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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Zönästhesie

Zönästhesie ist ein Begriff aus der Psychologie und Medizin, der sich auf ungewöhnliche, oft unangenehme und schwer zu beschreibende Körperempfindungen bezieht, die bei betroffenen Personen auftreten. Diese Empfindungen sind oftmals diffus und entziehen sich einer klaren Lokalisierbarkeit, weshalb sie nicht genau einem bestimmten Körperbereich zugeordnet werden können. Sie werden als tief im Körper liegend und daher subjektiv als "innerlich" empfunden. Die betroffenen Personen beschreiben Zönästhesien häufig als Kribbeln, Brennen, Druckgefühl oder als andere unangenehme Empfindungen, die jedoch keiner bekannten physischen Ursache zugeordnet werden können.

Der Begriff Zönästhesie leitet sich aus den griechischen Wörtern "zôon" (lebendes Wesen) und "aisthesis" (Wahrnehmung) ab und wird insbesondere im Rahmen psychiatrischer Diagnosen verwendet, etwa bei bestimmten Formen von Schizophrenie oder anderen psychotischen Störungen. In solchen Kontexten sind Zönästhesien häufig ein Bestandteil von sogenannten Körperhalluzinationen. Dabei handelt es sich um Empfindungen, die das normale Körpergefühl übersteigen und von den betroffenen Personen als ungewöhnlich oder sogar fremdartig wahrgenommen werden. Sie empfinden beispielsweise, dass Organe sich bewegen oder dass ihre Körperteile sich von innen verändern. Solche Wahrnehmungen können stark beeinträchtigend und belastend sein, da sie ein Gefühl des Kontrollverlusts über den eigenen Körper hervorrufen können.

Zönästhesien sind für diagnostische Zwecke besonders relevant, da sie nicht nur ein Symptom darstellen, sondern auch einen Hinweis auf das Vorliegen bestimmter psychischer Erkrankungen geben können. Insbesondere in der Psychiatrie können sie als Indikator für Schizophrenie dienen, da sie häufig in Verbindung mit anderen psychotischen Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen auftreten. Bei der Diagnostik sind Zönästhesien daher ein Teil der körperbezogenen Symptomatik, die zusammen mit anderen Kriterien das Vorliegen einer psychotischen Störung unterstützen kann. Allerdings kommen Zönästhesien nicht ausschließlich bei psychischen Erkrankungen vor; auch bei körperlichen Erkrankungen, insbesondere neurologischen Erkrankungen wie der Epilepsie, Multiple Sklerose oder Migräne, können sie auftreten und bedürfen daher einer differenzierten Betrachtung und Abklärung.

Die Entstehung von Zönästhesien ist wissenschaftlich noch nicht vollständig verstanden. Einigen Hypothesen zufolge können neurobiologische Dysfunktionen, wie Störungen der neuronalen Signalverarbeitung im Gehirn, eine Rolle spielen. Es wird vermutet, dass besonders jene Gehirnareale betroffen sind, die für das Körperbild und die sensorische Integration zuständig sind. Dazu gehören der somatosensorische Kortex und Teile des limbischen Systems. Diese Hypothese wird von bildgebenden Verfahren unterstützt, die eine erhöhte Aktivität in bestimmten Gehirnregionen während des Erlebens von Zönästhesien zeigen. Diese Forschungsansätze weisen darauf hin, dass Zönästhesien möglicherweise durch eine fehlerhafte Verarbeitung von sensorischen Informationen verursacht werden, die im Gehirn fehlinterpretiert oder übersteigert wahrgenommen werden.

Die Behandlung von Zönästhesien hängt von den zugrunde liegenden Ursachen ab und erfordert daher eine sorgfältige Diagnostik. Liegen psychische Erkrankungen wie eine Schizophrenie oder andere psychotische Störungen vor, kann eine Therapie mit Antipsychotika oder anderen Psychopharmaka sinnvoll sein, die die Symptome lindern und das Empfinden stabilisieren. Bei körperlichen Ursachen, wie neurologischen Erkrankungen, erfolgt die Behandlung oft symptomorientiert mit Maßnahmen, die auf die Reduzierung der Empfindungsstörungen abzielen. Neben medikamentösen Therapien können auch psychotherapeutische Verfahren, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, hilfreich sein, um den Umgang mit den belastenden Empfindungen zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Insgesamt ist die Zönästhesie ein komplexes Phänomen, das verschiedene Disziplinen betrifft und sowohl in der Psychiatrie als auch in der Neurologie und der psychosomatischen Medizin Beachtung findet. Ihr Verständnis ist herausfordernd, da sie im Spannungsfeld zwischen körperlichen und psychischen Prozessen steht. Die Forschung auf diesem Gebiet ist noch in vollem Gange und hat in den letzten Jahren durch die Weiterentwicklung bildgebender Verfahren und die neurobiologische Forschung an Bedeutung gewonnen.

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