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Blut, Gold und Ehre: Warum uns das Nibelungenlied auch heute noch fesselt

Vor einem schwarzen Hintergrund windet sich eine goldene, schuppige Drachenschlange im Kreis und beißt sich in den Schwanz (Ouroboros-Symbol). Innerhalb des Kreises steht in weißer Schrift der Text "Die Nibelungensage: Helden, Verrat und das Spiel des Schicksals". Unterhalb des Kreises tropfen zwei stilisierte, rote Bluttropfen. Ganz unten steht "Wissenschaftswelle.de".

Okay, setz dich gemütlich hin, vielleicht mit einer Tasse Kaffee oder Tee, denn wir begeben uns heute auf eine Reise in eine Welt voller Heldenmut, abgrundtiefem Verrat, unstillbarer Rache und schicksalhafter Verstrickungen. Ich spreche von einer Geschichte, die so gewaltig ist, dass sie seit Jahrhunderten fasziniert, inspiriert und ja, auch polarisiert: die Nibelungensage, verewigt im berühmten Nibelungenlied. Vielleicht hast du den Namen schon gehört, ihn mit Drachen, Schätzen oder düsteren Opern verbunden. Aber glaub mir, hinter diesem Namen verbirgt sich so viel mehr – ein Epos von europäischem Rang, das 2009 sogar zum UNESCO-Weltdokumentenerbe erklärt wurde! Es ist eine Geschichte, die uns tief in die Wirren der Völkerwanderungszeit zurückführt, aber gleichzeitig zeitlose Fragen über menschliche Leidenschaften stellt. Komm mit, lass uns gemeinsam eintauchen in dieses faszinierende Universum aus Licht und Schatten!


Die Wurzeln dieser epischen Erzählung reichen unglaublich weit zurück, bis ins 5. Jahrhundert nach Christus, eine Zeit großer Umbrüche in Europa. Stell dir vor: Das Römische Reich wankt, Stämme ziehen durchs Land, neue Reiche entstehen und vergehen. Der historische Kern, auf den sich viele Forscher einigen, ist die brutale Zerstörung des ersten Burgunderreichs am Rhein um das Jahr 436. Damals siedelten die Burgunder unter König Gundahar (dem Vorbild für Gunther im Lied) bei Worms, doch ihr Streben nach mehr Macht führte zum Konflikt mit dem römischen Heermeister Aetius. Dieser heuerte hunnische Söldner an, die das Burgunderreich vernichteten – ein Ereignis, das offenbar einen so tiefen Eindruck hinterließ, dass es sich im kollektiven Gedächtnis festsetzte. Aber das Nibelungenlied ist keine trockene Chronik!


Zwischen diesem historischen Ereignis und der Niederschrift des Epos um 1200 liegen fast 700 Jahre mündlicher Überlieferung. In dieser Zeit wurde die Geschichte immer wieder neu erzählt, ausgeschmückt, mit Mythen angereichert und mit anderen Figuren und Ereignissen verwoben – etwa mit Attila dem Hunnenkönig (Etzel im Lied) oder Theoderich dem Großen (Dietrich von Bern). Das Ergebnis ist ein faszinierendes Geflecht, in dem historische Wahrheit und dichterische Freiheit untrennbar miteinander verbunden sind.

Und was ist mit dem Namen "Nibelungen"? Auch der hat eine spannende Reise hinter sich. Ursprünglich bezeichnete er wohl mythische Wesen, vielleicht Zwerge oder Nebelgeister, die einen riesigen Schatz bewachten – den Nibelungenhort, der oft mit einem Fluch belegt war. Unser Held Siegfried, von dem wir gleich noch viel hören werden, besiegt diese Nibelungen in seiner Jugend, nimmt ihnen den Hort weg und eignet sich auch ihren Namen an. Nach Siegfrieds Tod geht der Name dann auf die Burgunder über, vor allem nachdem Hagen den Schatz gestohlen und im Rhein versenkt hat. Diese Namenswanderung ist genial, findest du nicht auch? Sie symbolisiert, wie das mit dem Hort verbundene dunkle Schicksal – die "nôt", die Not, das Verhängnis – von Siegfried auf die Burgunder übergeht. Der Name selbst wird zum Menetekel, das ihren Untergang vorwegnimmt.


