Sie wird manchmal romantisch verklärt, oft eklig unterschätzt und selten richtig gewürdigt: die Plazenta. Auch als „Mutterkuchen“ bekannt (ja, das Wort ist so appetitlich wie ein kalter Leberwurstsalat), ist sie das einzige Organ, das wir Menschen neu bilden – und wieder loswerden. Und das jedes Mal, wenn jemand schwanger ist. Ziemlich beeindruckend, oder?
Die Plazenta entsteht ab dem Zeitpunkt der Einnistung eines befruchteten Eis in die Gebärmutterschleimhaut. Sie ist dabei weder ganz „mütterlich“ noch ganz „kindlich“, sondern ein gemeinsames Projekt: Teile stammen von der Mutter, Teile vom Embryo. Und gemeinsam bilden sie ein biologisches Superteam mit nur einem Ziel: neues Leben ermöglichen.
Und was tut sie nun konkret?
Kurz gesagt: alles, was das Baby nicht selbst kann. Sie ist
– Versorgungszentrale (liefert Sauerstoff und Nährstoffe),
– Entgiftungsanlage (transportiert Abfallprodukte zurück zur Mutter),
– Schutzschild (filtert Krankheitserreger, schirmt vor Immunangriffen),
– Hormonfabrik (produziert u. a. hCG, Progesteron und Östrogen),
– Grenzposten (verhindert, dass das Immunsystem der Mutter den Fötus als Fremdkörper angreift – eine Art diplomatische Immunität für den Nachwuchs).
Und das alles geschieht über eine ultrafeine Membran, die Plazenta und Embryo verbindet: den Nabelschnur-Korridor, der über feinste Kapillaren permanent Stoffe austauscht – ohne dass mütterliches und kindliches Blut je direkt ineinanderfließen. Ganz schön clever.
Was viele nicht wissen: Die Plazenta ist zeitlich limitiert – gegen Ende der Schwangerschaft lässt ihre Funktion langsam nach. Deshalb wird nach 40 Wochen meist auch nicht mehr ewig gewartet mit der Geburt. Und sobald das Baby da ist, wird auch die Plazenta „geboren“ – als sogenanntes Nachgeburt-Gewebe.
In der Forschung ist die Plazenta ein heißes Thema: Sie spielt eine Schlüsselrolle bei Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburten und vielen anderen Phänomenen. Und auch in der Regenerationsmedizin weckt sie Interesse – wegen ihres Stammzellpotenzials.
Kurios am Rande: Manche Kulturen essen die Plazenta (Plazentophagie), andere begraben sie feierlich, wieder andere lassen sie zu Cremes oder Homöopathieprodukten verarbeiten. Wissenschaftlich bewiesen ist davon wenig – aber die Symbolik bleibt: Die Plazenta ist das Lebensband zwischen zwei Körpern.
Fazit: Die Plazenta ist das genialste „Einweg-Organ“ der Natur – unsichtbar, unschlagbar und unverzichtbar. Sie verbindet zwei Leben auf magische Weise – biologisch betrachtet ein echtes Wunderwerk der Evolution.