Die Null: Wie das Nichts zur wichtigsten Zahl der Welt wurde
- Benjamin Metzig
- 19. Apr.
- 12 Min. Lesezeit

Wir benutzen sie jeden Tag, diese kleine runde Ziffer, die Null. Wir schreiben sie auf Schecks, sehen sie auf Preisschildern, tippen sie in unsere Handys. Aber hast du dich jemals gefragt, was wirklich hinter dieser scheinbar so einfachen Zahl steckt? Ich muss gestehen, je mehr ich mich damit beschäftige, desto umwerfender finde ich sie. Die Null ist so viel mehr als nur eine Ziffer zwischen -1 und 1. Sie ist ein Konzept, eine Idee, eine Revolution, die unser Denken über Zahlen, über das Universum, ja sogar über das Sein selbst grundlegend verändert hat. Ihre Geschichte ist eine epische Reise voller Missverständnisse, Widerstände und schließlich triumphalem Durchbruch. Begleite mich auf einer kleinen Entdeckungsreise in die Welt der Null – ich verspreche dir, es wird alles andere als nichtig!
Die Null ist ein echtes Paradoxon. Einerseits ist sie eine Zahl wie jede andere, fest verankert in den Regeln der Mathematik. Andererseits steht sie für etwas zutiefst Unmathematisches: Abwesenheit, Leere, das Nichts. Diese Dualität ist es, die sie so unglaublich spannend macht. Stell dir vor: Heute ist sie in Wissenschaft, Technik und unserem Alltag absolut unverzichtbar, aber historisch gesehen ist sie ein echter Spätzünder! Es hat Ewigkeiten gedauert und enorme gedankliche Hürden gekostet, bis sie als das anerkannt wurde, was sie ist. Sie ist kein stiller Platzhalter, oh nein! Sie hat eine disruptive Kraft – denk nur an das berüchtigte Problem der Division durch Null, das selbst modernste Computersysteme ins Schwitzen bringt und eine fundamentale Rolle in den Grundfesten der Mathematik spielt. Für mich ist die Null weit mehr als nur ein Symbol fürs Nichts. Sie ist ein konzeptueller Katalysator, der über Kulturen und Epochen hinweg immer wieder dazu gezwungen hat, fundamentale Begriffe wie Zahl, Logik, Sein und Wirklichkeit neu zu bewerten. Ihre Geschichte zeigt, wie tief mathematische Ideen mit historischen, kulturellen und philosophischen Rahmenbedingungen verwoben sind. Eine Abstraktion, die das Nichtvorhandene darstellt, wurde zu einem unverzichtbaren Werkzeug für das Verständnis des Vorhandenen. Ist das nicht verrückt?

Lass uns mal kurz in die mathematische Trickkiste schauen. Wie definieren Mathematiker eigentlich die Null? Eine grundlegende Methode sind die Peano-Axiome, quasi die Geburtsurkunde der natürlichen Zahlen. In der modernen Version fängt alles mit der Null an: 0 ist eine natürliche Zahl, jede Zahl hat einen Nachfolger, aber die Null selbst ist kein Nachfolger von irgendwas – sie ist der absolute Startpunkt. Klingt logisch, oder? Aber halt, hier beginnt schon die erste Debatte! Sollen die natürlichen Zahlen (N) nun bei 0 oder bei 1 beginnen? Historisch gesehen, besonders in Europa, wo die Null lange ein Fremdkörper war, startete man oft bei 1 (N = {1, 2, 3, …}). Das passt gut zum Zählen von Dingen im echten Leben – man fängt ja selten an, "null Äpfel" zu zählen. In der Logik, Mengenlehre und Informatik bevorzugt man heute aber meist N = {0, 1, 2, …}. Das hat elegante strukturelle Vorteile, denn mit der Null bilden die natürlichen Zahlen eine schöne algebraische Struktur (ein Monoid). Um Verwirrung zu vermeiden, nutzen Mathematiker oft N₀ für die Menge mit Null und N⁺ für die ohne. Diese scheinbar kleine Frage der Konvention spiegelt tatsächlich unterschiedliche Prioritäten wider: das intuitive Zählen versus die logische Struktur, bei der ein Startelement – die Null – oft unerlässlich ist.