In einem dunklen, nebelverhangenen Wald steht Siegfried, der Drachentöter, inmitten der grün leuchtenden Blutlache des erschlagenen Drachen Fafnir. Sein nackter Oberkörper glänzt von der feuchten Hitze, während Dampf aus dem dampfenden Blut aufsteigt. Der massive, schuppenbedeckte Körper des Drachen liegt tot zu seinen Füßen. Das cineastische Licht und die hyperrealistische Detailtreue – etwa bei den Drachenkrallen und Schuppen – verstärken die epische, mystische Wirkung dieser Szene.

Aber lass uns endlich in die Handlung eintauchen! Das Nibelungenlied, bestehend aus rund 2400 Strophen in 39 Kapiteln (Aventiuren), gliedert sich grob in zwei Teile. Der erste Teil dreht sich um den strahlenden Helden Siegfried von Xanten. Schon seine Jugendtaten sind legendär: Er erschlägt einen Drachen, badet in dessen Blut und wird dadurch fast unverwundbar – nur eine kleine Stelle am Rücken, auf die ein Lindenblatt fiel, bleibt verwundbar. Außerdem erobert er den besagten Nibelungenhort samt einer Tarnkappe, die unsichtbar macht. Als er von der Schönheit Kriemhilds, der Burgunderprinzessin in Worms, hört, reist er dorthin, um sie zu freien. Nach anfänglichen Spannungen – Siegfried tritt ziemlich selbstbewusst auf – gewinnt er durch seine Hilfe im Krieg gegen die Sachsen die Gunst der Burgunderkönige Gunther, Gernot und Giselher. Er und Kriemhild verlieben sich. Doch Gunther hat selbst ein Auge auf eine Königin geworfen: die kriegerische Brünhild von Island, die nur den heiratet, der sie in drei Wettkämpfen besiegt. Eine schier unmögliche Aufgabe, die Gunther nur mit Siegfrieds Hilfe meistern kann. Siegfried willigt ein, unter der Bedingung, Kriemhild heiraten zu dürfen. Mithilfe seiner Tarnkappe verhilft er Gunther zum Sieg über Brünhild, gibt sich dabei aber als Gunthers Vasall aus – ein folgenschwerer Schachzug, wie sich zeigen wird.


Es folgt eine prächtige Doppelhochzeit in Worms. Doch schon in der Hochzeitsnacht gibt es Probleme: Brünhild verweigert sich Gunther und überwältigt ihn mit ihrer übermenschlichen Kraft. Wieder muss Siegfried heimlich eingreifen, ringt Brünhild im Dunkeln nieder, wodurch sie ihre magische Kraft verliert. Dabei nimmt er unbemerkt ihren Ring und Gürtel an sich – ein fataler Fehler, denn er schenkt beides später seiner Frau Kriemhild. Jahre vergehen, Siegfried und Kriemhild herrschen glücklich in Xanten. Doch Brünhild, immer noch misstrauisch wegen Siegfrieds angeblicher Vasallenrolle, lädt die beiden nach Worms ein. Dort kommt es zur Katastrophe: Beim Streit vor dem Münster, wer von ihnen den Vortritt hat, enthüllt die zornige Kriemhild das Geheimnis der Brautnacht und präsentiert Ring und Gürtel als Beweis. Brünhild ist zutiefst gedemütigt. Hagen von Tronje, Gunthers treuester, aber auch skrupellosester Vasall, nutzt die Gunst der Stunde. Er drängt auf Siegfrieds Tod, um die verletzte Ehre zu rächen – und vielleicht auch, um den mächtigen Siegfried als Rivalen auszuschalten. Der schwache König Gunther stimmt zu. Unter einem Vorwand entlockt Hagen der ahnungslosen Kriemhild das Geheimnis von Siegfrieds verwundbarer Stelle. Während einer Jagd ermordet Hagen Siegfried hinterrücks mit einem Speer, als dieser sich an einer Quelle bückt. Um die Provokation perfekt zu machen, lässt er die Leiche vor Kriemhilds Tür ablegen.


