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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Selbstregulation
Selbstregulation bezeichnet die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen bewusst zu steuern und an situative Anforderungen anzupassen. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologie und spielt eine entscheidende Rolle für das Erreichen langfristiger Ziele, das Erleben von Zufriedenheit und den Aufbau sozialer Beziehungen. Menschen nutzen Selbstregulation, um sich in stressigen Situationen zu beruhigen, Impulse zu kontrollieren, und sich auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren. Eine gut entwickelte Selbstregulation trägt dazu bei, dass Menschen zielgerichtet und flexibel agieren können, selbst wenn sie auf Herausforderungen oder unerwartete Hindernisse stoßen.
Die Selbstregulation besteht aus mehreren Komponenten, die eng miteinander verbunden sind. Eine dieser Komponenten ist die Impulskontrolle. Impulskontrolle bedeutet, spontane Reaktionen oder Handlungsimpulse zurückzuhalten und sie gegebenenfalls durch überlegte, bewusst gewählte Verhaltensweisen zu ersetzen. Dies ist zum Beispiel bei Kindern zu beobachten, die lernen, Impulse wie Wut oder Ungeduld zu regulieren, um angemessen auf ihre Umwelt zu reagieren. Eine weitere wichtige Komponente ist die Zielorientierung. Um sich selbst zu regulieren, müssen Menschen in der Lage sein, sich klare und erreichbare Ziele zu setzen und ihre Handlungen entsprechend zu steuern. Diese Komponente der Selbstregulation hilft dabei, Motivation aufzubauen und beizubehalten, auch wenn kurzfristige Verlockungen den langfristigen Zielen entgegenstehen.
Die Selbstregulation umfasst auch die Emotionsregulation, die es Menschen ermöglicht, ihre Gefühle zu erkennen, zu akzeptieren und auf gesunde Weise zu bewältigen. Emotionsregulation ist eine entscheidende Fähigkeit, um mit Stress, Frustration und anderen schwierigen Emotionen umzugehen. Menschen, die ihre Emotionen gut regulieren können, sind besser in der Lage, angemessen zu reagieren, anstatt impulsiv oder übermäßig stark auf Herausforderungen zu reagieren. Emotionsregulation fördert das Wohlbefinden und trägt zur psychischen Gesundheit bei, da sie hilft, belastende Emotionen zu mindern und positive Emotionen zu fördern.
Die Selbstregulation wird durch einen Prozess der Selbstbeobachtung, -bewertung und -reaktion unterstützt. Selbstbeobachtung bedeutet, die eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen kontinuierlich zu beobachten und zu reflektieren. Diese Beobachtung ist eine Voraussetzung, um die eigenen Reaktionen zu verstehen und darauf reagieren zu können. Die Selbstbewertung beinhaltet die Beurteilung des eigenen Verhaltens im Hinblick auf persönliche Ziele und Standards. In der Selbstreaktion werden schließlich Strategien zur Anpassung des Verhaltens umgesetzt, um das Verhalten an den gewünschten Standards auszurichten.
Ein bekanntes Modell, das die Selbstregulation beschreibt, ist das Modell der Handlungskontrolle von Julius Kuhl. Dieses Modell unterscheidet zwischen „Handlungsorientierung“ und „Lageorientierung“. Menschen mit einer Handlungsorientierung sind besser in der Lage, ihre Handlungen an ihre Ziele anzupassen und aktiv nach Lösungen zu suchen, während Personen mit einer Lageorientierung stärker dazu neigen, in problematischen Situationen zu verharren und sich von negativen Gedanken ablenken zu lassen. Eine ausgeprägte Handlungsorientierung unterstützt die Selbstregulation und fördert die Zielerreichung.
Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist nicht statisch, sondern kann durch gezieltes Training und Bewusstmachung verbessert werden. Techniken wie Achtsamkeitstraining, Atemübungen und das Erlernen von Entspannungstechniken können helfen, die Emotionsregulation und Impulskontrolle zu stärken. Auch das Setzen klarer und realistischer Ziele und die regelmäßige Reflexion der eigenen Fortschritte tragen zur Verbesserung der Selbstregulation bei.
Selbstregulation hat weitreichende Auswirkungen auf das tägliche Leben und die persönliche Entwicklung. Menschen mit einer gut entwickelten Selbstregulation haben oft mehr Erfolg bei der Erreichung ihrer persönlichen und beruflichen Ziele, da sie fokussiert und zielstrebig handeln können. Studien zeigen, dass eine starke Selbstregulation auch mit besserer psychischer und physischer Gesundheit verbunden ist, da sie hilft, Stress zu reduzieren und einen gesunden Lebensstil zu fördern.
Zusammenfassend ist Selbstregulation eine grundlegende Fähigkeit, die es Menschen ermöglicht, ihre Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen bewusst zu steuern und an ihre Ziele anzupassen. Sie unterstützt das Wachstum und die Anpassungsfähigkeit in verschiedenen Lebensbereichen und ist essenziell für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.
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