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Neandertaler

Paläoanthropologie & Menschheitsgeschichte

Ein moderner Mensch schaut in den Spiegel – im Spiegelbild erscheint ein Neandertaler mit sanftem Blick, als Metapher für unsere genetische Verbindung.

Der Neandertaler ist so ein bisschen der „vergessene Cousin“ in unserer menschlichen Familiengeschichte – oft verspottet als zotteliger Höhlenmensch mit Keule und Stirnglatze. Aber die Wissenschaft sagt: Der Kerl hatte’s drauf! Und er war uns moderneren Menschen – Homo sapiens – viel ähnlicher als lange gedacht.


Sein Name stammt übrigens vom Neandertal bei Düsseldorf, wo 1856 die ersten Überreste gefunden wurden. Offiziell trägt er den Namen Homo neanderthalensis, lebte vor rund 400.000 bis 40.000 Jahren in Europa und Teilen Asiens – also zur gleichen Zeit wie unsere Vorfahren.


Was den Neandertaler auszeichnete?


– Ein robuster Körperbau (nicht klein, aber kräftig wie ein olympischer Ringer).
– Ein größeres Gehirnvolumen als beim heutigen Menschen (!), aber anders organisiert.
– Und die Fähigkeit, Feuer zu machen, Werkzeuge zu bauen, Tiere zu jagen, Schmuck herzustellen und sogar seine Toten zu bestatten.


Ja, richtig gelesen: Der Neandertaler war kein dumpfer Brüllaffe, sondern konnte vermutlich sprechen, sich künstlerisch ausdrücken und hatte ein soziales Gefüge. Funde von bearbeiteten Muscheln, Farbpigmenten und Werkzeugen zeigen: Hier war jemand unterwegs, der nicht nur überleben, sondern gestalten wollte.

Was wurde also aus ihm?


Tja, vor rund 40.000 Jahren war Schluss. Die genauen Gründe sind bis heute nicht abschließend geklärt. Vielleicht war es der Klimawandel. Vielleicht die Konkurrenz mit dem modernen Menschen. Vielleicht ein Cocktail aus beidem.

Aber: Ganz weg ist er nicht!


Durch die Vermischung mit Homo sapiens – ja, da lief was – tragen heutige Menschen außerhalb Afrikas noch 1–3 % Neandertaler-DNA in sich. Je nach Genregion betrifft das etwa unser Immunsystem, unsere Haut oder sogar unsere Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten.


Und noch was: Der Neandertaler hatte Kultur, Mitgefühl und Überlebenskunst. Er hat sich angepasst, gewandert, in kalten Höhlen gelebt und Mammuts gejagt. Die Vorstellung vom grunzenden Wilden? Ein Mythos aus dem 19. Jahrhundert, als man meinte, Geschichte müsse linear vom „primitiven“ zum „zivilisierten“ Menschen verlaufen. Heute wissen wir: Die Realität ist vielschichtiger – und der Neandertaler verdient mehr Respekt.

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