In der kunstvollen Anmutung einer mittelalterlichen Buchmalerei stehen Königin Kriemhild und Königin Brünhild in heftigem Streit vor dem prächtigen Portal des Wormser Doms. Beide tragen prunkvolle, reich verzierte Gewänder in Rot und Blau mit goldenen Stickereien. Ihre Gesichter spiegeln Zorn und Stolz wider. Der gotische Hintergrund mit aufwendigen Skulpturen und Bögen verstärkt die dramatische Spannung dieser historischen Szene.

Kriemhilds Welt bricht zusammen. Ihre Trauer schlägt bald in unbändigen Hass und Rachedurst um. Jahre später lässt sie den Nibelungenhort, Siegfrieds Morgengabe, nach Worms bringen. Hagen, der fürchtet, sie könnte den Schatz zur Finanzierung ihrer Rache nutzen, stiehlt ihn und versenkt ihn im Rhein. Damit beginnt der zweite, noch düsterere Teil des Epos: Kriemhilds Rache. Dreizehn Jahre nach Siegfrieds Tod wirbt der mächtige Hunnenkönig Etzel (Attila) um sie. Zögernd, aber mit dem Rachegedanken im Hinterkopf, willigt sie ein und wird seine Frau. Sie gewinnt Einfluss am Hunnenhof und gebiert Etzel einen Sohn, Ortlieb. Weitere dreizehn Jahre später setzt sie ihren Plan um: Sie überredet Etzel, ihre Brüder und Hagen zu einem Fest einzuladen. Hagen ahnt Unheil – auf der Reise ins Hunnenland prophezeien ihm Wasserfrauen den Untergang –, doch die Burgunder nehmen die Einladung an.


Am Hunnenhof eskaliert die Situation schnell. Hagen provoziert, Kriemhild versucht, Mörder für Hagen anzuheuern. Die Lage spitzt sich zu, als Etzels Bruder auf Kriemhilds Betreiben hin angegriffen und im Gegenzug erschlagen wird. Als Hagen davon erfährt, schlägt er dem kleinen Prinzen Ortlieb vor den Augen seiner Eltern den Kopf ab – der Funke, der das Pulverfass zur Explosion bringt. Ein entsetzliches Gemetzel im Festsaal beginnt. Helden auf beiden Seiten fallen. Die Burgunder verschanzen sich, doch Kriemhild lässt den Saal anzünden. Am Ende leben nur noch Gunther und Hagen. Sie werden von Dietrich von Bern gefangen genommen. Kriemhild fordert von Hagen das Versteck des Hortes. Als er sich weigert, solange sein König lebt, lässt sie Gunther enthaupten. Doch selbst angesichts des Hauptes seines Herrn schweigt Hagen. Daraufhin ergreift Kriemhild Siegfrieds Schwert Balmung, das Hagen seit dem Mord trug, und schlägt Hagen eigenhändig den Kopf ab. Diese Tat entsetzt selbst die abgebrühtesten Krieger. Hildebrand, Dietrichs Waffenmeister, erschlägt Kriemhild, weil er es nicht erträgt, dass ein Held wie Hagen durch die Hand einer Frau fiel. Das Epos endet in Klage und Leid über den Untergang fast aller Beteiligten. Die letzte Zeile vieler Handschriften lautet schlicht: "daz ist der Nibelunge nôt" – das ist der Nibelungen Untergang/Not.


Inmitten eines lodernden Infernos steht Königin Kriemhild entschlossen in Etzels brennender Halle. Ihr rotes Gewand wird von den Flammen dramatisch beleuchtet, während ihr Gesicht Entschlossenheit und tiefen Schmerz zugleich zeigt. In der erhobenen Hand hält sie das Schwert Balmung. Um sie herum liegen gefallene Krieger zwischen Trümmern und Rauch. Die Szene ist intensiv, düster und vermittelt die tragische Wucht ihres Racheakts.

