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Xenoglossie

Mysteriöse psychologische Phänomene

Ein Mensch mit geschlossenen Augen spricht im Trancezustand. Aus seinem Mund strömen spiralförmig stilisierte Schriftzeichen in fremden Alphabeten – sie wirken wie Rauch oder Magie auf dunklem Hintergrund.

Jemand wacht nach einem Unfall auf – und spricht plötzlich fließend Altgriechisch. Oder ein Kind aus Ohio redet plötzlich tibetisch – obwohl es nie aus dem Dorf rausgekommen ist. Klingt nach einem schlechten Fantasy-Drehbuch? Willkommen im faszinierenden (und ziemlich umstrittenen) Phänomen der Xenoglossie.


Der Begriff kommt aus dem Griechischen: xenos = fremd, glossa = Sprache. Also: „Fremdsprachenrede“. Gemeint ist damit die angebliche Fähigkeit, eine Sprache zu sprechen, die man nie gelernt hat – weder bewusst noch unterbewusst.


Das klingt erst mal nach einem Wunder – und genau so wurde es historisch auch oft interpretiert: als Beweis für Besessenheit, Reinkarnation oder göttliche Eingebung. In religiösen Kontexten ist die Xenoglossie ein wiederkehrendes Motiv – etwa in der Bibel (Pfingstwunder!) oder in Berichten über mystische Trancezustände.

Doch wie sieht’s wissenschaftlich aus?


Hier wird’s knifflig. Es gibt zwar eine Handvoll dokumentierter Fälle – etwa von Menschen, die im hypnotischen Zustand plötzlich eine unbekannte Sprache sprechen – aber keine davon konnte bislang zweifelsfrei nachgewiesen werden, ohne dass es vorherige Berührungspunkte mit der Sprache gegeben hätte.


Die Psychologie hat ein paar Ideen dazu:

  1. Kryptomnesie: Das Gehirn speichert mehr, als wir bewusst abrufen können. Vielleicht hat die Person die Sprache irgendwann mal unbewusst aufgeschnappt – z. B. durch Fernsehen, Musik oder beiläufige Gespräche – und ruft sie in Trance oder Ausnahmezuständen plötzlich wieder ab. Klingt unspektakulär, ist aber verdammt faszinierend.

  2. Autosuggestion und Rolle: In hypnotischen Zuständen oder bestimmten psychischen Erkrankungen (z. B. dissoziativen Identitätsstörungen) schlüpfen Menschen in alternative Persönlichkeiten – inklusive Sprachverhalten. Oft sind das Bruchstücke, keine echten Sprachkenntnisse.

  3. Schummel & Show: In manchen Fällen – vor allem bei Medienaufmerksamkeit oder in esoterischen Zirkeln – wird Xenoglossie schlicht inszeniert. Kleine Sprachkenntnisse werden dramatisch aufgeblasen, „bezeugte“ Übersetzungen sind plötzlich sehr frei... du kennst das.


Aber: Die Faszination bleibt. Denn Xenoglossie kratzt an einem tiefen Wunsch – dem Traum, dass in uns mehr steckt als wir wissen. Dass unser Geist Grenzen überwinden kann – sogar sprachliche.


Und wer weiß: Vielleicht verbirgt dein Gehirn auch eine Sprache, die du nie bewusst gelernt hast. Man müsste nur den richtigen Schalter finden.

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