Noch fundamentaler wird es in der Mengenlehre, dem Fundament, auf dem fast die gesamte moderne Mathematik ruht. Hier wird die Null auf eine unglaublich elegante Weise definiert: als die leere Menge (∅). Stell dir eine Schachtel vor, in der absolut nichts drin ist – das ist die Null! Von da aus baut man dann alle anderen natürlichen Zahlen auf: Die Eins ist die Menge, die nur die Null (also die leere Menge) enthält {∅}. Die Zwei ist die Menge, die Null und Eins enthält {∅, {∅}}, und so weiter. Jede Zahl ist die Menge all ihrer Vorgänger! Ist das nicht genial? Aus dem "Nichts" der leeren Menge entsteht so das gesamte Gebäude der Zahlen. Aber Achtung: Die Existenz der leeren Menge selbst muss man als Axiom annehmen, genauso wie die Existenz der unendlichen Menge aller so konstruierten natürlichen Zahlen (das Unendlichkeitsaxiom). Die Null, als ∅, ist hier also nicht nur eine Zahl, sondern der absolute Urstoff, der logische Baustein, aus dem die Zahlenwelt erwächst. Und in der Algebra? Da ist die Null das neutrale Element der Addition (a + 0 = a) und das "alles verschlingende" absorbierende Element der Multiplikation (a × 0 = 0). Diese Eigenschaften definieren ihre Rolle in den Rechenarten und führen uns direkt zu dem berüchtigten Problem... aber dazu später mehr.

Die Reise der Null durch die Geschichte ist ein echter Krimi! Lange bevor sie eine Zahl wurde, spürten die Menschen die Notwendigkeit, irgendwie anzuzeigen, dass an einer bestimmten Stelle nichts ist. Denk an die Babylonier mit ihrem Sexagesimalsystem (Basis 60). Um Zahlen wie 3602 (das ist 1 mal 60² plus 0 mal 60¹ plus 2 mal 60⁰) von 62 (1 mal 60¹ plus 2 mal 60⁰) zu unterscheiden, brauchten sie etwas für die leere Stelle in der Mitte. Zuerst ließen sie einfach eine Lücke, später benutzten sie ein spezielles Symbol, oft zwei schräge Keile. Aber – und das ist entscheidend – dieses Zeichen war nur ein Platzhalter, kein Rechenpartner. Man konnte damit nicht addieren oder multiplizieren. Ähnlich war es bei den Maya in Mittelamerika mit ihrem Vigesimalsystem (Basis 20) und dem Muschel-Symbol für die Null, das vor allem im Kalender wichtig war. Auch hier: Ein geniales Symbol, aber wohl keine Zahl im modernen Sinne, mit der man frei rechnen konnte. Kulturen wie die alten Griechen und Römer brauchten in ihren Schriftsystemen gar keinen Platzhalter, weil ihre Systeme anders funktionierten (man denke an die römischen Ziffern) oder sie Rechenbretter (Abakus) nutzten, wo eine leere Spalte einfach... leer war.
Merkmal | Babylonien | Maya | Indien (Brahmagupta et al.) |
Symbol/Repräsentation | Leerzeichen, 2 Keile | Muschel/Schnecke | Punkt (Bakhshali), Kreis ('O') |
Rolle | Platzhalter (intern) | Platzhalter (Kalender) | Platzhalter → Zahl |
Math. Operationen? | Nein | Limitiert/Nein | Ja (Add., Sub., Mult.) |
Philosoph. Assoziation | Implizite Abwesenheit | Leere, Gottheit (z.T.) | Śūnya (Leere/Nichts) |
Der alles entscheidende Geistesblitz passierte dann in Indien. Dort vollzog sich der Sprung vom reinen Platzhalter zur vollwertigen Zahl, mit der man rechnen konnte. Das Bakhshali-Manuskript, vielleicht schon aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr., zeigt Punkte als Null-Symbol. Aber der Held unserer Geschichte ist der Mathematiker und Astronom Brahmagupta (ca. 628 n. Chr.). In seinem Werk "Brahmasphutasiddhanta" legte er die ersten bekannten, systematischen Regeln für das Rechnen mit Null fest: Addition, Subtraktion, Multiplikation. Er definierte Null als das Ergebnis von a - a = 0 und führte sogar negative Zahlen als Schulden oder Ergebnisse von Subtraktionen ein, bei denen Null herauskommt! Bahnbrechend! Er versuchte sich sogar an der Division durch Null, auch wenn seine damaligen Antworten (0/0=0) nach heutigen Maßstäben nicht ganz passten. Die Inder nannten die Null "śūnya", was "leer" oder "die Leere" bedeutet – ein Hinweis auf mögliche philosophische Verbindungen, auf die wir gleich noch kommen. Diese indische Innovation, das Konzept der Leere als eine handhabbare, mathematische Entität zu begreifen, war der Schlüssel.