Was das Nibelungenlied so unglaublich fesselnd macht, ist diese unaufhaltsame Kausalität der Tragödie. Anders als viele Ritterromane seiner Zeit folgt die Handlung einer eisernen Logik: Der Betrug an Brünhild führt zu Siegfrieds Tod, Siegfrieds Tod führt zu Kriemhilds Rache, und Kriemhilds Rache führt zum Untergang der Burgunder. Jedes Ereignis ist die Konsequenz des vorhergehenden, verstärkt durch düstere Vorahnungen wie Kriemhilds Falkentraum oder die Prophezeiung der Wasserfrauen. Es ist, als ob die Figuren einem unausweichlichen Schicksal entgegen taumeln, auch wenn ihre eigenen Entscheidungen – Gunthers Schwäche, Hagens Brutalität, Kriemhilds Hass – die Katastrophe erst herbeiführen. Selbst der strahlende Held Siegfried ist nicht ohne Fehl und Tadel; seine Beteiligung am Betrug und sein anfänglicher Hochmut tragen zu seinem Fall bei. Das Epos zeichnet keine einfachen Helden oder Schurken, sondern komplexe, oft widersprüchliche Charaktere.


Schauen wir uns die Hauptfiguren genauer an:

Figur

Kurzbeschreibung

Entwicklung / Motivation

Siegfried

Strahlender Held, Drachentöter, Besitzer des Horts, fast unverwundbar.

Liebe zu Kriemhild, Streben nach Ehre; aber auch Übermut und Beteiligung am Betrug; keine große Entwicklung, stirbt früh.

Kriemhild

Anfangs tugendhafte Prinzessin, liebende Ehefrau.

Dramatischste Wandlung: von Liebe zu abgrundtiefem Hass und Rachedurst nach Siegfrieds Ermordung; wird zur Rächerin.

Gunther

König der Burgunder.

Oft schwach, unentschlossen, auf andere angewiesen (Siegfried, Hagen); von Ehre und Prestige getrieben; mitschuldig.

Brünhild

Kriegerische Königin von Island mit übermenschlicher Kraft.

Stolz, will ebenbürtigen Mann; tief gekränkt durch Täuschung und Enthüllung; treibt Siegfrieds Ermordung voran.

Hagen

Gunthers treuester Vasall, erfahrener Krieger.

Bedingungslose Loyalität (Triuwe) zu seinen Herren als Hauptmotivation; skrupellos, listig, vorausschauend; bleibt sich treu.

Etzel

Mächtiger Hunnenkönig (historischer Attila).

Zunächst friedlich, wird aber durch die Ereignisse und Kriemhilds Einfluss in den Konflikt hineingezogen.

Dietrich

König der Amelungen (historischer Theoderich), im Exil bei Etzel.

Repräsentiert oft eine gemäßigtere, reflektiertere Haltung; überlebt als einer der wenigen.

Diese Figuren sind keine bloßen Schachfiguren, sondern Menschen aus Fleisch und Blut (wenn auch in einem heroischen Kontext), getrieben von Liebe, Hass, Ehre, Loyalität und Rachedurst. Kriemhilds Verwandlung ist dabei besonders erschütternd – sie zeigt, wie tief verletzte Liebe in zerstörerischen Hass umschlagen kann. Und Hagen? Er ist die Verkörperung der problematischen "Nibelungentreue": Seine absolute Loyalität zu Gunther macht ihn zum Mörder und Verräter an Siegfried und letztlich zum Katalysator des Untergangs. Das Epos stellt uns hier vor unbequeme Fragen über die Natur und die Grenzen von Tugenden wie Treue.


Das bringt uns zu den zentralen Themen, die das Nibelungenlied bis heute so relevant machen. Da ist die Triuwe, die Loyalität, die hier in all ihren Facetten – und Abgründen – gezeigt wird. Sie kann Bindungen schaffen, aber auch in unlösbare Konflikte führen, wie bei Rüdiger von Bechelaren, der zwischen seiner Pflicht gegenüber Kriemhild und seiner Freundschaft zu den Burgundern zerrieben wird. Eng damit verbunden ist der Verrat, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, von der Täuschung Brünhilds bis zu Siegfrieds Ermordung. Und natürlich die Rache, die alles verzehrende Kraft, die Kriemhild antreibt und eine unaufhaltsame Spirale der Gewalt in Gang setzt. Die Ehre ist ein weiterer zentraler Wertbegriff, dessen Verletzung tödliche Konsequenzen hat, der aber auch als Rechtfertigung für grausame Taten dient. Immer wieder stellt sich die Frage nach Schicksal und menschlicher Verantwortung: Ist alles vorherbestimmt, oder sind es die Entscheidungen der Figuren, die zur Katastrophe führen? Das Epos lässt das bewusst offen. Und über allem schwebt die tragische Erkenntnis, dass aus großer Liebe oft großes Leid erwächst – "daz liebe leide lachet", wie es im Text heißt. Wenn dich solche tiefen Einblicke in faszinierende Geschichten begeistern, dann ist unser monatlicher Newsletter genau das Richtige für dich! Du findest das Anmeldeformular oben auf der Seite – ich würde mich freuen, dich dort zu sehen!


