurobiologischer Ebene wird prosoziales Verhalten mit der Ausschüttung von „Belohnungshormonen“ wie Oxytocin und Dopamin assoziiert, die das Wohlbefinden steigern und positive emotionale Zustände hervorrufen können. Aus sozialpsychologischer Sicht spielen Empathie und soziale Normen eine zentrale Rolle: Empathie ermöglicht es, die Gefühle und Bedürfnisse anderer nachzuvollziehen, während soziale Normen wie Fairness, Gerechtigkeit und Reziprozität das Verhalten zusätzlich beeinflussen.

Ein klassisches Modell zur Erklärung von prosozialem Verhalten ist das Empathie-Altruismus-Modell von Daniel Batson, das besagt, dass Menschen aus reiner Empathie handeln, um das Leiden anderer zu lindern. In Situationen, in denen die emotionale Verbundenheit stark ist – etwa bei engen Freunden oder Familienmitgliedern – sind Menschen besonders motiviert, sich altruistisch zu verhalten, auch wenn keine Aussicht auf eine Gegenleistung besteht. Darüber hinaus zeigen Studien, dass bereits Kinder in den ersten Lebensjahren altruistische Tendenzen aufweisen, indem sie anderen helfen oder trösten, was auf eine angeborene Basis für prosoziales Verhalten schließen lässt.

Neben den individuellen Empfindungen spielen auch situative Faktoren eine Rolle. Das sogenannte „Bystander-Effekt“ zeigt, dass Menschen in großen Gruppen eher dazu neigen, Verantwortung auf andere zu schieben, sodass sie selbst weniger bereit sind, prosozial zu handeln. Umgekehrt fördert eine persönliche Ansprache oder eine direkte Verantwortung in einer Situation das Eingreifen. Auch die Kultur, in der eine Person aufgewachsen ist, beeinflusst prosoziales Verhalten maßgeblich. In kollektivistisch orientierten Kulturen wie etwa in vielen asiatischen Ländern wird prosoziales Verhalten traditionell gefördert, da der Fokus auf der Gruppe und dem Wohl der Gemeinschaft liegt. In individualistisch geprägten Kulturen wird Hilfeverhalten häufig auf die eigene Entscheidung oder freiwillige Initiative zurückgeführt, was jedoch oft mit einer persönlichen Wertschätzung der Hilfsbereitschaft einhergeht.

Einflussfaktoren wie die Erziehung und das soziale Umfeld tragen ebenfalls dazu bei, prosoziales Verhalten zu fördern. Eltern, die ihren Kindern Vorbilder im Hinblick auf Mitgefühl und Hilfsbereitschaft sind, sowie ein unterstützendes Umfeld mit positiver Verstärkung für hilfsbereites Verhalten, können dazu beitragen, prosoziales Verhalten langfristig zu stärken. Ebenso werden in Schulen und sozialen Programmen Strategien zur Förderung von Empathie und sozialem Engagement angewendet, um Kinder und Jugendliche zu einem respektvollen und unterstützenden Umgang miteinander anzuleiten.

In der modernen Gesellschaft zeigt sich prosoziales Verhalten in vielen Bereichen, von alltäglichen Hilfsangeboten über organisierte Freiwilligenarbeit bis hin zu Spendenaktionen für gemeinnützige Zwecke. Besonders in Krisensituationen, wie Naturkatastrophen oder Pandemien, rücken prosoziale Verhaltensweisen in den Vordergrund und demonstrieren das kollektive Bestreben, Not zu lindern und Gemeinschaften zu stärken. Prosoziales Verhalten ist somit nicht nur eine Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen, sondern trägt auch wesentlich zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und menschlicher Solidarität bei.

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