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Lichtenberg-Figur

Physikalische Phänomene

Ein durchsichtiger Acrylblock steht auf dunklem Untergrund, im Inneren leuchtet eine verzweigte Lichtenberg-Figur in elektrisch blau-weißem Licht – wie ein eingefrorener Blitz.

Was passiert, wenn ein Blitz sich seinen Weg bahnt – nicht durch den Himmel, sondern durch einen festen Körper wie Acrylglas oder sogar menschliche Haut? Dann hinterlässt er ein spektakuläres Muster, das aussieht wie ein gefrorener Ast, ein Nervengeflecht oder ein feuriger Farn. Dieses Muster nennt man eine Lichtenberg-Figur – ein elektrisches Selfie der besonderen Art.


Benannt ist sie nach dem deutschen Physiker Georg Christoph Lichtenberg, der im 18. Jahrhundert mehr als nur kluge Aphorismen schrieb. Beim Herumexperimentieren mit Elektrophorplatten und Harzstaub stellte er fest: Wenn man elektrisch geladene Körper auf Isolatoren entlädt, entstehen blitzartige Verzweigungsmuster – eine Art eingefrorener Blitzabdruck. Voilà, die Lichtenberg-Figur war geboren.


Heute kennen wir zwei Hauptformen:

  1. Oberflächenmuster, die z. B. auf Staub oder fotografischen Platten sichtbar werden – das ist die klassische Lichtenberg-Figur aus dem Labor.

  2. Eingebrannte Figuren in festen Materialien wie Plexiglas oder Acryl, bei denen durch Hochspannung elektrische Entladungen im Inneren stattfinden. Das nennt man dann auch gern Blitz in der Flasche – optisch ein echtes Spektakel.


Und dann gibt es noch eine dritte, eher unheimliche Variante: die Lichtenberg-Figuren auf menschlicher Haut. Diese entstehen manchmal nach einem Blitzschlag oder einem Stromunfall. Der Strom bahnt sich dabei den Weg durch die Körperflüssigkeiten und hinterlässt auf der Haut baumartige Rötungen, sogenannte kutanen Lichtenberg-Figuren. Das ist medizinisch betrachtet ein Hautphänomen – aber optisch eine Mischung aus Biologie und Gewittergrafik. Meist verschwinden sie nach wenigen Stunden, aber ihr Anblick bleibt im Gedächtnis.


Was physikalisch dahintersteckt: elektrische Felder mit hoher Spannung erzeugen sogenannte Koronaentladungen oder Durchschläge. Dabei entlädt sich die Spannung nicht in einem sauberen Strahl, sondern in einem komplex verzweigten Pfad – und genau dieser Pfad wird durch Hitze, Licht oder Materialveränderung sichtbar gemacht.


Man kann Lichtenberg-Figuren heute sogar gezielt erzeugen – in Kunstprojekten, Wissenschaftsausstellungen oder als faszinierende Glasobjekte. Dazu wird z. B. ein Acrylblock mit einem Elektronenstrahl aufgeladen, bis er an einem Punkt durchbricht. Der Knall ist beachtlich – das Ergebnis wunderschön.


Ob als physikalisches Studienobjekt, medizinisches Warnsignal oder einfach als elektrischer Fingerabdruck: Die Lichtenberg-Figur ist der Beweis dafür, dass Naturgewalten nicht nur zerstören, sondern manchmal auch kunstvoll „zeichnen“.

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