Eine stilisierte Illustration im Art-Nouveau-Stil zeigt die zentrale Tragödie des Nibelungenlieds: Links blickt Siegfried mit ruhiger Entschlossenheit nach vorne, eine Linde markiert seine verwundbare Stelle. In der Mitte hält Hagen von Tronje einen Speer, bereit zum tödlichen Stoß. Rechts vergießt Kriemhild tränenreiche Trauer, ihr rotes Haar fließt unter einer kunstvollen Krone. Unten schimmert symbolisch der Nibelungenschatz in goldenen Tönen, eingebettet in elegante, geschwungene Muster und Linien.

Interessant ist auch, dass wir den Dichter des Nibelungenlieds nicht kennen! Man vermutet ihn im bayerisch-österreichischen Raum um 1200, vielleicht im Umfeld des Bischofs von Passau, aber Gewissheit gibt es nicht. Das Werk ist uns in über 35 Handschriften und Fragmenten überliefert, was seine enorme Popularität im Mittelalter belegt. Die drei wichtigsten sind die Handschriften A (München), B (St. Gallen) und C (Karlsruhe), die sich in Länge und teilweise auch im Wortlaut unterscheiden. Besonders spannend ist der Schlussvers: Während A und B mit dem düsteren "... der Nibelunge nôt" (Not/Untergang) enden, schließt die etwas geglättetere Fassung C mit "... daz ist der Nibelunge liet" (Lied/Geschichte). Ein kleiner Unterschied mit großer Wirkung, der vielleicht auf unterschiedliche Interpretationen schon im Mittelalter hindeutet!

Literarisch ist das Nibelungenlied ein Meisterwerk. Es ist in der sogenannten Nibelungenstrophe verfasst, einer vierzeiligen Strophe mit Paarreimen und einer charakteristischen überlangen letzten Halbzeile, die dem Ganzen einen getragenen, fast wellenartigen Rhythmus verleiht. Stell dir vor, wie das damals vorgetragen geklungen haben muss – episch! Der Stil mischt höfische Eleganz mit archaischer Härte, beschreibt prunkvolle Feste ebenso wie blutige Gemetzel oft mit einer schockierenden Drastik und Lakonik. Diese Mischung spiegelt perfekt die Übergangszeit wider, in der das Epos entstand: eine Welt zwischen alten Heldenidealen und neuer höfischer Kultur, deren Wertesysteme hier unweigerlich aufeinanderprallen und in die Katastrophe führen.


Die Wirkungsgeschichte des Nibelungenlieds ist eine eigene, dramatische Erzählung. Nach seiner Blütezeit im Mittelalter geriet es fast in Vergessenheit, bis es im 18. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde es dann zum deutschen Nationalepos stilisiert, ein Symbol für vermeintlich urdeutsche Tugenden wie Treue und Heldenmut – die berüchtigte "Nibelungentreue". Siegfried wurde zum Nationalhelden verklärt. Künstler wie Richard Wagner griffen den Stoff auf – wobei sein berühmter "Ring des Nibelungen" stärker auf nordischen Sagen als auf dem Nibelungenlied basiert, eine wichtige Unterscheidung! Fritz Lang schuf 1924 mit seinem zweiteiligen Stummfilm "Die Nibelungen" ein visuell beeindruckendes, aber auch ambivalentes Werk. Den dunkelsten Punkt erreichte die Rezeption im Nationalsozialismus: Die Nazis missbrauchten das Epos und Schlagworte wie "Nibelungentreue" für ihre menschenverachtende Propaganda, stilisierten Siegfried zum Arier und beschworen den Opfermythos bis zum Untergang, etwa in Stalingrad.


