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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Wünsche

In der Psychologie bezeichnet der Begriff "Wünsche" die inneren Vorstellungen, Sehnsüchte oder Bedürfnisse eines Individuums, die mit dem Wunsch nach Veränderung, Erfüllung oder Verbesserung einer aktuellen Lebenssituation verbunden sind. Wünsche sind eng mit den emotionalen und kognitiven Prozessen eines Menschen verknüpft und spiegeln nicht nur die individuellen Bedürfnisse wider, sondern auch die Ideale, Träume und Ziele, die eine Person anstrebt. Sie sind eine Art Ausdruck des persönlichen Verlangens nach bestimmten Erfahrungen, Ereignissen oder Zuständen.

Wünsche können in verschiedenen Formen auftreten: Sie können auf materielle Objekte gerichtet sein, wie etwa das Verlangen nach einem bestimmten Besitz oder finanziellen Wohlstand, aber auch immaterielle Aspekte betreffen, etwa der Wunsch nach Liebe, Anerkennung, sozialer Zugehörigkeit oder persönlichem Wachstum. In der Psychologie wird häufig zwischen „oberflächlichen“ und „tiefen“ Wünschen unterschieden. Oberflächliche Wünsche beziehen sich oft auf kurzfristige oder äußere Belohnungen, während tiefere Wünsche mit den fundamentalen Bedürfnissen und Lebenszielen eines Menschen verbunden sind, wie etwa Selbstverwirklichung, Sinnfindung und langfristige Zufriedenheit.

Die Erforschung von Wünschen ist zentral für mehrere psychologische Theorien, die sich mit Motivation und persönlicher Entwicklung befassen. Die Bedürfnispsychologie von Abraham Maslow beispielsweise ordnet Wünsche innerhalb einer Hierarchie ein, wobei die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse, wie etwa physiologischer Sicherheit und sozialer Zugehörigkeit, Voraussetzung für die Entwicklung höherer Wünsche wie Selbstverwirklichung ist. In diesem Modell sind Wünsche nach Status, Erfolg und Zugehörigkeit auf den unteren Ebenen der Bedürfnispyramide angesiedelt, während Wünsche nach Kreativität und individueller Entfaltung eher die obersten Ebenen betreffen.

Wünsche spielen eine entscheidende Rolle in der Motivationspsychologie, da sie als Treiber des menschlichen Handelns verstanden werden. Nach der Selbstbestimmungstheorie von Edward Deci und Richard Ryan ist die Erfüllung grundlegender psychologischer Bedürfnisse (wie Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit) entscheidend für die Motivation und das Wohlbefinden. Wünsche entstehen aus einem Mangelzustand oder einer Diskrepanz zwischen dem gegenwärtigen Zustand und einem gewünschten Zustand. Sie motivieren den Menschen, bestimmte Handlungen zu unternehmen, um diesen Zustand zu erreichen. Ein Beispiel hierfür ist der Wunsch nach Erfolg, der eine Person dazu anregen kann, sich anzustrengen und Herausforderungen zu meistern.

Wünsche sind jedoch nicht immer bewusst und können auch in unbewussten Bereichen des Geistes verborgen sein. Besonders in der psychoanalytischen Theorie von Sigmund Freud spielen Wünsche eine zentrale Rolle als Ausdruck unbewusster Triebe und Konflikte. Freud postulierte, dass viele unserer Wünsche, insbesondere solche, die mit Sexualität, Aggression oder anderen grundlegenden Trieben zu tun haben, im Unbewussten verbleiben, um psychische Konflikte und unangenehme Gefühle zu vermeiden. Diese unbewussten Wünsche können in Träumen, Phantasien oder Fehlleistungen Ausdruck finden und sind oft der Ursprung psychischer Spannungen oder Störungen. In der Therapie, vor allem in der Psychoanalyse, wird versucht, diese unbewussten Wünsche aufzudecken und zu verstehen, um psychische Blockaden zu lösen.

Wünsche können auch in Form von Idealvorstellungen auftreten, die sich auf die Zukunft beziehen. Diese Vorstellungen von einem „besseren Leben“ oder einem „perfekten Selbst“ beeinflussen die Entscheidungen und das Verhalten einer Person erheblich. Die kognitive Dissonanztheorie von Leon Festinger erklärt, dass Menschen, die in Konflikt mit ihren Wünschen oder Idealen stehen, oft unbewusste Mechanismen entwickeln, um diese Diskrepanzen zu reduzieren. Menschen passen ihre Einstellungen oder ihr Verhalten an, um die Übereinstimmung mit ihren gewünschten Zielen oder Vorstellungen zu maximieren.

Ein weiterer wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Wünschen ist das Thema der unrealistischen Wünsche oder Wunschvorstellungen. Diese beziehen sich auf Wünsche, die schwer oder unmöglich zu erreichen sind, wie etwa der Wunsch nach ewiger Jugend oder einer idealisierten Vorstellung von einem perfekten Leben. Solche unrealistischen Wünsche können zu Enttäuschungen führen, wenn sie nicht erfüllt werden, und in einigen Fällen sogar zu psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen beitragen. In der kognitiven Verhaltenstherapie wird häufig daran gearbeitet, realistischere und erreichbare Ziele zu setzen, um den Wunsch nach Veränderung auf eine gesunde und konstruktive Weise zu unterstützen.

Wünsche sind zudem eng mit dem Konzept der Lebensziele verbunden. Die Psychologie unterscheidet zwischen extrinsischen Wünschen (die von äußeren Belohnungen und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt sind, wie etwa Ruhm, Reichtum oder gesellschaftlicher Status) und intrinsischen Wünschen (die aus der persönlichen Erfüllung und dem inneren Wachstum hervorgehen, wie etwa das Streben nach Wissen, emotionaler Erfüllung oder Selbstverwirklichung). Forschung hat gezeigt, dass das Streben nach intrinsischen Zielen oft mit höherem Wohlbefinden und einer positiveren Lebensbewertung verbunden ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wünsche in der Psychologie ein zentrales Element menschlichen Handelns darstellen. Sie sind nicht nur Ausdruck von Bedürfnissen und Sehnsüchten, sondern auch von inneren Konflikten und persönlichen Zielen. Ihre Komplexität und Vielschichtigkeit spiegeln sich in ihrer Fähigkeit wider, das Verhalten zu beeinflussen, aber auch in der Notwendigkeit, diese Wünsche in Einklang mit der Realität und den eigenen Ressourcen zu bringen, um psychisches Wohlbefinden zu fördern.

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