Kosmische Volkszählung: Super-Erden sind auf fernen Bahnen überraschend häufig!
- Benjamin Metzig
- vor 6 Tagen
- 10 Min. Lesezeit

Wir leben in einer Zeit astronomischer Entdeckungen, die unsere kühnsten Träume übertrifft. Fast täglich hören wir von neuen Welten, die ferne Sonnen umkreisen – über 5.800 Exoplaneten sind inzwischen bestätigt! Und was wir da draußen finden, sprengt oft die Vorstellungskraft und stellt unser eigenes, vertrautes Sonnensystem ziemlich in den Schatten. Viele dieser fernen Systeme haben Planeten auf Bahnen, die bei uns undenkbar wären, oder sie tanzen in komplexen Resonanzen miteinander. Es ist, als hätte das Universum einen riesigen Baukasten voller planetarer Möglichkeiten, und wir fangen gerade erst an, die Vielfalt zu begreifen. Eine besonders spannende Kategorie, die immer wieder auftaucht, sind die sogenannten „Super-Erden“. Das sind Planeten, die mehr Masse haben als unsere Erde, aber leichter sind als die Eisriesen Uranus und Neptun.
Seltsamerweise gibt es in unserem eigenen kosmischen Vorgarten keinen einzigen Vertreter dieser Klasse! Sie scheinen eine Art Brücke zwischen den kleinen Gesteinswelten und den großen Gas- oder Eisgiganten zu schlagen, eine Planetenklasse, die uns hier fehlt, aber da draußen anscheinend gang und gäbe ist. Besonders faszinierend wird es, wenn wir überlegen, wo diese Super-Erden zu finden sind. Die meisten, die wir bisher kannten, wurden auf sehr engen Bahnen um ihre Sterne entdeckt, oft viel näher als Merkur an unserer Sonne. Das liegt aber auch an den Methoden, mit denen wir suchen – die Transitmethode (wenn ein Planet vor seinem Stern vorbeizieht und ihn leicht verdunkelt) und die Radialgeschwindigkeitsmethode (die das leichte „Wackeln“ eines Sterns misst, verursacht durch die Schwerkraft eines Planeten) sind einfach besser darin, Planeten zu finden, die nah dran sind und schnell umlaufen. Aber was ist mit den äußeren, kälteren Regionen eines Planetensystems, jenseits der sogenannten „Schneelinie“, wo Wasser und andere flüchtige Stoffe gefrieren? Genau dort, so sagen es zumindest die Theorien zur Planetenentstehung wie das Kernakkretionsmodell, könnte die Planetenbildung besonders effizient ablaufen, weil Eis als zusätzliches Baumaterial zur Verfügung steht. Doch genau dieser Bereich war lange ein blinder Fleck für uns. Und genau hier kommt eine unglaublich coole Methode ins Spiel: der Gravitationsmikrolinseneffekt.

Bevor wir uns in die Tiefen des Mikrolinseneffekts stürzen, lasst uns kurz klären, was eine „Super-Erde“ eigentlich ist. Der Name ist vielleicht etwas irreführend, denn er bezieht sich hauptsächlich auf die Masse und/oder Größe, nicht darauf, ob der Planet tatsächlich wie eine größere Version unserer Erde aussieht oder gar bewohnbar ist. Typischerweise spricht man von Super-Erden bei Planeten, die etwa 1 bis 10 Mal so massereich sind wie die Erde und einen Radius zwischen Erd- und etwa doppeltem Erdradius haben. Sie liegen damit genau zwischen den terrestrischen Planeten und den Mini-Neptunen oder Eisriesen. Es ist eine faszinierende Zwischengröße, die eine enorme Vielfalt an möglichen Zusammensetzungen zulässt.