Nach 1945 setzte eine notwendige kritische Auseinandersetzung ein. Man begann, das Nibelungenlied anders zu lesen: als Warnung vor blindem Gehorsam, vor Gewaltspiralen, vor den Gefahren fehlgeleiteter Loyalität. Die Komplexität der Figuren, die Ambivalenz der Werte, die Abgründe menschlicher Leidenschaften – all das trat wieder stärker in den Vordergrund. Und genau das macht das Nibelungenlied auch heute noch relevant. Es stellt Fragen, die uns immer noch beschäftigen: Was bedeutet Treue? Wo endet Loyalität, wo beginnt Verbrechen? Wie leicht schlägt Liebe in Hass um? Wie gehen wir mit Verletzungen und dem Wunsch nach Rache um? Was ist Ehre wert? Die Figuren von damals – die liebende und hassende Kriemhild, der zwiespältige Hagen, der strauchelnde Siegfried – sie alle halten uns einen Spiegel vor. Was denkst du darüber? War Hagens Loyalität gerechtfertigt? Oder siehst du Kriemhilds Rache anders? Lass es mich unbedingt in den Kommentaren wissen und gib dem Beitrag ein Like, wenn er dir gefallen hat – ich bin gespannt auf deine Perspektive!



Das Nibelungenlied ist kein einfaches Stück Literatur. Es ist sperrig, brutal, oft düster und durch seine Rezeptionsgeschichte belastet. Aber es ist auch ein unglaublich kraftvolles, vielschichtiges Epos, das uns herausfordert, über die Grundfesten menschlichen Zusammenlebens nachzudenken. Es ist ein Zeugnis einer fernen Vergangenheit, das uns überraschend viel über uns selbst erzählen kann. Es ist ein "offenes Kunstwerk", das keine endgültigen Antworten gibt, sondern uns immer wieder neu zum Nachdenken anregt. Diese Diskussionen leben auch in unserer Community weiter. Wenn du Lust auf mehr spannende Inhalte und Austausch hast, folg uns doch auf unseren Social-Media-Kanälen:



Was bleibt also vom Nibelungenlied? Ein gewaltiges Panorama menschlicher Leidenschaften, ein Lehrstück über die zerstörerische Kraft von Hass und Rache, eine Auseinandersetzung mit kollidierenden Werten – und eine zeitlose Geschichte, die uns daran erinnert, dass auch die größten Helden ihre dunklen Seiten haben und dass Liebe und Leid oft untrennbar miteinander verbunden sind. Eine Geschichte, die uns noch lange beschäftigen wird.



Verwendete Quellen:


  1. Die Nibelungensage – 10 Fakten zum Heldenepos des Mittelalters - https://mein-lernen.at/allgemeinwissen/die-nibelungensage-10-fakten-zum-heldenepos-des-mittelalters/

  2. Nibelungenlied - Deutsche UNESCO-Kommission - https://www.unesco.de/staette/nibelungenlied/

  3. Nibelungensage: Definition, Zusammenfassung & Siegfried - StudySmarter - https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/textarten/nibelungensage/

  4. Nibelungenlied: Handlung & Figuren - StudySmarter - https://www.studysmarter.de/studium/germanistik/literaturwissenschaft/nibelungenlied/

  5. OMACL: The Nibelungenlied: Introduction - The Online Medieval & Classical Library - http://mcllibrary.org/Nibelungenlied/introduction.html

  6. About the Nibelungenlied - http://heathengods.com/library/nibelungenlied/about.htm

  7. Das Nibelungenlied - Tourist-Information NibelungenLand - https://www.nibelungenland.net/Inspiration/Nibelungen/Das-Nibelungenlied

  8. Nibelungenlied - Wikipedia (English) - https://en.wikipedia.org/wiki/Nibelungenlied

  9. The Nibelungenlied - Medieval Studies - Oxford Bibliographies - https://www.oxfordbibliographies.com/abstract/document/obo-9780195396584/obo-9780195396584-0246.xml

  10. Das Nibelungenlied - Nibelungenmuseum (Lehrmaterial PDF) - https://www.nibelungenmuseum.de/nibelungenmuseum-wAssets/docs/ml_N_Nibelungenlied_Lehrmaterial_2.pdf

  11. Nibelungensage – Wikipedia (Deutsch) - https://de.wikipedia.org/wiki/Nibelungensage#:~:text=Die%20Urspr%C3%BCnge%20der%20Sage%20reichen,Aetius%20mit%20Hilfe%20hunnischer%20Hilfstruppen.

