Jede*r kennt Schwarze Löcher: die unheimlichen Staubsauger des Universums, aus denen nichts – nicht mal Licht – entkommt. Aber was, wenn es das genaue Gegenteil gäbe? Ein kosmisches „Anti-Loch“, das nichts hineinlässt, sondern alles herausschleudert? Willkommen beim Weißen Loch – einem Konzept, das klingt wie Science-Fiction, aber tatsächlich aus der knallharten Mathematik stammt.
Weiße Löcher sind sozusagen die umgekehrten Schwarzen Löcher. Während ein Schwarzes Loch Materie und Energie einsaugt und für immer verschwinden lässt, ist ein Weißes Loch ein theoretisches Objekt, aus dem ständig Materie „ausspuckt“, aber in das nichts eindringen kann. Stell dir ein kosmisches Megafon vor, das brüllt: „Raus mit euch!“ – aber für Besucher bleibt die Tür verschlossen.
Die Idee stammt ursprünglich aus den Gleichungen von Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. Wenn man die mathematische Beschreibung eines Schwarzen Lochs einfach mal umkehrt – also die Zeit zurücklaufen lässt – landet man bei einem Objekt, das rein mathematisch Sinn ergibt: einem Weißen Loch. In der Praxis ist das allerdings… schwierig.
Denn: Ein Weißes Loch müsste ständig Energie und Materie ausstoßen, ohne je etwas aufzunehmen. Es wäre maximal instabil, könnte sich kaum halten, und jede noch so kleine Störung (z. B. ein Photon, das versehentlich in seine Nähe kommt) würde es theoretisch zum Kollaps bringen – oder zum Schwarzen Loch umkehren.
Aber – und jetzt kommt der Science-Fiction-Saft – manche Physiker*innen glauben: Vielleicht sind Weiße Löcher nicht ganz so abwegig.
Es gibt sogar Theorien, nach denen Schwarze Löcher und Weiße Löcher zwei Seiten derselben Medaille sein könnten – verbunden durch ein Wurmloch. Das bedeutet: Was in einem Schwarzen Loch verschwindet, könnte auf der anderen Seite – in einem Weißen Loch – wieder ausgespuckt werden. Vielleicht sogar in einem anderen Teil des Universums. Oder in einem anderen Universum. Mind blown? Same here.
Andere Modelle sehen Weiße Löcher als mögliche Endstadien von Schwarzen Löchern: Wenn ein Schwarzes Loch durch Quantenprozesse verdampft (Hawking-Strahlung lässt grüßen), könnte es sich am Ende in ein kurzes, aber heftiges Weißes Loch verwandeln – ein kosmischer Schlussknall mit Materie-Feuerwerk.
Bisher ist das alles rein theoretisch. Es gibt keinen direkten Nachweis für Weiße Löcher. Keine Beobachtung, kein Teleskopbild, kein Beweis. Aber in der Physik sind auch die Denkmodelle wichtig – und Weiße Löcher zeigen uns, wie weit wir das Universum denken können, auch wenn wir es (noch) nicht sehen.