Exoplanetenklassen im Überblick
Planetenklasse | Typischer Massenbereich (M⊕) | Typischer Radiusbereich (R⊕) | Wahrscheinliche Zusammensetzung | Beispiele (Sonnensystem) |
Terrestrisch/Erdähnlich | < 1 | < 1 | Gestein, Metalle | Erde, Venus, Merkur |
Super-Erde | ~1 - 10 | ~1 - 2 | Gestein, Metalle; potenziell Wasser/Eis | (Keine) |
Mini-Neptun | ~5 - 20 | ~1.8 - 4 | Gesteins-/Eiskern mit H/He-Hülle; Wasserreich | (Keine) |
Eisriese | ~14 - 17 | ~4 | Eis (Wasser, Methan, Ammoniak), Gestein, H/He-Atmosphäre | Uranus, Neptun |
Gasriese | > ~20 - 30 | > 4 | Hauptsächlich Wasserstoff und Helium | Jupiter, Saturn |
Man vermutet, dass es innerhalb dieser Super-Erden-Kategorie ganz unterschiedliche Typen gibt: dichte Gesteinswelten, vielleicht vergrößerte Versionen der Erde; Wasserwelten mit tiefen Ozeanen oder dicken Eispanzern; oder eben die sogenannten Mini-Neptune, die schon eine ausgedehnte Hülle aus Wasserstoff und Helium besitzen. Eine spannende Entdeckung, die vor allem bei den eng umlaufenden Planeten gemacht wurde, ist das „Radius-Tal“ – eine Art Lücke in der Häufigkeitsverteilung bei etwa 1,5 bis 2 Erdradien. Man nimmt an, dass dies die Grenze zwischen den kleineren, dichteren Gesteins-Super-Erden und den größeren, weniger dichten Mini-Neptunen markiert. Ob diese Trennung durch atmosphärischen Verlust (die Sternstrahlung bläst die Atmosphäre weg) oder durch unterschiedliche Entstehungswege zustande kommt, ist noch Gegenstand heißer Debatten. Diese Vielfalt macht Super-Erden zu einem unglaublich reichen Forschungsfeld!
Jetzt aber zur Gravitationsmikrolinse, dieser genialen Methode, die uns Einblicke in die kalten, äußeren Bereiche von Planetensystemen gewährt. Das Prinzip basiert auf Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie: Masse krümmt den Raum. Wenn nun zufällig ein Stern (die „Linse“), vielleicht mit einem Planeten, genau zwischen uns und einem weiter entfernten Hintergrundstern (die „Quelle“) vorbeizieht, wirkt seine Schwerkraft wie eine Lupe. Sie bündelt das Licht des Hintergrundsterns und lässt ihn für uns vorübergehend heller erscheinen. Das ist das Mikrolinsen-Ereignis, eine sanfte Aufhellung und Wiederabdunklung über Wochen oder Monate. Der Clou kommt jetzt: Wenn der Linsenstern einen Planeten hat, kann dieser Planet eine zusätzliche, kurze Störung in dieser Lichtkurve verursachen – einen kleinen, oft nur Stunden oder wenige Tage dauernden „Zacken“ oder „Buckel“. Die genaue Form dieses kleinen Signals verrät uns das Massenverhältnis zwischen Planet und Stern und seinen Abstand vom Stern (allerdings projiziert auf den Himmel und skaliert durch den sogenannten Einstein-Radius). Das Tolle daran: Diese Methode ist besonders empfindlich für Planeten in Abständen von einigen Astronomischen Einheiten (AE) – also genau dort, wo Jupiter und Saturn bei uns kreisen, oft jenseits der Schneelinie. Und sie ist unglaublich gut darin, auch Planeten mit geringer Masse aufzuspüren, bis hinunter zur Erdmasse oder sogar darunter!
Einzigartige Stärken der Mikrolinsenmethode
Empfindlichkeit für kleine Massen: Kann Planeten bis zur Erdmasse und darunter aufspüren.
Empfindlichkeit für weite Bahnen: Optimal für Planeten bei mehreren AE, komplementär zu Transit/RV.
Große Reichweite: Entdeckt Planeten tausende Lichtjahre entfernt im galaktischen Zentrum.
Unabhängigkeit vom Wirtsstern: Funktioniert auch bei lichtschwachen Sternen (M-Zwergen) oder sogar Braunen Zwergen und stellaren Überresten.
Einzige Methode für frei fliegende Planeten: Kann Planeten ohne Stern nachweisen.
Natürlich hat die Sache auch einen Haken: Solche Ereignisse sind selten, weil die Ausrichtung perfekt sein muss. Und sie sind einmalig – ein entdeckter Planet kann nicht einfach nochmal beobachtet werden, was die Charakterisierung (z.B. der Atmosphäre) quasi unmöglich macht. Die absolute Masse des Planeten zu bestimmen ist auch knifflig und erfordert oft zusätzliche Messungen oder spätere Beobachtungen mit extrem hoher Auflösung. Trotzdem füllt Mikrolensing eine entscheidende Lücke, die andere Methoden offenlassen.
