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WTF-Fragen
 

Was würde passieren, wenn man in ein Schwarzes Loch fällt?

 

Kategorie:

Astronomie

Der kurze TEASER:

Man würde durch einen Prozess namens "Spaghettifizierung" zu einem langen, dünnen Faden aus Atomen gestreckt werden, noch bevor man den "Ereignishorizont" – den Punkt ohne Wiederkehr – erreicht.

Die ausführliche Antwort:

Die Vorstellung, in ein Schwarzes Loch zu fallen, ist ein Stoff für Albträume und Science-Fiction-Fantasien, aber die physikalische Realität ist noch weitaus seltsamer. Stellen wir uns die Reise vor, Schritt für Schritt. Aus sicherer Entfernung ist ein Schwarzes Loch nicht besonders unheimlich. Es verhält sich wie jedes andere Objekt mit extrem starker Schwerkraft. Man könnte es umkreisen wie einen Planeten oder einen Stern, vorausgesetzt, man hält genügend Abstand. Je näher man jedoch kommt, desto bizarrer werden die Effekte. Der kritische Punkt ist der sogenannte Ereignishorizont. Dies ist keine physische Oberfläche, die man berühren könnte, sondern eine unsichtbare Grenze im Raum. Es ist der Punkt, an dem die Anziehungskraft des Schwarzen Lochs so übermächtig wird, dass die Fluchtgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit übersteigt. Nichts, nicht einmal das Licht selbst, kann von hier entkommen. Der Ereignishorizont ist der ultimative Punkt ohne Wiederkehr. Das wirklich dramatische Ereignis – die Spaghettifizierung – tritt jedoch schon ein, bevor man diesen Punkt erreicht (zumindest bei kleineren, stellaren Schwarzen Löchern). Der Grund dafür sind die extremen Gezeitenkräfte. Die Schwerkraft, die auf die Füße wirkt, wäre unvorstellbar viel stärker als die Schwerkraft, die auf den Kopf wirkt. Dieser gewaltige Unterschied würde den Körper in die Länge ziehen und gleichzeitig seitlich zusammenquetschen. Man würde zu einem extrem langen, dünnen Strom aus subatomaren Teilchen auseinandergerissen – eben wie eine Spaghetti. Ein weiteres Phänomen ist die gravitative Zeitdilatation. Für einen Beobachter, der die Szene aus sicherer Entfernung betrachtet, würde die Zeit für den Fallenden immer langsamer zu vergehen scheinen, je näher dieser dem Ereignishorizont kommt. Das Bild des Fallenden würde rötlicher, dunkler und scheinbar eingefroren an der Grenze des Schwarzen Lochs verharren, ohne sie jemals wirklich zu überqueren. Aus der Perspektive des Fallenden selbst würde die Zeit jedoch völlig normal weiterlaufen. Man würde den Ereignishorizont überqueren, ohne in genau diesem Moment etwas Besonderes zu bemerken (vorausgesetzt, man hätte die Spaghettifizierung irgendwie überlebt). Was passiert, nachdem man den Ereignishorizont überquert hat? Im Inneren eines Schwarzen Lochs ist die Raumzeit so stark gekrümmt, dass alle denkbaren Wege unweigerlich zu einem einzigen Punkt führen: der Singularität. Hier, im Zentrum, ist die gesamte Masse des Schwarzen Lochs auf einen unendlich kleinen Punkt mit unendlicher Dichte konzentriert. Die uns bekannten Gesetze der Physik brechen an diesem Punkt zusammen. Was genau in der Singularität vor sich geht, ist eines der größten ungelösten Rätsel der modernen Physik.
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