Von Indien aus trat die Null dann ihre Weltreise an. Über die arabisch-islamische Welt, wo Gelehrte wie Al-Khwarizmi (dessen Name uns das Wort "Algorithmus" schenkte!) das indische System im 9. Jahrhundert übernahmen und verbreiteten, gelangte sie nach Europa. Die Araber nutzten auch schon das kleine Kreis-Symbol "0", das wir heute kennen, und übersetzten "śūnya" mit "sifr", woraus unsere Wörter "Ziffer" und das englische/französische "zero" entstanden. Der italienische Mathematiker Leonardo von Pisa, besser bekannt als Fibonacci, war im 13. Jahrhundert einer der Hauptvermittler. In seinem "Liber Abaci" pries er die "indischen Ziffern" und das Zeichen "zephirum" (die Null) als weit überlegen gegenüber den römischen Ziffern und dem Rechnen auf dem Abakus an, besonders für Kaufleute. Aber Europa tat sich schwer! Die Einführung dauerte Jahrhunderte. Warum? Da gab es mehrere Gründe:
Praktische Trägheit: Man war einfach an den Abakus gewöhnt.
Konzeptuelle Hürden: Die Idee, "Nichts" als eine Zahl zu behandeln, war einfach... seltsam und schwer zu greifen.
Philosophische Vorbehalte: Die vorherrschende Philosophie von Aristoteles lehnte die Existenz eines Vakuums, einer Leere, vehement ab (der berühmte horror vacui – die Natur scheut die Leere). Dieses Denken schuf ein Klima, das einer Zahl für eben diese Leere nicht gerade freundlich gesinnt war.
Misstrauen: Es gab auch Vorbehalte gegenüber den "fremden", arabischen Ursprüngen, und die Null wurde manchmal sogar als unheimlich oder teuflisch angesehen.
Kaum zu glauben, oder? Dieses unglaublich nützliche Werkzeug stieß auf so viel Widerstand! Erst die unschlagbare praktische Effizienz, vor allem im aufblühenden Handel und den Wissenschaften, verhalf dem System und der Null zum endgültigen Durchbruch. Rechenmeister wie Adam Ries machten es im 16. Jahrhundert dann auch im deutschsprachigen Raum populär. Diese verzögerte Annahme zeigt wunderbar, wie mathematischer Fortschritt nicht nur von Nützlichkeit abhängt, sondern auch von kulturellen Gewohnheiten, Denkblockaden und philosophischen Weltbildern beeinflusst wird.
Das bringt uns direkt zu den philosophischen Abgründen, die die Null aufreißt. Das Kernproblem ist ihre paradoxe Natur: Sie ist ein definiertes Ding in der Mathematik – eine Zahl, ein Symbol – repräsentiert aber gleichzeitig das Fehlen von allem, das Nichts. Ist die Null nun "etwas" oder "nichts"? Existiert sie überhaupt? Das sind Fragen, die Philosophen seit Jahrhunderten beschäftigen. Interessanterweise scheint sogar unser Gehirn die Null besonders zu behandeln. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass es spezielle Nervenzellen für die Null gibt, die sie zwar als Zahl auf dem mentalen Zahlenstrahl einordnen, aber anders verarbeiten als andere Zahlen – vielleicht in Verbindung mit der Idee der "leeren Menge". Es erfordert eine höhere Abstraktionsleistung, Null zu denken, weil ihr keine direkte sinnliche Erfahrung entspricht wie bei "zwei Äpfeln". Die Philosophie versucht zu erklären, wie wir überhaupt Wissen über Abwesenheit oder "Nichts" erlangen können. Diese Spannung zwischen Zeichen (die Ziffer '0') und Bezeichnetem (Nichts) ist die Quelle ihrer Kraft und der historischen Schwierigkeiten.
Wenn wir die westliche Philosophie betrachten, sehen wir eine lange Tradition der Auseinandersetzung mit dem Nichts, oft geprägt von Ablehnung. Parmenides im antiken Griechenland meinte radikal: Nur das Seiende ist und kann gedacht werden, das Nichtseiende ist undenkbar. Das machte jede Rede über Leere problematisch. Aristoteles, wie schon erwähnt, lehnte das Vakuum aus physikalischen und metaphysischen Gründen ab – sein horror vacui prägte Europa über 1500 Jahre! Dieses Denken war ein echtes Hindernis für die Akzeptanz der Null, die ja unweigerlich mit dieser problematischen Leere verbunden wurde. Erst die neuzeitliche Wissenschaft widerlegte Aristoteles' physikalische Argumente, aber die metaphysische Frage nach dem Nichts blieb. Denker wie Heidegger fragten: "Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?", und verbanden die Erfahrung des Nichts mit Angst. Diese lange Dominanz der "Angst vor der Leere" im Westen ist ein Schlüssel zum Verständnis der zögerlichen Aufnahme der Null.