Exoplaneten-Jagdmethoden im Vergleich
Methode | Prinzip | Hauptinfo | Stärken | Schwächen |
Mikrolinsen | Gravitationslinse durch Stern (+Planet) | Massenverhältnis (q), proj. Abstand (s) | Kleine Massen, weite Bahnen, entfernte/schwache Wirte, freie Planeten | Selten, einmalig, absolute Masse schwer, hohe Beobachtungskadenz nötig |
Transit | Periodische Sternverdunkelung | Radius (Rp), Periode (P) | Misst Radius, Atmosphärenanalyse möglich | Nur bei Kanten-Ausrichtung, Bias zu großen Planeten auf engen Bahnen |
Radialgeschw. (RV) | Doppler-"Wackeln" des Sterns | Min. Masse (mp sini), Periode (P), Bahnform | Misst (min.) Masse, Bahneigenschaften | Bias zu massereichen Planeten auf engen Bahnen, Sternaktivität stört |
Direkte Abbildung | Direktes Foto des Planeten | Abstand, Helligkeit (Temperatur, Radius) | Direkte Charakterisierung möglich | Nur für junge, massereiche, sehr weit entfernte Planeten, extrem schwierig |
Und jetzt kommt die aufregende Nachricht, die die Fachwelt kürzlich aufhorchen ließ: Eine neue Studie, basierend auf Daten des Korea Microlensing Telescope Network (KMTNet), liefert starke Beweise dafür, dass Super-Erden auf jupiterähnlichen Bahnen tatsächlich häufig vorkommen – vielleicht sogar „häufiger als gedacht“! KMTNet ist ein Netzwerk aus drei Teleskopen auf der Südhalbkugel, die fast ununterbrochen den Himmel überwachen können. Das ist entscheidend, um die kurzen Planetensignale nicht zu verpassen. Die Forscher um Weicheng Zang analysierten Tausende von Mikrolinsen-Ereignissen aus den Jahren 2016 bis 2019. Ein Schlüsselereignis war OGLE-2016-BLG-0007, bei dem sie ein winziges Signal fanden, das auf einen Planeten mit einem Massenverhältnis von nur etwa 6,8 Millionstel im Vergleich zu seinem Stern hindeutete – das entspricht ungefähr einer 1,3-fachen Erdmasse um einen Stern, der etwas leichter als unsere Sonne ist! Und dieser Planet kreist extrem weit draußen, möglicherweise jenseits der Saturnbahn. Stellt euch das mal vor: eine etwas größere Erde, die dort draußen ihre einsamen Runden zieht!

Die statistische Analyse der gesamten Stichprobe von 63 durch KMTNet gefundenen Planeten führte zu einem wirklich bemerkenswerten Ergebnis: Die Forscher schätzen, dass es etwa 0,35 Super-Erden pro Stern auf „jupiterähnlichen“ Bahnen gibt. Das bedeutet, grob gesagt, dass etwa jeder dritte Stern da draußen von einer solchen Welt in seinen äußeren Bereichen begleitet wird! Das ist eine enorme Zahl und bestärkt die Idee, dass unser eigenes Sonnensystem ohne Super-Erden vielleicht gar nicht so typisch ist.
Noch faszinierender ist vielleicht die Entdeckung einer „bimodalen“ Verteilung der Massenverhältnisse. Das heißt, es gibt nicht einfach nur einen glatten Übergang von kleinen zu großen Planeten, sondern zwei klar getrennte Gruppen: einen Haufen von Super-Erden und Neptun-ähnlichen Planeten und einen separaten Haufen von Gasriesen wie Jupiter und Saturn. Das deutet stark darauf hin, dass die Entstehungsprozesse für diese beiden Klassen fundamental unterschiedlich sein könnten. Was für eine spannende Zeit, um die Demografie des Universums zu studieren! Wenn du tiefer in solche faszinierenden Forschungsergebnisse eintauchen möchtest, melde dich doch für unseren monatlichen Newsletter über das Formular oben auf der Seite an – da gibt es regelmäßig Nachschub an kosmischen Wundern!
