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Genetischer Determinismus

Biologie & Ethik

Eine menschliche Figur besteht aus Puzzleteilen, von denen einige vollständig mit DNA-Strängen gefüllt sind, während andere leer oder nur skizziert erscheinen. Die Szene visualisiert auf kreative Weise das Zusammenspiel von Genetik und Entwicklung – nicht alles ist festgelegt, manches entsteht noch.

Hast du schon mal jemanden sagen hören: „Das liegt halt in meinen Genen!“? Vielleicht bei schlechtem Orientierungssinn, einem Hang zu Schokolade oder der Unfähigkeit, bei Katzenvideos nicht zu weinen. Klingt plausibel – ist aber oft ein bisschen zu einfach. Willkommen beim genetischen Determinismus, dem Glauben, dass unsere Gene nicht nur etwas, sondern alles bestimmen: Persönlichkeit, Intelligenz, Sexualität, sogar unser Schicksal.


In seiner extremen Form klingt genetischer Determinismus fast wie ein pseudowissenschaftliches Horoskop: Du bist so, wie du bist, weil dein Genom es so will – Ende der Diskussion. Kein Platz für Umwelteinflüsse, Erziehung, Bildung oder freie Entscheidungen. Nur DNA, die dich in Richtung deines unausweichlichen Lebensweges schubst. Spoiler: So simpel ist das Leben dann doch nicht.


Der Begriff stammt aus der Verknüpfung von Genetik (also dem Bauplan des Lebens) und Determinismus, einer philosophischen Sichtweise, nach der alles durch Ursachen festgelegt ist. Im genetischen Kontext bedeutet das: Gene = Ursache, du = Wirkung.


Klingt erstmal logisch, oder? Schließlich beeinflussen Gene wirklich viel – von der Augenfarbe über bestimmte Erkrankungsrisiken bis hin zur Fähigkeit, Koriander zu mögen (ja, das ist tatsächlich genetisch!). Aber: Die moderne Wissenschaft hat längst gezeigt, dass Gene nur einen Teil des Puzzles liefern. Das Umfeld, die Erfahrungen und selbst der Zufall spielen genauso mit.


Ein einfaches Beispiel: Stell dir Gene als die Baupläne für ein Haus vor. Sie bestimmen, welche Räume möglich sind – aber wie das Haus am Ende aussieht, hängt davon ab, wie gebaut wird: Welche Materialien da sind, wie das Wetter spielt, welche Handwerker am Werk sind. Und manchmal wird auch einfach spontan eine Wand eingerissen.


Außerdem gibt’s da noch das spannende Feld der Epigenetik – also der Frage, wie Gene ein- oder ausgeschaltet werden können, je nachdem, was im Körper oder der Umwelt passiert. Stress, Ernährung oder Kindheitserfahrungen können Einfluss darauf nehmen, welche Gene sich entfalten dürfen und welche lieber ein Nickerchen machen.


Warum ist das wichtig? Weil ein übertriebener Glaube an genetischen Determinismus gefährlich sein kann. Er kann zu Vorurteilen führen („Der ist halt genetisch so – da kann man nix machen“) oder soziale Ungleichheiten biologisch rechtfertigen. 


Besonders brisant wird es, wenn es um Themen wie Intelligenz, Kriminalität oder ethnische Unterschiede geht. Da wurde (und wird) leider viel Unsinn verbreitet – oft mit katastrophalen Folgen.


Fazit: Gene sind wichtig, aber sie sind nicht das letzte Wort. Wir sind keine Marionetten unserer DNA – eher Co-Autor*innen unseres Lebens, mit einem ziemlich interessanten Startkapitel.

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