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Fachbereich Psychologie
Begriffserklärung

Psychologie

Zivilisationskrankheit

Zivilisationskrankheiten, auch als „Wohlstandskrankheiten“ oder „moderne Krankheiten“ bezeichnet, sind Erkrankungen, deren Ursachen eng mit den Lebensbedingungen in industrialisierten und technologisch fortgeschrittenen Gesellschaften verknüpft sind. Sie sind das Ergebnis einer Lebensweise, die sich durch Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Stress und Umweltbelastungen auszeichnet und die natürlichen Lebensgewohnheiten des Menschen in vielfacher Hinsicht überfordert. Typische Beispiele für Zivilisationskrankheiten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, bestimmte Krebsarten, Adipositas (Fettleibigkeit), Depressionen und Burnout. Im Gegensatz zu Infektionskrankheiten, die vorwiegend durch Bakterien, Viren oder andere Erreger ausgelöst werden, entstehen Zivilisationskrankheiten in erster Linie durch langfristig ungesunde Lebensgewohnheiten und äußere Umwelteinflüsse.

Ernährung und Bewegungsmangel sind zentrale Ursachen vieler Zivilisationskrankheiten. In wohlhabenden Ländern haben viele Menschen Zugang zu einer Fülle von hochkalorischen, verarbeiteten Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Zucker, Salz und gesättigten Fetten, die oft nur wenig Nährstoffe liefern. Eine solche Ernährung führt bei vielen Menschen zu Übergewicht und erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Bluthochdruck. Der Mangel an regelmäßiger Bewegung verstärkt diese Problematik zusätzlich, da körperliche Inaktivität den Stoffwechsel verlangsamt und die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems erhöht. Im Gegensatz zu früheren Generationen, die für tägliche Aktivitäten meist körperlich arbeiten mussten, ermöglicht die heutige Gesellschaft einen überwiegend sitzenden Lebensstil, was das Risiko für chronische Erkrankungen zusätzlich erhöht.

Auch Stress und psychische Belastungen spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Zivilisationskrankheiten. Die moderne Arbeitswelt, geprägt von einem hohen Leistungsdruck, langen Arbeitszeiten und ständigem Konkurrenzdruck, führt bei vielen Menschen zu chronischem Stress. Der Verlust von festen sozialen Strukturen und die immer stärkere Digitalisierung und Mobilität können ebenfalls zur Isolation und psychischen Überlastung beitragen. Chronischer Stress kann sich negativ auf das Immunsystem auswirken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, Depressionen und Burnout erhöhen. Viele Menschen greifen in stressreichen Phasen auf ungesunde Bewältigungsstrategien wie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum oder ungesunde Ernährung zurück, was das Risiko für Zivilisationskrankheiten weiter steigert.

Umweltfaktoren spielen eine weitere wichtige Rolle. Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Schadstoffe in Lebensmitteln oder im Trinkwasser sind ebenfalls Faktoren, die moderne Gesellschaften betreffen und die Entstehung von Zivilisationskrankheiten begünstigen können. Die Exposition gegenüber Schadstoffen wie Feinstaub oder Chemikalien erhöht das Risiko für Atemwegserkrankungen, Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf die Gesundheit sind häufig schwer nachzuweisen, da sie meist schleichend und in Kombination mit anderen Faktoren auftreten. Dennoch hat die Forschung gezeigt, dass Menschen in städtischen Gebieten, die stark belastet sind, ein höheres Risiko für bestimmte Erkrankungen aufweisen.

Die Folgen der Zivilisationskrankheiten sind weitreichend und betreffen nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch die Gesundheits- und Sozialsysteme. Chronische Krankheiten erfordern oft langfristige medizinische Betreuung und sind mit hohen Kosten für die Gesundheitsversorgung verbunden. Da die Lebenserwartung der Menschen steigt, nehmen auch die Belastungen durch chronische Krankheiten zu. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für die Prävention und die Notwendigkeit, gesunde Lebensweisen zu fördern. Gesundheitsprogramme, die auf eine bessere Ernährung, mehr Bewegung und eine Reduzierung von Stress abzielen, haben das Ziel, den Anstieg von Zivilisationskrankheiten einzudämmen und die Bevölkerung für die Risiken eines ungesunden Lebensstils zu sensibilisieren.

Prävention und Lebensstiländerung sind daher zentrale Ansätze zur Bekämpfung von Zivilisationskrankheiten. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung, der Abbau von Stress und der Verzicht auf ungesunde Genussmittel wie Alkohol und Tabak können das Risiko für diese Erkrankungen deutlich reduzieren. Auf gesellschaftlicher Ebene können Maßnahmen wie die Förderung eines gesunden Arbeitsplatzes, der Ausbau von Grünflächen und Sportanlagen in Städten sowie öffentliche Kampagnen zur Gesundheitsförderung langfristig zu einer besseren öffentlichen Gesundheit beitragen.

Zusammenfassend sind Zivilisationskrankheiten Krankheiten, die eng mit modernen Lebensweisen und Umweltfaktoren verknüpft sind. Die Bekämpfung dieser Erkrankungen erfordert sowohl individuelle Maßnahmen zur Lebensstiländerung als auch gesellschaftliche Veränderungen, die eine gesündere Umwelt und ein gesundheitsförderliches Lebensumfeld unterstützen. Die Forschung zu Zivilisationskrankheiten und deren Prävention bleibt ein zentrales Anliegen der Medizin und Gesundheitswissenschaften, da die Auswirkungen auf die Gesellschaft tiefgreifend sind und eine nachhaltige Gesundheitsstrategie erfordern.

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