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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung
Yerkes, Robert
Robert Mearns Yerkes (1876–1956) war ein US-amerikanischer Psychologe und Primatenforscher, der maßgeblich zur Entwicklung der Psychologie als Wissenschaftsdisziplin beigetragen hat. Bekannt wurde er durch seine Arbeiten in den Bereichen der Intelligenzforschung, der vergleichenden Psychologie und der Verhaltensforschung, insbesondere durch das nach ihm und John Dillingham Dodson benannte Yerkes-Dodson-Gesetz. Dieses Gesetz beschreibt den Zusammenhang zwischen Erregungsniveau und Leistungsfähigkeit und gehört zu den grundlegenden Konzepten in der Psychologie der Motivation.
Yerkes’ Karriere begann mit Studien über die menschliche Intelligenz und das Verhalten, wobei er sich zunehmend der vergleichenden Psychologie, also dem Vergleich des Verhaltens verschiedener Spezies, zuwandte. In den frühen 1900er Jahren entwickelte er eine tiefgehende Faszination für die Erforschung von Primaten und deren Verhalten, was ihn zu einem Pionier in der Primatologie machte. Seine Bemühungen in diesem Bereich führten zur Gründung eines der ersten großen Primatenforschungszentren, dem Yerkes National Primate Research Center, das noch heute eine bedeutende Institution für die Erforschung von Primaten ist. Seine Arbeiten zur Intelligenz von Tieren und zum Vergleich menschlicher und tierischer Intelligenz legten den Grundstein für viele spätere Forschungen in der kognitiven und vergleichenden Psychologie.
Ein weiterer wichtiger Beitrag von Yerkes zur Psychologie war seine Beteiligung an der Entwicklung von Intelligenztests während des Ersten Weltkriegs. Als Vorsitzender des Ausschusses für psychologische Tests in der Armee war Yerkes federführend an der Entwicklung des „Army Alpha“- und des „Army Beta“-Tests beteiligt, die zur Bewertung der Intelligenz von Millionen amerikanischer Soldaten eingesetzt wurden. Diese Tests waren die ersten groß angelegten psychometrischen Untersuchungen und trugen maßgeblich dazu bei, psychologische Tests in den Mainstream zu überführen. Sie wurden zur Grundlage moderner Intelligenztests und prägten die wissenschaftliche Erforschung von Intelligenz in den kommenden Jahrzehnten.
Das Yerkes-Dodson-Gesetz, eine der bekanntesten Entdeckungen Yerkes', beschreibt den Zusammenhang zwischen der Höhe der Erregung und der Leistung in bestimmten Aufgaben. Laut diesem Gesetz führt ein moderates Maß an Erregung zu optimaler Leistungsfähigkeit, während zu hohe oder zu niedrige Erregungsniveaus die Leistung beeinträchtigen. Diese Theorie wird häufig zur Erklärung von Stress und seiner Auswirkungen auf die menschliche Leistung herangezogen und ist insbesondere im Bereich der Arbeitspsychologie und des Stressmanagements von großer Bedeutung. Die Erkenntnisse des Yerkes-Dodson-Gesetzes werden auch in anderen Feldern wie der Sportpsychologie und der Organisationspsychologie genutzt.
Yerkes war außerdem ein entschiedener Befürworter des Behaviorismus, insbesondere in der frühen Phase seiner Karriere, und betonte die Bedeutung objektiver, beobachtbarer Verhaltensdaten in der psychologischen Forschung. Trotz seiner behavioristischen Ausrichtung erkannte er später die Bedeutung innerer Zustände und kognitiver Prozesse, insbesondere in seiner Arbeit mit Primaten, an. Seine Arbeit beeinflusste zahlreiche nachfolgende Psychologen und Verhaltensforscher, die sowohl die Perspektiven des Behaviorismus als auch die der kognitiven Psychologie weiterentwickelten.
Sein Vermächtnis ist vielfältig und weitreichend: Robert Yerkes trug entscheidend zur Professionalisierung der Psychologie bei, etablierte neue Forschungsfelder und hinterließ eine bedeutende institutionelle Infrastruktur für die Primatenforschung. Yerkes gilt als eine einflussreiche Figur der amerikanischen Psychologie und Primatologie, deren Arbeiten und Theorien bis heute in der psychologischen Wissenschaft Relevanz haben.
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