  12. Was ist das Nibelungenlied? Zusammenfassung für Schüler [Tipps] - Sofatutor - https://www.sofatutor.com/deutsch/videos/das-nibelungenlied

  13. Das Nibelungenlied in | Schülerlexikon | Lernhelfer - https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/das-nibelungenlied

  14. H-Net Review on Jan-Dirk Müller's monograph - https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=26232

  15. Nibelungenlied | World Epics - EdBlogs Columbia - https://edblogs.columbia.edu/worldepics/project/nibelungenlied/

  16. Nibelungensage – Klexikon – das Kinderlexikon - https://klexikon.zum.de/wiki/Nibelungensage

  17. Das ›Nibelungenlied‹: Einführung & Entstehung - Mittelalter Digital - https://mittelalter.digital/artikel/6170/das-nibelungenlied-einfuehrung-entstehung

  18. The Ambiguity of Otherness in Adaptations of the Nibelungen Myth (PDF Download) - https://dspace.library.uvic.ca/bitstreams/debd6b6e-9df0-4d88-b5b2-1be9ee0cb35b/download

  19. Das Nibelungen-Lied: Der Mythos der Germanen | Tessloff Verlag - https://www.tessloff.com/was-ist-was/geschichte/mythologie/das-nieblungenlied-der-mythos-der-germanen.html

  20. Das Nibelungenlied Analyse | PDF - Scribd - https://de.scribd.com/doc/249655494/Das-Nibelungenlied-Analyse

  21. The Nibelungenlied: A Summary in English Prose - Pitt University - https://sites.pitt.edu/~dash/nibelungenlied.html

  22. The Song of the Nibelungs : History of Information - https://www.historyofinformation.com/detail.php?id=2287

  23. Nibelungenlied - Zusammenfassung • Siegfried Sage Kurzfassung - Studyflix - https://studyflix.de/deutsch/nibelungenlied-zusammenfassung-5977

  24. Nibelungenlied - Wikipedia (Deutsch) - https://de.wikipedia.org/wiki/Nibelungenlied

  25. Das Nibelungenlied (Deutsche Version) von Unbekannt — Gratis-Zusammenfassung - getAbstract - https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/das-nibelungenlied/4372

  26. Das Nibelungenlied (PDF Presentation) - is.muni.cz - https://is.muni.cz/el/sci/jaro2023/JNP02/Das_Nibelungenlied.pdf

  27. The Nibelungenlied by Unknown | EBSCO Research Starters - https://www.ebsco.com/research-starters/literature-and-writing/nibelungenlied-unknown

  28. The Nibelungenlied: Analysis of Major Characters | EBSCO Research Starters - https://www.ebsco.com/research-starters/literature-and-writing/nibelungenlied-analysis-major-characters

  29. Das Nibelungenlied Charakteristik der Hauptprotagonisten (PDF Thesis) - is.muni.cz - https://is.muni.cz/th/s7mxd/Das_Nibelungenlied.pdf

  30. Understanding "The Nibelungenlied" in 5 minutes | GRIN - https://www.grin.com/en/magazin/literary-classics/the-nibelungenlied/

  31. Fate and Action Theme in The Nibelungenlied | LitCharts - https://www.litcharts.com/lit/the-nibelungenlied/themes/fate-and-action

  32. Themes of loyalty, betrayal, and revenge | Epic and Saga Class - Fiveable - https://library.fiveable.me/epic-and-saga/unit-9/themes-loyalty-betrayal-revenge/study-guide/LiXQoOV2Ii7KeYy6

  33. Epic and Saga Unit 9 – Medieval German Epic – The Nibelungenlied - Fiveable - https://library.fiveable.me/epic-and-saga/unit-9

