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Veridikalität

Erkenntnistheorie & Psychologie

Eine Person mit runder Brille blickt ernst geradeaus. Im linken Brillenglas spiegelt sich eine realistische Szene: ein Baum unter blauem Himmel. Im rechten Glas erscheint eine surreale Variante derselben Szene – ein Fisch hängt auf einem Ast. Die Illustration kontrastiert Wahrnehmung und Realität auf clevere Weise und veranschaulicht das Konzept der Veridikalität.

Veridikalität – ein Wort wie ein Knoten in der Zunge, aber inhaltlich ein echtes Schwergewicht. Es stammt vom lateinischen veridicus, was so viel heißt wie „die Wahrheit sagend“, und spielt in der Erkenntnistheorie und Psychologie eine zentrale Rolle: Es geht darum, wie „wahr“ unsere Wahrnehmungen, Erinnerungen oder Überzeugungen im Abgleich mit der Realität sind.


Kurz gesagt: Ist das, was du da gerade denkst, fühlst oder siehst, auch wirklich so? Oder in der nerdigen Variante: Wie veridikal ist dein inneres Modell der Welt?


Ein einfaches Beispiel: Du siehst einen Apfel. Rot, rund, lecker. Deine Sinne melden: Das ist ein Apfel. Und wenn du ihn aufhebst und reinbeißt – tadaa, es ist tatsächlich ein Apfel. Glückwunsch, das war ein veridikales Wahrnehmungserlebnis. Deine Sinnesdaten stimmen mit dem objektiven Zustand der Welt überein.


Aber jetzt wird’s tricky: Was ist, wenn du glaubst, ein Geräusch zu hören, das gar nicht da ist? Oder du erinnerst dich an ein Ereignis, das nie passiert ist (Hallo, False-Memory-Effekt)? Oder du hast eine feste Überzeugung – zum Beispiel, dass dich alle Menschen anlächeln, weil du besonders beliebt bist –, aber in Wahrheit lachen sie vielleicht, weil du Ketchup im Gesicht hast? Dann ist deine Wahrnehmung eben nicht veridikal.


Veridikalität ist also ein Maßstab für die Übereinstimmung zwischen subjektivem Erleben und objektiver Realität – ein Thema, das besonders in der Wahrnehmungspsychologie, Gedächtnisforschung und Philosophie des Geistes heiß diskutiert wird.


In der Philosophie fragt man:


– Kann es überhaupt veridikale Wahrnehmung geben, wenn wir die Welt immer nur durch unsere Sinne filtern?
– Und was, wenn zwei Menschen das Gleiche völlig unterschiedlich wahrnehmen – wer hat dann recht?

Und in der Psychologie ist Veridikalität besonders wichtig bei:
Halluzinationen und Wahnvorstellungen,
Traumata und Erinnerungsverzerrungen,
– und sogar beim Alltagserleben, z. B. wenn wir Dinge selektiv wahrnehmen oder unbewusst interpretieren.


Veridikalität ist wie der Realitäts-Check für unser Denken und Wahrnehmen. Sie hilft uns zu unterscheiden, ob wir mit beiden Beinen in der Realität stehen – oder nur glauben, dass wir das tun.

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