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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Selbstachtung
Selbstachtung, auch als Selbstwert oder Selbstwertgefühl bezeichnet, ist ein zentraler Begriff in der Psychologie und beschreibt die Bewertung, die eine Person von sich selbst hat. Es handelt sich dabei um die emotionale Haltung und die Wertschätzung, die ein Individuum sich selbst gegenüber entwickelt, und spiegelt die subjektive Einschätzung des eigenen Wertes wider. Selbstachtung umfasst das Gefühl, sich selbst zu respektieren, zu schätzen und zu akzeptieren, und beeinflusst maßgeblich, wie man mit sich selbst und der Welt um einen herum interagiert.
Die Selbstachtung ist ein dynamisches Konstrukt, das durch zahlreiche Faktoren geprägt wird, darunter persönliche Erfahrungen, zwischenmenschliche Beziehungen, gesellschaftliche Einflüsse und die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Menschen mit hoher Selbstachtung neigen dazu, sich selbst als kompetent, liebenswert und fähig zu betrachten, während Menschen mit niedriger Selbstachtung oft an sich selbst zweifeln und sich weniger wertvoll oder weniger fähig fühlen.
Es gibt mehrere theoretische Modelle und Perspektiven, die sich mit der Bedeutung und der Entwicklung von Selbstachtung befassen. Ein bekanntes Modell stammt von William James, einem der Begründer der modernen Psychologie, der Selbstachtung als das Verhältnis zwischen den eigenen Idealvorstellungen und den tatsächlichen Erlebnissen definierte. James stellte fest, dass Selbstachtung steigt, wenn die realisierten Ziele und Leistungen einer Person mit ihren persönlichen Idealen übereinstimmen, und dass sie sinkt, wenn dies nicht der Fall ist. Diese Sichtweise legt nahe, dass Selbstachtung nicht nur von der objektiven Realität abhängt, sondern auch von den persönlichen Erwartungen und Bewertungen des Individuums.
Ein weiteres bekanntes Modell der Selbstachtung stammt aus der Humanistischen Psychologie, insbesondere von Carl Rogers und Abraham Maslow. Rogers betonte die Bedeutung der „selbstkongruenten“ Wahrnehmung, bei der das Selbstbild mit den eigenen Erfahrungen und dem Ideal-Selbst übereinstimmt. Ein niedriger Selbstwert entsteht seiner Theorie nach, wenn Menschen sich selbst nicht in Übereinstimmung mit ihrem Idealbild erleben, beispielsweise durch Kritik oder Ablehnung in frühen Entwicklungsphasen. Maslow hingegen sah Selbstachtung als einen zentralen Bestandteil seiner Bedürfnishierarchie, wobei er sie als einen der wichtigsten Faktoren für das Erreichen von Selbstverwirklichung ansah.
Die Entwicklung von Selbstachtung beginnt in der Kindheit und ist stark mit den Erfahrungen und Beziehungen in der frühen Lebensphase verbunden. Kinder, die Liebe, Anerkennung und Bestätigung von ihren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen erfahren, entwickeln in der Regel ein stärkeres Selbstwertgefühl. Im Gegensatz dazu können Kinder, die wiederholt abgewertet oder ignoriert werden, Schwierigkeiten haben, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, was später zu Problemen wie sozialer Isolation, geringem Selbstwertgefühl oder Depression führen kann.
Selbstachtung ist eng mit der Fähigkeit verbunden, Selbstakzeptanz zu üben – also sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Es geht nicht nur um die Anerkennung der eigenen Erfolge, sondern auch um die Akzeptanz der eigenen Fehler und Unvollkommenheiten. Menschen mit hoher Selbstachtung sind oft besser in der Lage, Misserfolge als temporär oder als Lernchancen zu betrachten, anstatt ihre gesamte Identität in Frage zu stellen.
Ein gesundes Maß an Selbstachtung ist auch entscheidend für das psychische Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit. Es fördert die Resilienz und die Fähigkeit, mit schwierigen Lebensereignissen umzugehen. Menschen mit hoher Selbstachtung tendieren dazu, ihre eigenen Bedürfnisse und Rechte zu respektieren und sich nicht in schädlichen Beziehungen oder Situationen zu opfern. Sie sind in der Lage, sich selbst zu motivieren und an sich selbst zu glauben, was ihre Lebensqualität insgesamt verbessert.
Ein niedriger Selbstwert hingegen ist mit einer Reihe von psychischen Problemen und Verhaltensstörungen verbunden, darunter Angstzustände, Depressionen, Beziehungsprobleme und ein starkes Bedürfnis nach äußerer Bestätigung. Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl haben häufig Schwierigkeiten, sich selbst zu akzeptieren und neigen dazu, sich selbst zu kritisieren, was zu einem Kreislauf von negativen Gedanken und Gefühlen führen kann.
Es gibt verschiedene Ansätze, um die Selbstachtung zu fördern und zu stärken. Ein häufig empfohlener Ansatz in der Psychotherapie ist das kognitive Umstrukturieren, bei dem die negativen Denkmuster, die zu einem niedrigen Selbstwert führen, identifiziert und herausgefordert werden. Ein weiterer Ansatz ist das positive Selbstgespräch, bei dem Menschen lernen, sich selbst in einer freundlicheren und konstruktiveren Weise zu begegnen. Zudem kann die Förderung von Selbstfürsorge und Achtsamkeit helfen, das Selbstwertgefühl zu steigern, indem das Individuum lernt, sich selbst mit mehr Mitgefühl und Respekt zu behandeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die sozialpsychologische Dimension der Selbstachtung. In sozialen Kontexten kann die Bestätigung und Anerkennung durch andere Menschen eine bedeutende Rolle für die Selbstwahrnehmung spielen. Daher beeinflussen auch die sozialen Beziehungen, insbesondere das Feedback von Freunden, Familie und Kollegen, das Selbstwertgefühl. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Menschen lernen, ihre Selbstachtung unabhängig von der externen Bestätigung zu entwickeln und zu bewahren.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Selbstachtung ein fundamentaler Bestandteil des psychischen Wohlbefindens und der persönlichen Entwicklung ist. Sie beeinflusst, wie wir uns selbst wahrnehmen, wie wir mit anderen interagieren und wie wir auf die Herausforderungen des Lebens reagieren. Die Förderung von Selbstachtung erfordert sowohl die Akzeptanz eigener Schwächen und Fehler als auch die Anerkennung eigener Stärken und Erfolge. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist entscheidend für das Erreichen von Lebenszufriedenheit, Selbstverwirklichung und psychischer Resilienz.
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