Ganz anders sieht es oft in östlichen Philosophien aus, besonders im Buddhismus. Hier gibt es das zentrale Konzept der Śūnyatā, oft als "Leerheit" übersetzt. Aber Achtung: Das bedeutet keinen Nihilismus! Śūnyatā meint eher die Einsicht, dass alle Dinge kein festes, unabhängiges Eigenwesen haben. Ihre Existenz ist bedingt, relational, miteinander verwoben. Diese "Leere" ist nicht negativ, sondern die Grundlage für Veränderung und Befreiung. Sie liegt jenseits der starren Gegensätze von Sein und Nichtsein. Es wird oft vermutet, dass dieses philosophische Klima in Indien, das die Leere nicht fürchtete, sondern als fundamentales Prinzip ansah, die Entwicklung und Akzeptanz der mathematischen Null (die ja auch śūnya heißt!) erleichterte. Die Null als Symbol der Leere passte hier gut ins Konzept, wurde vielleicht sogar als potent und grundlegend verstanden. Ähnliche Ideen finden sich im Taoismus, wo das Tao oft als "Nichts" oder "Leere" beschrieben wird, aber als Ursprung aller Dinge. Dieser Kontrast ist frappierend: Im Westen galt Leere lange als unmöglich oder problematisch, im Osten oft als generative Quelle oder Erkenntnisziel. Das hatte massive Auswirkungen auf die Akzeptanz ihrer mathematischen Repräsentation!
Philosoph/Tradition | Schlüsselkonzept | Standpunkt | Mögliche Relation zur Null (math.) |
Parmenides | Nicht-Sein | Undenkbar, unsagbar, unmöglich | Konzeptuelle Barriere |
Aristoteles | Vakuum (kenon) | Natur scheut die Leere (horror vacui) | Konzeptuelle Barriere |
Buddhismus | Śūnyatā (Leerheit) | Mangel an inhärenter Existenz, Grundlage | Konzeptuelle Parallele / Erleichterung |
Taoismus | Nichts (Wu), Leere | Ursprung, generatives Prinzip | Konzeptuelle Parallele |
Heidegger | Das Nichts | Enthüllt das Sein, Angst | Moderne Reflexion |
Zurück zur Mathematik und Logik: Die Null sorgt auch hier für Aufregung. Das berühmteste Beispiel ist die Division durch Null. Warum darf man nicht durch Null teilen? Kurz gesagt: Weil es das ganze System sprengen würde! a / 0 = x würde bedeuten 0 x = a. Wenn a nicht Null ist, gibt es keine Lösung, denn 0 mal irgendwas ist immer 0. Und wenn a Null ist (also 0 / 0)? Dann ist jede Zahl x eine Lösung (0 x = 0 gilt immer), also ist das Ergebnis nicht eindeutig. Mathematiker sagen: a/0 (für a≠0) ist undefiniert, und 0/0 ist unbestimmt. Das ist keine Willkür, sondern notwendig, um die Konsistenz der Rechengesetze zu wahren. Es zeigt, wie die Null an den Grenzen der Definitionen zu Paradoxien führen kann und wie wichtig logische Widerspruchsfreiheit in der Mathematik ist. In der fundamentalen Mathematik, wie der Mengenlehre, ist die Null ja sogar der absolute Ausgangspunkt (die leere Menge ∅). Sie ist kein Ergebnis eines Zählvorgangs mehr, sondern ein grundlegendes logisches Objekt.
Die Null spielt auch eine Schlüsselrolle bei den Paradoxien des Unendlichen, wie denen des Zenon von Elea aus der Antike. Sein berühmtes Paradox von Achilles und der Schildkröte (der schnelle Achilles kann die langsame Schildkröte nie einholen, weil er immer erst dorthin muss, wo sie gerade eben war) oder das Dichotomie-Paradox (um eine Strecke zu laufen, musst du erst die Hälfte laufen, davor ein Viertel usw. – du kannst nie starten!) stellen die Bewegung in unendlich teilbarem Raum und Zeit in Frage. Diese Paradoxien handeln von unendlichen Folgen, deren Glieder sich der Null annähern. Die Auflösung gelang erst viel später mit der Entwicklung der Infinitesimalrechnung und des Grenzwertkonzepts. Hier ist die Null der zentrale Bezugspunkt – der Wert, dem sich etwas unendlich nähert, ohne ihn vielleicht je zu erreichen. Sie hilft uns sozusagen, das unendlich Kleine und damit das Kontinuum zu bändigen!
