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Quanten-Bewusstsein

Grenzbereiche von Physik & Philosophie

Illustration eines Gehirns auf einem Quanten-Schachbrett: Auf dem Spielfeld Überlagerungssymbole, Verschränkungszeichen, ein Beobachter mit Fragezeichen

Bewusstsein – dieses schwer greifbare Ich-bin-ich-Gefühl – hat weniger mit Neuronen zu tun, als mit den Regeln der Quantenmechanik. 🧠⚛️ Klingt abgefahren? Willkommen im schillernden Universum des Quanten-Bewusstseins – einer Hypothese, die irgendwo zwischen harter Physik, Philosophie, Neurobiologie und einer Prise Science-Fiction tanzt.


Die Idee: Die Prozesse in unserem Gehirn – speziell das Bewusstsein – könnten auf quantenmechanischen Effekten basieren. Also nicht bloß biochemisches Gewusel, sondern etwas, das mit Überlagerung, Verschränkung und Dekohärenz zu tun hat – den Grundbegriffen der Quantenwelt, in der ein Teilchen gleichzeitig mehrere Zustände haben und mit anderen Teilchen über Lichtjahre hinweg „verbunden“ sein kann.


Bekannt wurde die Theorie vor allem durch den Physiker Roger Penrose (ja, der Nobelpreisträger!) und den Anästhesiologen Stuart Hameroff. Sie entwickelten das Modell der Orchestrierten objektiven Reduktion (Orch-OR). Ihre steile These: Im Inneren von Nervenzellen – genauer gesagt in sogenannten Mikrotubuli – laufen Quantenprozesse ab, die unser Bewusstsein erzeugen. Und zwar nicht als Beiwerk, sondern als aktive Ursache. Das Gehirn wäre dann kein Computer, sondern ein Quantenorchester.


Klingt spannend, oder? Doch die Theorie ist extrem umstritten:


  • Die meisten Neuro- und Kognitionswissenschaftler halten sie für spekulativ. Grund: Das Gehirn ist warm, feucht und chaotisch – kein idealer Ort für empfindliche Quantenphänomene, die sonst nur bei Minusgraden und im Labor stabil bleiben.

  • Viele Physiker wiederum argumentieren: Quantenmechanik ist schon seltsam genug – aber das bedeutet nicht, dass sie überall im Spiel ist, wo es kompliziert wird.

  • Trotzdem: Die Frage, wie aus Materie subjektives Erleben entsteht, bleibt ungelöst. Und da der klassische Erklärungsansatz (Rechnen mit Neuronen = Bewusstsein) viele Rätsel offenlässt, öffnet das Raum für exotischere Denkansätze wie Orch-OR.


Was sicher ist: Der Begriff „Quanten-Bewusstsein“ wird oft – und leider viel zu oft – esoterisch überladen. In der Popkultur gilt er als Allzweckwaffe für alles, was mystisch klingt: von „Gedanken beeinflussen Realität“ bis zu „Seelen teleportieren durch Quantenfelder“. Das hat mit Wissenschaft wenig zu tun – aber mit Fantasie sehr viel.


Fazit: Quanten-Bewusstsein ist keine etablierte Theorie, aber eine faszinierende Denkschule am Rand des Erklärbaren. Vielleicht ist sie falsch. Vielleicht enthält sie ein Körnchen Wahrheit. Aber sie lädt dazu ein, unsere Vorstellung vom Geist – und vom Universum – radikal neu zu denken.

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