Prokrastination ist das akademisch klingende Fremdwort für eine ziemlich alltägliche Marotte: Dinge aufschieben. Und zwar nicht irgendwann – sondern konsequent bis zur letzten Minute. Es ist wie ein innerer Vertrag mit sich selbst: "Klar mach ich das noch. Aber zuerst ein Snack. Und dann ein Powernap. Und vielleicht noch schnell das Internet leerlesen."
Der Begriff stammt vom lateinischen procrastinare – was so viel heißt wie „auf morgen verschieben“. Und seien wir ehrlich: Morgen ist ein wundervoller Ort. Da ist alles möglich, nichts dringend, und der eigene Ehrgeiz wohnt gleich um die Ecke.
Aber Prokrastination ist mehr als nur Faulheit mit Stil. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus Perfektionismus, Angst vor Versagen, fehlender Motivation oder einfach einer schlechten Einschätzung des eigenen Zeitmanagements. Unser Gehirn spielt dabei eine Hauptrolle – genauer gesagt das limbische System, das lieber kurzfristige Belohnungen will („Sofort Freude durch TikTok!“), als langfristige Ziele zu verfolgen („In drei Wochen eine fertige Seminararbeit“).
Besonders fies: Prokrastination kann auch dann auftreten, wenn wir eigentlich motiviert sind. Das nennt man dann „aktive Prokrastination“ – klingt fast wie ein Sport, oder? Man wartet absichtlich bis zur letzten Minute, weil man glaubt, unter Druck kreativer oder effizienter zu sein. Manchmal stimmt das sogar. Meistens nicht.
Und was hilft? Keine einfache Antwort, sorry. Aber Methoden wie die Pomodoro-Technik (Arbeiten in kurzen, konzentrierten Intervallen), realistische Zielsetzung oder das gute alte „Einfach anfangen“ können Wunder wirken. Der wichtigste Schritt ist aber: Verstehen, warum man aufschiebt – und sich selbst nicht dafür fertig machen. Denn ironischerweise führt der Druck, nicht prokrastinieren zu dürfen, oft direkt zurück in den Aufschiebe-Strudel.