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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Stimulus
In der Psychologie bezeichnet der Begriff „Stimulus“ (Plural: Stimuli) einen Reiz oder eine äußerliche Einwirkung, die eine Reaktion oder ein Verhalten bei einem Organismus hervorruft. Ein Stimulus kann sowohl physikalischer als auch psychologischer Natur sein und beeinflusst die Wahrnehmung, das Denken und Handeln eines Individuums. Stimuli sind zentrale Konzepte in vielen Bereichen der Psychologie, insbesondere in der Wahrnehmungspsychologie, der Lernpsychologie und der Verhaltenstheorie.
Stimuli können vielfältiger Art sein. Sie können von der Umwelt kommen, wie Licht, Geräusche, Temperatur oder Gerüche, aber auch soziale Reize wie Gesten, Mimik oder verbale Kommunikation können als Stimuli wirken. Die Reaktion auf einen Stimulus kann dabei von der Art des Reizes sowie der individuellen Veranlagung und den Erfahrungen des Organismus abhängen. Ein Stimulus muss nicht zwangsläufig eine sofortige Reaktion hervorrufen, sondern kann auch eine Kettenreaktion von Wahrnehmung, Gedankengängen und Handlungen anstoßen.
In der klassischen und operanten Konditionierung, zwei der bekanntesten Lerntheorien in der Psychologie, spielt der Stimulus eine zentrale Rolle. Die klassische Konditionierung, die von Ivan Pavlov bekannt gemacht wurde, untersucht, wie ein neutraler Stimulus (zum Beispiel der Klang einer Glocke) in Verbindung mit einem unkonditionierten Stimulus (zum Beispiel dem Anblick von Futter) eine konditionierte Reaktion (wie Speichelfluss) hervorrufen kann. In diesem Prozess wird der neutrale Stimulus zu einem konditionierten Stimulus, der eine ähnliche Reaktion auslöst, wie der ursprünglich unbedingte Reiz.
Ein weiteres Beispiel ist die operante Konditionierung von B.F. Skinner, bei der ein Verhalten durch positive oder negative Verstärkungen oder Bestrafungen in Reaktion auf einen bestimmten Stimulus beeinflusst wird. Ein beliebtes Experiment hierzu ist das „Skinner-Box“-Experiment, bei dem Tiere in einer kontrollierten Umgebung bestimmte Reaktionen auf den Stimulus einer Hebelbetätigung zeigen, um eine Belohnung zu erhalten.
Es gibt auch eine Differenzierung zwischen verschiedenen Arten von Stimuli, abhängig davon, wie sie in Bezug auf das Verhalten oder die Wahrnehmung eines Individuums wirken. Ein unkonditionierter Stimulus (US) ist ein Reiz, der ohne vorherige Lernprozesse eine automatische, unwillkürliche Reaktion hervorruft, wie etwa das Heben des Fußes bei heißem Boden oder das Zusammenzucken bei lauten Geräuschen. Im Gegensatz dazu ist ein konditionierter Stimulus (CS) ein ursprünglich neutraler Reiz, der durch Assoziation mit einem unkonditionierten Stimulus eine ähnliche Reaktion hervorrufen kann, wie es bei Pavlovs Experimenten der Fall war.
Stimuli können auch in spezifische Kategorien unterteilt werden, basierend auf ihrer Intensität, Dauer und Art. Ein starker Stimulus erzeugt eine ausgeprägte Reaktion, während ein schwacher oder weniger intensiver Stimulus möglicherweise nur eine geringe oder keine Reaktion hervorruft. Ebenso kann ein Stimulus, der über einen längeren Zeitraum präsent ist, eine unterschiedliche Wirkung haben als ein plötzlicher, kurzer Reiz. Ein Beispiel für den Einfluss der Dauer eines Stimulus ist das Phänomen der sensorischen Adaption, bei dem die Wahrnehmung eines konstanten, nicht bedrohlichen Reizes im Laufe der Zeit nachlässt – etwa das Gewöhnen an das Rauschen von Verkehrslärm oder an das Tragen von Kleidung.
Ein relevanter Stimulus ist ein Reiz, der in einem bestimmten Kontext oder für eine bestimmte Aufgabe von Bedeutung ist und eine spezifische Reaktion hervorruft, während ein irrelevanter Stimulus keine bedeutende Reaktion erzeugt. In der Wahrnehmungspsychologie werden Reize oft als Teil von Stimulus-Stimulus-Relationen betrachtet, die die Art und Weise beschreiben, wie ein Organismus bestimmte Reize miteinander verknüpft, um Muster oder Beziehungen in seiner Umgebung zu erkennen.
In der Kognitionspsychologie wird untersucht, wie Menschen Reize verarbeiten und interpretieren. Der Prozess der Wahrnehmung umfasst die Entschlüsselung von Stimuli, die durch Sinnesorgane aufgenommen werden, und deren Bedeutung wird durch kognitive Prozesse wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Interpretation beeinflusst. Ein Beispiel dafür ist der visuelle Stimulus in der Wahrnehmung von Objekten und Szenen, bei dem das Gehirn verschiedene Merkmale wie Form, Farbe und Bewegung kombiniert, um ein kohärentes Bild zu erzeugen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Begriff „Stimulus“ in der Psychologie eine Schlüsselrolle in der Untersuchung von Wahrnehmung, Lernen und Verhalten spielt. Stimuli sind die äußeren oder inneren Reize, die eine Reaktion auslösen und das Verhalten eines Individuums beeinflussen. Sie können verschiedene Formen annehmen und auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden, was sie zu einem fundamentalen Konzept in vielen Bereichen der Psychologie macht, von der klassischen Konditionierung bis hin zur kognitiven Wahrnehmung und Lernforschung.
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