  34. Film Notes: Die Nibelungen: Siegfried (Fritz Lang, 1924) - Coins and Scrolls - https://coinsandscrolls.blogspot.com/2019/06/film-notes-die-nibelungen-siegfried.html

  35. Betrachtung der Figuren Brünhild und Krimhild im Nibelungenlied - GRIN - https://www.grin.com/document/288657

  36. The Nibelungenlied Today: Its Substance, Essence, and Significance - Project MUSE (Book/EPUB Info) - https://muse.jhu.edu/book/75809/epub

  37. The Nibelungenlied: Unlocking the Epic Tale of Love, Revenge, and Honour - Paganheim Blog - https://paganheim.com/blogs/mythology/the-nibelungenlied-unlocking-the-epic-tale-of-love-revenge-and-honour

  38. From Opera to MMA: The Nibelungenlied and the German Far Right - Fair Observer - https://www.fairobserver.com/region/europe/michael-c-zeller-richard-wagner-opera-nibelungenlied-nationalist-symbolism-far-right-germany-news-915421/

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  40. Die Nibelungen - William Ahearn (Film Analysis) - https://www.williamahearn.com/sigfried.html

  41. “Die Nibelungen – Part II : Kriemhild's Revenge” (1924, dir. Fritz Lang) | TheProjectionBooth - https://theprojectionbooth.wordpress.com/2012/11/16/die-nibelungen-part-ii-kriemhilds-revenge-1924-dir-fritz-lang/

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  48. The Nibelungenlied and Sage in Modern Poetry: Gruener, Gustav - Amazon.com (Book Link) - https://www.amazon.com/Nibelungenlied-Sage-Modern-Poetry/dp/B0169W3EDM

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  55. How related are the Lord of the Rings books to Der Ring des Nibelungen? - Reddit Discussion - https://www.reddit.com/r/tolkienfans/comments/23ldjt/how_related_are_the_lord_of_the_rings_books_to/

  56. Der Ring des Nibelungen Medieval, Pagan, Modern - The Wagnerian - http://www.the-wagnerian.com/2014/06/der-ring-des-nibelungen-medieval-pagan.html

  57. 'Objectifying' the English-language 'Nibelungenlied' - Dr Mary Boyle - WordPress.com Blog - https://maryrboyle.wordpress.com/2019/07/12/objectifying-the-english-language-nibelungenlied/

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  59. German Nibelung - Bard Mythologies - https://bardmythologies.com/german-nibelung-feb-24/

  60. MYTHIC THEMES FROM THE NIBELUNGENLIED, STURLUSON'S THE PROSE EDDA, AND WAGNER'S (PDF Download) - twu-ir.tdl.org - https://twu-ir.tdl.org/bitstreams/4cb43c23-d49f-4518-8f4f-362a100dbe14/download

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  62. What are some interesting similarities/differences between Richard Wagner's Ring Cycle(Der Ring des Nibelungen) and Tolkien's Lord of the Rings Trilogy? : r/opera - Reddit Discussion - https://www.reddit.com/r/opera/comments/2nz0od/what_are_some_interesting_similaritiesdifferences/

  63. Adapting the Nibelungenlied: Carl Otto Czeschka, Fritz Lang, and Ulrike Draesner - History of the Book - University of Oxford - https://historyofthebook.mml.ox.ac.uk/adapting-the-nibelungenlied-carl-otto-czeschka-fritz-lang-and-ulrike-draesner/

  64. RACE AND RELIGION IN NIBELUNGEN FILMS: FRITZ LANG, HARALD REINL, AND QUENTIN TARANTINO (PDF Thesis) - GETD UGA - https://getd.libs.uga.edu/pdfs/penton_tara_l_201805_ma.pdf

  65. End-Times in the Hall: The Modern Reception of the Apocalyptic Ending of the Nibelungenlied (Chapter Info) - Cambridge University Press - https://www.cambridge.org/core/books/endtimes-in-medieval-german-literature/endtimes-in-the-hall-the-modern-reception-of-the-apocalyptic-ending-of-the-nibelungenlied/5EFD038DF78021524EB162FEB5C3DB2C

  66. Wagner in the "Cult of Art in Nazi Germany" (PDF Article) - Loyola eCommons - https://ecommons.luc.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1047&context=history_facpubs

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