Jemand sagt vor einer Prüfung: „Ach, das wird eh nix. Ich fall sowieso durch.“ – Noch bevor es überhaupt losgeht, hat er innerlich schon kapituliert. Herzlichen Glückwunsch, du hast gerade live einen Fall von Defätismus erlebt.

Der Begriff stammt vom französischen défaite = Niederlage und beschreibt eine Haltung der mutlosen Kapitulation, oft noch bevor der eigentliche Kampf begonnen hat. Defätismus ist quasi der pessimistische Cousin von Realismus – nur mit deutlich weniger Elan und Optimismus.

Ursprünglich stammt das Wort aus dem militärischen Kontext. Ein defätistischer Offizier wäre einer, der seinen Truppen einflößt: „Wir verlieren sowieso, also warum überhaupt kämpfen?“ – und damit mehr Schaden anrichtet als der Gegner selbst. Kein Wunder also, dass Defätismus in Kriegszeiten als fast schon gefährliche Haltung galt, die ganze Armeen demoralisieren konnte.

Heute wird der Begriff auch außerhalb des Schlachtfelds benutzt – in Politik, Wirtschaft oder Alltagssituationen. Etwa wenn jemand jede Veränderung im Keim erstickt mit Sätzen wie „Das bringt doch eh nichts“ oder „Die anderen sind eh stärker“. Defätismus ist wie ein nasses Handtuch, das auf jede Motivation geworfen wird.

Psychologisch betrachtet steckt dahinter oft eine Mischung aus Angst, Selbstschutz und erlernter Hilflosigkeit. Lieber gar nicht erst hoffen, als enttäuscht werden. Lieber klein beigeben, als sich eine Blöße geben. Klingt bekannt? Willkommen im Club der vorsorglichen Aufgeber.

Aber: Defätismus kann auch entlarvend sein – etwa wenn er übertriebenen Optimismus ausbalanciert oder aufzeigt, dass der Kaiser gar keine Kleider anhat. In Maßen ist also sogar er nützlich – aber wer ihn zur Lebenshaltung macht, verpasst die Chance, überhaupt mal zu gewinnen.