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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Schmerzbewältigung

Schmerzbewältigung (auch als Schmerzmanagement bezeichnet) bezieht sich auf die verschiedenen psychologischen und physiologischen Strategien, die Menschen anwenden, um mit Schmerzen, sei es akut oder chronisch, umzugehen. Schmerz ist eine komplexe Erfahrung, die sowohl körperliche als auch emotionale Dimensionen umfasst und einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensqualität eines Menschen haben kann. Schmerzbewältigung umfasst daher eine Vielzahl von Mechanismen, die darauf abzielen, die Schmerzintensität zu reduzieren, die emotionale Belastung durch den Schmerz zu verringern und die Fähigkeit der Betroffenen zu steigern, mit der schmerzhaften Erfahrung in einer funktionalen Weise umzugehen.

Es gibt zwei Hauptarten der Schmerzbewältigung: die aktiven und die passiven Bewältigungsstrategien. Aktive Strategien beziehen sich auf bewusste, zielgerichtete Versuche, den Schmerz zu kontrollieren oder zu reduzieren, während passive Strategien sich eher auf das Akzeptieren und Aushalten des Schmerzes konzentrieren.

Eine der bekanntesten aktiven Strategien zur Schmerzbewältigung ist die kognitive Umstrukturierung, die auf der Annahme beruht, dass die Art und Weise, wie eine Person über ihren Schmerz denkt, die Intensität des erlebten Schmerzes beeinflussen kann. Hierbei geht es darum, negative oder ängstliche Gedanken über den Schmerz in positivere oder neutralere Gedanken umzuwandeln. Beispielsweise kann jemand, der chronische Schmerzen hat, lernen, diese als weniger bedrohlich wahrzunehmen, indem er sich auf die Kontrolle über den Schmerz konzentriert oder die Symptome als weniger katastrophal bewertet.

Ein weiteres verbreitetes aktives Verfahren ist die Entspannungstechnik, zu der unter anderem progressive Muskelrelaxation, tiefes Atmen und Meditation gehören. Diese Techniken zielen darauf ab, die körperliche Anspannung, die mit Schmerzen einhergehen kann, zu verringern und den gesamten Körper in einen Zustand der Ruhe und des Wohlbefindens zu versetzen. Studien haben gezeigt, dass Entspannungsübungen den Schmerzempfindungen entgegenwirken können, indem sie das autonome Nervensystem beruhigen und somit die Wahrnehmung von Schmerz dämpfen.

Die Achtsamkeit ist eine weitere wichtige Technik in der Schmerzbewältigung. Sie bezieht sich auf das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments, ohne zu urteilen oder sich in negativen Gedanken über den Schmerz zu verlieren. Indem Personen lernen, sich nicht auf die schmerzhaften Empfindungen zu fixieren oder sie zu fürchten, sondern sie einfach zu akzeptieren, können sie ihre Schmerzempfindungen oft besser tolerieren. Diese Praxis hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit gewonnen und wird oft in der Schmerztherapie eingesetzt.

Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine besonders weit verbreitete psychotherapeutische Methode, die speziell auf die Schmerzbewältigung ausgerichtet ist. In der CBT lernen Patienten, ihre negativen Denkmuster und ungesunden Verhaltensweisen im Umgang mit Schmerzen zu identifizieren und zu ändern. Dabei wird nicht nur der Schmerz an sich behandelt, sondern auch die mit dem Schmerz verbundenen emotionalen und psychologischen Reaktionen, wie Ängste, Depressionen oder Frustration. Diese Therapieform hat sich als besonders wirksam bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, wie z.B. Rückenschmerzen oder Migräne, erwiesen.

Im Bereich der passiven Schmerzbewältigung finden sich Strategien wie das Akzeptieren des Schmerzes oder das Verdrängen der Schmerzempfindungen. Akzeptanz bedeutet nicht, dass der Schmerz nicht mehr wahrgenommen wird, sondern dass die Person lernt, ihre Aufmerksamkeit nicht auf den Schmerz zu richten oder sich von ihm kontrollieren zu lassen. Dies kann durch verschiedene Achtsamkeitstechniken oder durch eine Änderung der Perspektive erfolgen. Der Ansatz der Akzeptanz und Commitment-Therapie (ACT) basiert auf der Idee, dass das Akzeptieren von Schmerzen und das Fokussieren auf persönliche Werte dazu beiträgt, das Leben trotz Schmerzen aktiv und erfüllend zu gestalten.

Medikamentöse Schmerzbewältigung spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle, vor allem bei starken Schmerzen. Hier kommen Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Paracetamol oder auch Opioide zum Einsatz. Obwohl diese Medikamente oft kurzfristige Linderung verschaffen können, ist ihre langfristige Anwendung aufgrund der Gefahr von Abhängigkeit und Nebenwirkungen begrenzt. Aus diesem Grund wird in der Schmerzbehandlung immer häufiger ein integrativer Ansatz verfolgt, der medikamentöse und nicht-medikamentöse Methoden kombiniert.

Die Rolle der sozialen Unterstützung ist in der Schmerzbewältigung nicht zu unterschätzen. Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, profitieren erheblich von der Unterstützung durch Familie, Freunde oder Selbsthilfegruppen. Diese sozialen Netzwerke bieten emotionale Unterstützung, helfen dabei, praktische Probleme im Umgang mit dem Schmerz zu lösen, und fördern die Motivation, aktiv zu bleiben und sich weiterhin um die eigene Gesundheit zu kümmern. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einer starken sozialen Unterstützung weniger unter den negativen psychologischen Auswirkungen von chronischen Schmerzen leiden und eine höhere Lebensqualität erleben.

Schließlich gibt es auch körperliche Strategien wie Bewegung und Physiotherapie, die bei der Schmerzbewältigung helfen können. Körperliche Aktivität kann nicht nur den Schmerz direkt lindern, sondern auch die Lebensqualität verbessern, indem sie die Muskulatur stärkt, die Beweglichkeit fördert und das Wohlbefinden steigert. Auch wenn Bewegung bei bestimmten Arten von Schmerz wie Arthritis oder Rückenschmerzen anfangs unangenehm sein kann, hat sich gezeigt, dass regelmäßige körperliche Aktivität langfristig zu einer deutlichen Reduktion von Schmerzsymptomen führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schmerzbewältigung ein komplexer und individueller Prozess ist, der verschiedene psychologische, soziale und physische Aspekte umfasst. Die Wahl der richtigen Strategie hängt von der Art des Schmerzes, den individuellen Vorlieben und den zugrunde liegenden psychischen und physischen Bedingungen ab. Während medikamentöse Maßnahmen oft einen wichtigen Platz im Schmerzmanagement haben, sind es vor allem kognitive, emotionale und soziale Bewältigungsstrategien, die den Betroffenen helfen, ein aktives und erfülltes Leben trotz des Schmerzes zu führen.

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