Blogverzeichnis Bloggerei.de
top of page

Neolithikum

Archäologie

Das Neolithikum, auch als Jungsteinzeit bekannt, bezeichnet eine entscheidende Epoche in der Menschheitsgeschichte, die den Übergang von nomadischen Jäger- und Sammlergesellschaften zu sesshaften bäuerlichen Kulturen markiert. Diese tiefgreifende Transformation, oft als „Neolithische Revolution“ bezeichnet, begann vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten und breitete sich von dort aus über die Kontinente aus, wobei der Zeitpunkt des Beginns regional stark variierte. Im Zentrum dieser Revolution standen die Entwicklung des Ackerbaus und der Viehzucht, die eine grundlegende Veränderung der menschlichen Lebensweise und der Beziehung zur Umwelt bewirkten.


Die Einführung des Ackerbaus, insbesondere der Kultivierung von Getreidesorten wie Weizen und Gerste sowie von Hülsenfrüchten, und die Domestizierung von Tieren wie Schafen, Ziegen, Rindern und Schweinen ermöglichten eine deutlich effizientere Nahrungsmittelproduktion. Dies führte zu einer zuverlässigeren und reichlicheren Nahrungsversorgung, was wiederum ein Bevölkerungswachstum und die Möglichkeit zur Anlage von Nahrungsmittelreserven zur Folge hatte. Die Abhängigkeit von der Natur als reiner Spender von Nahrung wurde reduziert, und der Mensch begann, seine Umwelt aktiv zu gestalten und zu kontrollieren.


Mit der Sesshaftigkeit entstanden dauerhafte Siedlungen, die sich von einfachen Hütten zu komplexeren Dörfern entwickelten. Diese frühen Dörfer waren oft von Befestigungsanlagen umgeben und zeugten von einer wachsenden sozialen Organisation und Gemeinschaftsstrukturen. Die Notwendigkeit, Ernten zu lagern und zu verarbeiten, führte zur Erfindung der Keramik, die für Gefäße zum Kochen, Aufbewahren und Transportieren von Lebensmitteln unerlässlich wurde. Ebenso wichtig war die Entwicklung von geschliffenen Steinwerkzeugen, insbesondere Äxten und Beilen, die für die Rodung von Wäldern und den Bau von Häusern verwendet wurden und dem Neolithikum seinen Namen gaben.


Die ökonomischen und sozialen Veränderungen waren immens. Die Spezialisierung der Arbeit nahm zu; neben Bauern gab es nun Handwerker, die Keramik, Werkzeuge oder Textilien herstellten. Der Handel mit Rohstoffen und Fertigprodukten gewann an Bedeutung. Die Entstehung von Privateigentum an Land und Vieh sowie die Notwendigkeit, diese zu verwalten, führten zur Entwicklung komplexerer sozialer Hierarchien und möglicherweise zu frühen Formen von Herrschaft und Verwaltung. Konflikte um Ressourcen und Land wurden wahrscheinlich häufiger, was die Notwendigkeit von Verteidigungsstrategien und Bündnissen förderte.


Auch im Bereich der Kultur und Religion gab es tiefgreifende Entwicklungen. Die Auseinandersetzung mit Fruchtbarkeit, Tod und dem Kreislauf der Natur spiegelte sich in Bestattungspraktiken und der Entstehung von Kultstätten wider. Megalithische Bauwerke wie Dolmen und Menhire, die in vielen Regionen Europas und darüber hinaus entstanden, zeugen von organisierten Gemeinschaften und einer hochentwickelten symbolischen und rituellen Welt. Kunstwerke, oft in Form von figürlichen Darstellungen oder geometrischen Mustern auf Keramik, gaben Einblicke in die Gedankenwelt der Menschen dieser Zeit.


Das Neolithikum endete mit dem Aufkommen der Metallverarbeitung, zunächst der Kupferzeit und später der Bronzezeit, die neue Werkzeuge und Waffen hervorbrachte und die nächste Stufe der menschlichen technologischen und sozialen Entwicklung einleitete. Die Errungenschaften des Neolithikums – Ackerbau, Viehzucht, Sesshaftigkeit, Keramik und geschliffene Steinwerkzeuge – bildeten jedoch das Fundament für alle nachfolgenden Zivilisationen und prägten die Lebensweise des Menschen bis in die Moderne.

bottom of page