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Und die Null macht auch vor dem Kosmos nicht halt! In der modernen Physik taucht sie an entscheidenden Stellen auf. Denk an den Urknall: Das Standardmodell beschreibt ein Universum, das aus einem unendlich dichten und heißen Punkt entstand – einer Singularität zum Zeitpunkt t=0. An diesem Punkt versagen unsere bekannten Physikgesetze. Markiert das den absoluten Anfang von Raum und Zeit? Was war "davor"? Fragen, die Physik und Philosophie gleichermaßen herausfordern. Viele Physiker glauben heute, dass diese Singularität eher ein Zeichen dafür ist, dass unsere Theorien dort unvollständig sind, und suchen nach Wegen (z.B. in der Quantengravitation), diesen problematischen Nullpunkt aufzulösen. Und dann ist da das Quantenvakuum. Im Gegensatz zur alten Idee der leeren Leere ist das Vakuum in der Quantenfeldtheorie ein brodelndes Meer aus virtuellen Teilchen und besitzt eine minimale Energie, die Nullpunktenergie. Das Nichts ist also nicht wirklich nichts, sondern voller Potenzial! Eines der größten Rätsel ist dabei die "Vakuum-Katastrophe": Die theoretisch berechnete Energie dieses Vakuums ist unvorstellbar (um den Faktor 10¹²⁰) größer als der Wert, den Astronomen messen und der für die beschleunigte Ausdehnung des Universums verantwortlich ist. Ein klares Zeichen, dass wir etwas Fundamentales noch nicht verstanden haben – und wieder spielt eine Art "Nullzustand" (das Vakuum) eine zentrale, rätselhafte Rolle.
Was nehmen wir also mit von dieser Reise durch die Welt der Null? Sie ist mathematisch präzise definiert, sei es als Startpunkt in Axiomen oder als leere Menge. Ihre Geschichte zeigt, wie kulturelle und philosophische Ideen die Entwicklung der Mathematik beeinflussen können – der indische Weg war ein anderer als der europäische! Philosophisch zwingt sie uns, über Nichts und Sein nachzudenken, wobei östliche und westliche Traditionen faszinierende Kontraste bieten. Logisch deckt sie die Grenzen unserer Systeme auf (Division durch Null!). Und physikalisch taucht sie an den Rändern unseres Wissens über Anfang und Ende des Universums und die Natur der Leere auf. Die Null ist eine Brücke zwischen dem Konkreten (Zählen von Abwesenheit) und dem Abstrakten (leere Menge, algebraische Identität). Sie markiert Grenzen – zwischen positiv und negativ, endlich und unendlich, Sein und Nichtsein. Vor allem aber ist sie ein unglaublicher Katalysator: Die Auseinandersetzung mit ihr hat unser Denken immer wieder herausgefordert und zu neuen Ufern geführt.
Die Null ist also alles andere als nichtig. Sie ist ein Denkmal menschlicher Abstraktionskraft, ein Brennpunkt tiefster philosophischer Fragen und ein Konzept, das unsere Sicht auf die Welt fundamental geprägt hat und weiter herausfordert. Dieses "Nichts", das sich als absolut unverzichtbar für das Verständnis von "Allem" erwiesen hat – das ist doch wirklich eine der erstaunlichsten Geschichten, die die Wissenschaft zu erzählen hat, findest du nicht auch?
Was denkst du über die Null nach dieser Reise? Hat sie deine Sichtweise verändert? Lass es mich in den Kommentaren wissen – ich bin gespannt auf deine Gedanken! Und wenn dir der Beitrag gefallen hat, freue ich mich natürlich über ein Like.
