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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Schema

In der Psychologie bezeichnet der Begriff "Schema" eine kognitive Struktur, die als mentale Repräsentation von Wissen über bestimmte Aspekte der Welt dient. Schemata (Plural von Schema) sind allgemeine, organisierte Wissensstrukturen, die Menschen verwenden, um Informationen zu kategorisieren, zu interpretieren und zu speichern. Diese kognitiven Strukturen helfen dabei, neue Erfahrungen und Informationen effizient zu verarbeiten, indem sie auf bereits vorhandenem Wissen aufbauen und dieses strukturieren. Schemata erleichtern das Verständnis von Situationen und die Interpretation von Handlungen, indem sie als Vorlagen dienen, die es ermöglichen, neue Informationen in bekannte Kategorien einzuordnen.

Schemata spielen eine zentrale Rolle in vielen Aspekten der kognitiven Psychologie, insbesondere in der Wahrnehmung, dem Gedächtnis, dem Lernen und der Entscheidungsfindung. Sie ermöglichen es Menschen, ihre Umwelt zu strukturieren und schnell auf wiederkehrende Muster oder Situationen zu reagieren. So kann ein „Stereotyp“ als eine Form eines sozialen Schemas verstanden werden, das bestimmte Erwartungen und Annahmen über eine Gruppe von Menschen umfasst. Ein anderes Beispiel ist das „Rollenschema“, das Vorstellungen darüber enthält, wie sich Menschen in bestimmten sozialen oder beruflichen Rollen verhalten sollten.

Es gibt verschiedene Arten von Schemata, die je nach Kontext unterschiedliche Funktionen erfüllen. Zu den wichtigsten gehören:

Kognitive Schemata: Diese Schemata beziehen sich auf allgemeine kognitive Strukturen, die das Wissen und die Wahrnehmung einer Person über die Welt organisieren. Sie umfassen Konzepte und Kategorien wie "Hund", "Auto" oder "Arzt", die es ermöglichen, bestimmte Informationen schnell und effektiv zu verarbeiten. Kognitive Schemata tragen dazu bei, dass wir die Welt nicht immer in ihrer vollen Komplexität wahrnehmen müssen, sondern auf vereinfachte Repräsentationen zurückgreifen können.

Soziale Schemata: Diese beziehen sich auf das Wissen über andere Menschen und soziale Gruppen. Sie helfen dabei, Erwartungen an das Verhalten von Individuen oder Gruppen zu formen, und beeinflussen, wie wir uns selbst und andere in sozialen Interaktionen wahrnehmen und bewerten. Soziale Schemata können zum Beispiel Vorstellungen darüber enthalten, wie bestimmte Berufsgruppen oder ethnische Gruppen typischerweise sind. Sie können sowohl hilfreiche als auch schädliche Auswirkungen haben, wenn sie zu Vorurteilen oder Stereotypen führen.

Selbstschemata: Diese beziehen sich auf das Wissen, das eine Person über sich selbst hat. Sie umfassen Überzeugungen, Erwartungen und Erfahrungen, die sich auf die eigene Identität und das eigene Verhalten beziehen. Selbstschemata sind entscheidend für das Selbstkonzept und die Selbstwahrnehmung. Sie beeinflussen, wie wir uns selbst in verschiedenen Situationen sehen und wie wir uns gegenüber anderen verhalten.

Schemas für Ereignisse (Skripte): Diese Schemata beziehen sich auf Erwartungen darüber, wie bestimmte Ereignisse oder Handlungen ablaufen. Sie helfen dabei, Verhaltensweisen in sozialen Interaktionen oder Routinen zu organisieren. Ein Beispiel für ein Skript könnte die Vorstellung darüber sein, wie ein Restaurantbesuch abläuft: Man erwartet, dass man beim Betreten begrüßt wird, einen Tisch zugewiesen bekommt, die Speisekarte erhält und anschließend eine Mahlzeit bestellt. Solche Schemata erleichtern die Navigation durch alltägliche Ereignisse, da sie vorhersagen, was in einer bestimmten Situation zu erwarten ist.

Schemata sind jedoch nicht statisch; sie unterliegen kontinuierlicher Veränderung und Anpassung. Durch neue Erfahrungen, Informationen oder Perspektiven können Schemata erweitert oder modifiziert werden. Dieser Prozess wird als kognitive Anpassung bezeichnet und ist entscheidend für das Lernen und die Entwicklung von Wissen. So kann jemand, der viel über ein neues Thema lernt, sein bestehendes Schema zu diesem Thema erweitern oder aktualisieren, um es mit den neuen Informationen in Einklang zu bringen. Dieser Vorgang spielt eine wesentliche Rolle im Konstruktivismus, einer Theorie des Lernens, die davon ausgeht, dass Individuen aktiv Wissen aufbauen und anpassen, anstatt es passiv zu empfangen.

Trotz ihrer nützlichen Funktionen können Schemata auch Verzerrungen und Fehler in der Wahrnehmung und Interpretation von Informationen hervorrufen. Ein bekanntes Beispiel für die negativen Auswirkungen von Schemata ist der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias), bei dem Menschen dazu neigen, Informationen so zu interpretieren oder zu suchen, dass sie ihre bestehenden Schemata oder Überzeugungen bestätigen. Ein weiteres Beispiel ist die Tendenz, Informationen zu ignorieren oder abzulehnen, die nicht zu den vorherrschenden Schemata passen, was zu Vorurteilen oder Fehleinschätzungen führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schemata in der Psychologie als grundlegende kognitive Strukturen angesehen werden, die dazu dienen, Informationen zu organisieren, zu speichern und zu interpretieren. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Wahrnehmung und im Lernen und ermöglichen es Individuen, effizient mit der Komplexität der Welt umzugehen. Gleichzeitig können sie auch Verzerrungen hervorrufen und dazu führen, dass Menschen Informationen auf eine Weise verarbeiten, die ihre bestehenden Überzeugungen und Annahmen unterstützt. Das Verständnis von Schemata ist daher nicht nur in der kognitiven Psychologie von Bedeutung, sondern auch in Bereichen wie der sozialen Wahrnehmung, dem Lernen und der therapeutischen Arbeit, um sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen dieser kognitiven Strukturen zu erkennen und zu nutzen.

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