crossorigin="anonymous">
top of page

Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Wahrnehmungsstörung

Wahrnehmungsstörungen bezeichnen eine Reihe von psychischen und neurologischen Störungen, bei denen die Fähigkeit eines Individuums, sensorische Informationen korrekt zu interpretieren, beeinträchtigt ist. Diese Störungen können unterschiedliche Sinne betreffen, einschließlich des Sehens, Hörens, Schmeckens, Riechens und Tastsinns. Sie können zu falschen oder verzerrten Wahrnehmungen führen und beeinflussen, wie eine Person ihre Umwelt erlebt. Wahrnehmungsstörungen können in verschiedenen Kontexten auftreten, sowohl in psychischen Erkrankungen als auch als Folge von neurologischen Erkrankungen oder Traumata.

Die Ursachen für Wahrnehmungsstörungen sind vielfältig und können in physikalischen, psychologischen oder neurologischen Faktoren liegen. Neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, Gehirnverletzungen oder Tumore können bestimmte Bereiche des Gehirns schädigen, die für die Verarbeitung sensorischer Informationen verantwortlich sind. Auch psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depressionen können zu Wahrnehmungsstörungen führen, indem sie die Art und Weise verändern, wie Menschen ihre Umgebung interpretieren.

Ein typisches Beispiel für eine Wahrnehmungsstörung ist die Halluzination, bei der eine Person Sinneswahrnehmungen hat, die nicht mit der realen Welt übereinstimmen. Diese können visuell (z. B. das Sehen von nicht existierenden Objekten oder Personen), akustisch (z. B. Stimmen hören) oder in anderen Sinnesmodalitäten auftreten. Halluzinationen sind ein häufiges Symptom bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, können aber auch bei neurologischen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit oder bei Drogenmissbrauch auftreten.

Neben Halluzinationen gibt es auch Verzerrungen der Wahrnehmung, bei denen die Umwelt korrekt wahrgenommen wird, aber die Interpretation dieser Wahrnehmungen verzerrt oder fehlgeleitet ist. Ein Beispiel hierfür ist die agnosie, eine Störung, bei der eine Person Objekte oder Gesichter nicht richtig erkennen kann, obwohl ihre Sinnesorgane intakt sind. Menschen mit visueller Agnosie haben Schwierigkeiten, vertraute Gegenstände oder Gesichter zu identifizieren, auch wenn sie diese sehen können.

Ein weiteres Beispiel ist die Prosopagnosie, auch als Gesichtsblindheit bekannt, bei der Betroffene Schwierigkeiten haben, Gesichter zu erkennen, obwohl ihre Sehkraft normal ist. Diese Störung tritt häufig nach Schäden im Temporallappen des Gehirns auf, der für die Gesichtserkennung zuständig ist.

Wahrnehmungsstörungen können auch im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Raum und Zeit auftreten. Die räumliche Wahrnehmung ist für die Orientierung im Raum und die Beurteilung von Entfernungen und Positionen von Objekten von zentraler Bedeutung. Störungen in diesem Bereich können dazu führen, dass eine Person Schwierigkeiten hat, ihre Bewegung im Raum zu koordinieren oder Entfernungen falsch einzuschätzen. Dies ist häufig bei Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit oder nach Schlaganfällen zu beobachten.

Ein weiteres Phänomen sind die sogenannten "phantom limb"-Phänomene, die nach dem Verlust eines Körperteils auftreten. Menschen, die ein Gliedmaß durch Amputation verloren haben, berichten häufig von Schmerzen, Jucken oder anderen Sinneseindrücken, die in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil auftreten. Diese Art der Wahrnehmungsstörung wird durch die Umstrukturierung des Gehirns verursacht, das weiterhin neuronale Repräsentationen des verlorenen Gliedes aufrechterhält.

Wahrnehmungsstörungen können sowohl vorübergehend als auch chronisch sein und variieren in ihrer Schwere. Sie stellen oft eine große Herausforderung für die betroffenen Individuen dar, da sie die Fähigkeit zur Interaktion mit der Umwelt und die Wahrnehmung der eigenen Identität beeinträchtigen können. Die Behandlung von Wahrnehmungsstörungen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab und kann sowohl medikamentöse als auch therapeutische Ansätze umfassen. In vielen Fällen ist eine multidisziplinäre Behandlung erforderlich, die neurologische, psychologische und sozialtherapeutische Interventionen kombiniert, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Fähigkeit zur sozialen Interaktion und zum täglichen Leben zu unterstützen.

Die Erforschung von Wahrnehmungsstörungen ist ein wichtiger Bestandteil der neurologischen und psychologischen Forschung. Sie hilft nicht nur, das Verständnis für die Funktionsweise des menschlichen Gehirns zu vertiefen, sondern auch, Behandlungsstrategien für betroffene Patienten zu entwickeln, die ihnen helfen, mit den Herausforderungen einer veränderten Wahrnehmung umzugehen.

bottom of page