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Oxymoron

Sprache & Linguistik

Ein gespaltenes Herz, halb aus schmelzendem Eis, halb aus flackernden Flammen – in der Mitte leuchtet der Schriftzug „bittersüß“.

Ein Oxymoron ist wie ein Paar, das sich ständig streitet – aber einfach nicht voneinander lassen kann. Zwei Wörter, die sich scheinbar logisch widersprechen, aber in Kombination erstaunlich gut funktionieren. Klassiker gefällig? „Hassliebe“, „beredtes Schweigen“, „organisiertes Chaos“. Klingt erstmal schräg – ist aber ein echtes Stilmittel mit Tiefgang.


Der Begriff kommt aus dem Griechischen: „oxys“ (scharf, spitz) und „moros“ (dumm, töricht) – also wörtlich ein „scharfsinniger Unsinn“. Und genau das beschreibt’s ziemlich gut: Ein Oxymoron bringt Gegensätze zusammen, um damit Spannung, Ironie oder auch poetische Tiefe zu erzeugen.


In der Alltagssprache begegnen uns Oxymora ständig – mal unbewusst („offenes Geheimnis“), mal ganz bewusst als rhetorischer Kniff. Besonders beliebt sind sie in Werbung, Politik und Popkultur. Wer erinnert sich nicht an Herbert Grönemeyers „Männer – sind auch nur Menschen“? Oder an paradoxe Buchtitel wie „Schöne neue Welt“ (Aldous Huxley) oder „Schrecklich nett“?


Sprachlich gesehen sind Oxymora kleine Provokateure. Sie fordern uns auf, um die Ecke zu denken: Wie kann etwas gleichzeitig alt und neu sein? Oder süß und bitter? Genau das macht sie so charmant – sie bringen das Gehirn dazu, zwei widersprüchliche Konzepte gleichzeitig zu denken, und eröffnen dadurch neue Perspektiven.


Im Gegensatz zum Paradoxon (das meist ganze Sätze betrifft) ist das Oxymoron kompakt: Zwei Worte, maximaler Widerspruch. Und genau deshalb liebt es auch die Lyrik: Denn wo Logik endet, beginnt oft die Poesie.


Ob also „bittersüß“, „geliebter Feind“ oder „intelligenter Unsinn“ – das Oxymoron zeigt: Sprache darf widersprüchlich sein. Und manchmal sagt ein Widerspruch eben mehr als tausend eindeutige Worte.

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