



Positivismus
Positivismus: Fakten, Fortschritt und die Grenzen des Wissens
Die Sehnsucht nach Gewissheit ist ein tief verwurzelter Trieb der menschlichen Natur. In einer Welt, die oft von Widersprüchen, Ungewissheiten und scheinbar unlösbaren Fragen geprägt ist, suchen wir nach festem Grund, nach unumstößlichen Wahrheiten. Der Positivismus, eine philosophische Strömung, die im 19. Jahrhundert ihren Aufstieg erlebte, versprach genau das: Wissen, das auf unbezweifelbaren Fakten basiert, Fortschritt durch wissenschaftliche Erkenntnis und eine rationale Ordnung der Gesellschaft. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, der bis heute unsere Denkweise und Wissenschaft prägt? Und wo liegen die Grenzen eines Denkens, das sich so strikt an das „Positive“, das Tatsächliche, hält?
Die Geburt einer neuen Wissenschaftsgläubigkeit
Um den Positivismus zu verstehen, müssen wir uns in das 19. Jahrhundert zurückversetzen. Es war eine Zeit des Umbruchs, geprägt von der industriellen Revolution, dem Aufstieg der Naturwissenschaften und dem Zerbrechen traditioneller Weltbilder. Auguste Comte, der französische Philosoph, der als Begründer des Positivismus gilt, sah in dieser Epoche eine Chance, die Gesellschaft auf eine neue, wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Er war überzeugt, dass die Menschheit sich in drei Stadien entwickelt: vom theologischen über das metaphysische zum positiven Stadium. Im positiven Stadium, so Comte, würde die Vernunft und die wissenschaftliche…