Du weißt, wie sich Schokolade schmeckt. Du kennst das Rot einer Ampel. Du hörst Musik und bekommst Gänsehaut. Aber – wie fühlt sich das alles von innen an?

Diese subjektiven Erlebnisse, die nur du so wahrnimmst, nennt die Philosophie Qualia (Singular: Quale). Das sind die elementaren Qualitäten des Bewusstseins, die rohen Sinneseindrücke, wie sie erlebt werden – nicht gemessen, beschrieben oder analysiert, sondern direkt gefühlt.

Beispiele für Qualia:

• der Schmerz eines Zahns

• das Prickeln einer Brausetablette auf der Zunge

• das satte Blau eines Sommerhimmels

• der Geschmack von Mango

• das Gefühl von Nostalgie beim Hören eines bestimmten Liedes

Klingt banal? Ist in Wahrheit ein philosophisches Pulverfass.

Denn Qualia führen uns mitten ins Herz der sogenannten Bewusstseinsproblematik – und stellen Fragen, auf die selbst Neurowissenschaftler:innen und KI-Forscher:innen noch keine endgültige Antwort haben:

• Wie kommt subjektives Erleben aus physikalischen Prozessen zustande?
  (Stichwort: Das „harte Problem des Bewusstseins“ nach David Chalmers.)

• Kann eine Maschine Qualia haben – oder simuliert sie nur?

• Fühlen wir alle dasselbe, wenn wir „Rot“ sehen – oder fühlt es sich für dich ganz anders an als für mich?

• Was wäre, wenn ein Philosoph ein Fledermaus wäre?
  (Kein Scherz – das ist ein berühmter Aufsatz von Thomas Nagel über die Unmöglichkeit, die subjektive Erfahrung eines anderen Wesens wirklich zu kennen.)

Ein besonders berühmter Gedanken-Showstopper ist das „Mary-in-der-schwarz-weißen-Welt“-Experiment von Frank Jackson:
Mary ist eine brilliante Wissenschaftlerin, die in einem rein schwarz-weißen Raum lebt, aber alles über Farben weiß – Wellenlängen, Wahrnehmungsphysiologie, Farbnamen etc. Eines Tages darf sie raus – und sieht zum ersten Mal die Farbe Rot.
Hat sie etwas Neues gelernt?

Wenn ja – dann gibt es etwas am Erleben, das über das rein Physikalische hinausgeht. Und dieses Etwas sind: Qualia.

Fazit: Qualia sind die intimsten Bausteine unseres Bewusstseins – das, was dein Innenleben ausmacht. Sie sind schwer zu fassen, unmöglich zu beweisen, aber absolut fundamental für das, was wir „Erfahrung“ nennen. Und vielleicht sind sie genau das, was dich du macht.