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Zoonose

Medizin

Eine Zoonose ist eine Infektionskrankheit, die natürlicherweise zwischen Tieren und Menschen übertragen werden kann. Der Begriff leitet sich vom Griechischen "zoon" (Tier) und "nosos" (Krankheit) ab. Diese Übertragung kann in beide Richtungen erfolgen, also vom Tier auf den Menschen (Anthroponose) oder vom Menschen auf das Tier (Zooanthroponose), wobei der Fokus meist auf der Übertragung vom Tier zum Menschen liegt. Zoonosen stellen eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar und sind für einen Großteil der neu auftretenden Infektionskrankheiten verantwortlich. Sie können durch eine Vielzahl von Pathogenen verursacht werden, darunter Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze.


Die Übertragungswege von Zoonosen sind vielfältig. Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen ist ein häufiger Weg, wie beispielsweise bei Tollwut durch Tierbisse oder bei Salmonellose durch direkten Kontakt mit Geflügel. Ein weiterer wichtiger Übertragungsweg ist die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel, etwa durch den Verzehr von nicht ausreichend gegartem Fleisch, Milchprodukten oder Eiern, die Erreger wie Salmonellen, Campylobacter oder EHEC enthalten können. Vektoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung vieler Zoonosen; dazu gehören Insekten wie Mücken (z.B. bei West-Nil-Fieber, Zika-Virus) und Zecken (z.B. bei Borreliose, FSME). Auch indirekte Übertragungswege über die Umwelt, wie kontaminiertes Wasser oder Boden, sind möglich. Beispiele für bekannte Zoonosen sind Influenza (insbesondere aviäre und porcine Influenzaviren), Ebola, SARS, MERS, die Pest, Tuberkulose, Brucellose, Leptospirose und Toxoplasmose.


Die Entstehung und Verbreitung von Zoonosen wird durch eine komplexe Mischung von Faktoren begünstigt. Der zunehmende Kontakt zwischen Mensch und Wildtieren, beispielsweise durch Urbanisierung, Entwaldung und Landnutzungsänderungen, schafft neue Schnittstellen für die Übertragung von Pathogenen. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Massentierhaltung können die Entstehung und Verbreitung von Erregern innerhalb von Tierpopulationen fördern, die dann auf den Menschen überspringen können. Der globale Reise- und Handelsverkehr ermöglicht eine schnelle weltweite Ausbreitung von Erregern. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle, indem er die Verbreitungsgebiete von Vektoren oder Reservoirwirten verändert und somit neue Regionen für bestimmte Zoonosen zugänglich macht. Soziale und wirtschaftliche Bedingungen, Hygienestandards und der Zugang zu Gesundheitsversorgung beeinflussen ebenfalls das Risiko und die Auswirkungen von Zoonosen.


Angesichts der Komplexität von Zoonosen wird zunehmend der "One Health"-Ansatz verfolgt. Dieser Ansatz erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt untrennbar miteinander verbunden ist und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Humanmedizin, Veterinärmedizin, Umweltwissenschaften und anderen relevanten Disziplinen. Ziel ist es, Krankheiten an der Schnittstelle von Mensch, Tier und Umwelt frühzeitig zu erkennen, zu verhindern und zu bekämpfen. Präventionsmaßnahmen umfassen die Überwachung von Tierpopulationen auf das Vorkommen von Erregern, die Verbesserung der Biosicherheit in der Landwirtschaft, die Aufklärung der Bevölkerung über Hygienemaßnahmen und den sicheren Umgang mit Tieren und Lebensmitteln, sowie die Entwicklung von Impfstoffen und Therapien. Auch die Reduzierung des illegalen Wildtierhandels und der Schutz von Ökosystemen sind wichtige Aspekte der Prävention.


Die globale Bedeutung von Zoonosen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie verursachen nicht nur immenses menschliches Leid und Todesfälle, sondern haben auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen durch Produktionsverluste in der Landwirtschaft, Handelsbeschränkungen und hohe Kosten für das Gesundheitswesen. Viele neu auftretende oder wiederauftretende Krankheiten sind Zoonosen, was die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Forschung, Überwachung und internationaler Kooperation unterstreicht. Die Herausforderung besteht darin, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch, Tier und Umwelt zu verstehen und effektive, nachhaltige Strategien zur Eindämmung und Prävention zu entwickeln, die sowohl die Gesundheit des Einzelnen als auch die globale Gesundheit schützen. Die COVID-19-Pandemie hat die verheerenden Auswirkungen einer sich schnell ausbreitenden Zoonose auf globaler Ebene drastisch vor Augen geführt und die Dringlichkeit eines umfassenden und koordinierten Vorgehens betont.

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