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Verwendete Quellen:
Die vielen Gesichter der Null - Von Nichts kommt viel - Horizonte Magazin - https://www.horizonte-magazin.ch/2025/03/06/die-vielen-gesichter-der-null/
Die fabelhafte Welt der Mathematik: Lange hielt man die Null für eine Lüge – nun baut alles auf ihr auf - Spektrum der Wissenschaft - https://www.spektrum.de/kolumne/von-babylon-bis-zermelo-die-lange-geschichte-der-null/2258450
Absence Perception and the Philosophy of Zero - PhilSci-Archive - https://philsci-archive.pitt.edu/14639/1/2018_02_Zero_cognition%281%29.pdf
Geschichte der Zahl Null in | Schülerlexikon - Lernhelfer.de - https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/mathematik/artikel/geschichte-der-zahl-null
Wie Europa mal die Null aus Arabien importierte – und dann eine Menge draus gemacht hat - fluter.de - https://www.fluter.de/du-bist-doch-eine-null
Zero in Four Dimensions: Historical Psychological, Cultural and Logical Perspective Hossein Arsham - Pantaneto Press - http://pantaneto.co.uk/zero-in-four-dimensions-historical-psychological-cultural-and-logical-perspective-hossein-arsham/
NOUGHT MATTERS: THE MATHEMATICAL AND PHILOSOPHICAL SIGNIFICANCE OF ZERO - ResearchGate - https://www.researchgate.net/publication/350907902_NOUGHT_MATTERS_THE_MATHEMATICAL_AND_PHILOSOPHICAL_SIGNIFICANCE_OF_ZERO
Die natürlichen Zahlen N und die ganzen Zahlen Z Peano Axiome - RISC JKU - https://www.risc.jku.at/people/winkler/MMNW/03-Nat-Zahlen.pdf
Natürliche Zahl – Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Nat%C3%BCrliche_Zahl
Peano-Axiome – Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Peano-Axiome
Natürliche Zahlen als Mengen - Oliver Deiser - https://aleph1.info/Resource?method=get&obj=Pdf&name=ema22.pdf&pagestart=265&pageend=268
gehört die null zu den natürlichen - zahlen? - Österreichische Mathematische Gesellschaft - https://www.oemg.ac.at/DK/Didaktikhefte/1994%20Band%2022/Reichel1994.pdf
Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre
Null – Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Null
Wie die Null entstand - scinexx.de - https://www.scinexx.de/dossierartikel/wie-die-null-entstand/
Die "Null" ist viel älter als gedacht - Scinexx - https://www.scinexx.de/news/technik/die-null-ist-viel-aelter-als-gedacht/
NULL Geschichte, Bedeutung und Verallgemeinerungen - JLUpub Uni Giessen - https://jlupub.ub.uni-giessen.de/bitstream/handle/jlupub/10490/Kafitz_Null_20230228.pdf?sequence=3&isAllowed=y
Die Gestalt des ‚Nichts' in der Mathematik - ResearchGate - https://www.researchgate.net/publication/312500302_Die_Gestalt_des_Nichts'_in_der_Mathematik
Die Zahl Null und Bitcoin | Robert Breedlove - Aprycot Media - https://aprycot.media/blog/die-zahl-null-und-bitcoin/ (Illustriert die philosophische Verbindung Ost/West)
The Void (philosophy) - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/The_Void_(philosophy) (Guter Überblick über westliche Konzepte der Leere)
Wie das Gehirn die Zahl Null verarbeitet - Universität Bonn - https://www.uni-bonn.de/de/neues/185-2024
Nothingness - Stanford Encyclopedia of Philosophy - https://plato.stanford.edu/entries/nothingness/
Śūnyatā - Wikipedia (oder äquivalente philosophische Quelle) - (Kein direkter Link im Original, aber wichtig für das Verständnis)
Frege's Theorem and Foundations for Arithmetic - Stanford Encyclopedia of Philosophy - https://plato.stanford.edu/entries/frege-theorem/ (Für Freges Definition von Null)
Zeno's Paradoxes - Stanford Encyclopedia of Philosophy - https://plato.stanford.edu/entries/paradox-zeno/
Eine Lösung für Zenons Paradoxien - Spektrum der Wissenschaft - https://www.spektrum.de/magazin/eine-loesung-fuer-zenons-paradoxien/822041
In Quantenschritten zum Urknall - Max-Planck-Gesellschaft - https://www.mpg.de/7513652/quantengravitation-urknall
Liste ungelöster Probleme der Physik - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ungel%C3%B6ster_Probleme_der_Physik (Enthält Vakuum-Katastrophe)
Der Urknall aus fast nichts - wissenschaft.de - https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/der-urknall-aus-fast-nichts/
Quanten-Vakuum: Weniger Energie als null | TU Wien - https://www.tuwien.at/tu-wien/aktuelles/news/quanten-vakuum-weniger-energie-als-null
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