Diese neuen Ergebnisse stehen natürlich nicht im luftleeren Raum. Schon frühere Mikrolinsen-Studien deuteten darauf hin, dass Planeten jenseits der Schneelinie häufig sind. Eine berühmte Studie von Cassan et al. aus dem Jahr 2012 schätzte sogar, dass Planeten um Sterne eher die Regel als die Ausnahme sind und kam auf hohe Zahlen für kühle Neptune (52%) und Super-Erden (62%) pro Stern im Bereich von 0,5 bis 10 AE. Spätere Analysen, wie die von Suzuki et al. 2016 basierend auf MOA-Daten, fanden einen „Knick“ in der Massenverteilung bei etwa Neptunmasse, was darauf hindeutete, dass Neptun-ähnliche Planeten etwa zehnmal häufiger sind als Jupiter-ähnliche. Die Häufigkeit der noch kleineren Super-Erden blieb aber unsicher. Die neue KMTNet-Studie von Zang et al. liefert nun dank der verbesserten Datenqualität und Analysemethoden eine robustere Zahl speziell für die Super-Erden (~1-10 M⊕) und bestätigt ihre signifikante Häufigkeit (~0,35/Stern). Die Formulierung „häufiger als gedacht“ bezieht sich also weniger auf eine völlige Überraschung, sondern auf die jetzt viel solidere statistische Grundlage und die klare Trennung von den Gasriesen durch die bimodale Verteilung. Es ist ein weiterer wichtiger Puzzlestein in unserem Verständnis der Planetenvielfalt.
Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für unsere Theorien zur Planetenentstehung? Das dominierende Modell ist die Kernakkretion: Staub sammelt sich zu Kieseln (Pebbles), diese zu Planetesimalen, die zu Kernen anwachsen. Wenn ein Kern massereich genug wird (~5-10 Erdmassen), kann er Gas an sich ziehen und zum Gasriesen werden. Dieser Prozess sollte jenseits der Schneelinie, wo Eis als zusätzliches Baumaterial dient, besonders gut funktionieren. Die hohe Häufigkeit von Super-Erden dort draußen stützt diese Grundidee, legt aber nahe, dass Mechanismen wie die „Pebble Accretion“ – das effiziente Aufsammeln von Millimeter- bis Zentimeter-großen Kieseln – eine entscheidende Rolle spielen müssen, um die Kerne schnell genug wachsen zu lassen. Die bimodale Verteilung ist hier besonders spannend: Sie könnte bedeuten, dass die Super-Erden/Neptune diejenigen Kerne sind, deren Wachstum irgendwie stagnierte (vielleicht erreichten sie die „Pebble Isolation Mass“, eine Grenze, ab der keine Kiesel mehr nachgeliefert werden, oder das Gas war schon weg), während die Gasriesen diejenigen sind, die es geschafft haben, massiv Gas zu akquirieren. Das ist eine viel plausiblere Erklärung als das alternative Modell der Scheibeninstabilität (direkter Kollaps von Gasklumpen), das eher sehr massereiche Planeten auf sehr weiten Bahnen vorhersagt. Die neuen Daten zwingen die Theoretiker also, ihre Modelle zu verfeinern und die Rolle von Pebbles, Migration und dem Timing der Gasauflösung genau zu betrachten.
Mögliche Interpretationen der bimodalen Massenverteilung
Zwei Endpunkte der Kernakkretion: Super-Erden/Neptune als "steckengebliebene" Kerne (z.B. Pebble Isolation Mass erreicht, Gas weg), Gasriesen als erfolgreich gewachsene Kerne mit massiver Gashülle.
Effizienzgrenzen: Die Effizienz der Kernakkretion oder Gasakkretion könnte bei bestimmten Massen stark abfallen/ansteigen.
Unterschiedliche Entstehungsorte/-zeiten: Die beiden Populationen könnten sich an unterschiedlichen Orten oder zu unterschiedlichen Zeiten in der protoplanetaren Scheibe gebildet haben.
Hinweis gegen Scheibeninstabilität: Die große Zahl masseärmerer Planeten spricht eher gegen die Scheibeninstabilität als dominanten Mechanismus für diese Klasse.
Aber wie sehen diese fernen Super-Erden eigentlich aus? Das ist die große Frage, denn Mikrolensing verrät uns ja primär nur die Masse. Basierend auf dem, was wir von näheren Super-Erden wissen und den Bedingungen jenseits der Schneelinie, gibt es mehrere Möglichkeiten: Es könnten Gesteinswelten sein, die vielleicht von weiter innen nach außen gewandert sind. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie einen erheblichen Anteil an Eis enthalten, da sie ja in der Kälte entstanden sind. Das eröffnet faszinierende Szenarien:
Potenzielle Natur kalter Super-Erden
Typ | Beschreibung | Potenzial für Leben? |
Gesteins-Super-Erde | Hauptsächlich Silikatmantel und Eisenkern, relativ dicht. | Unwahrscheinlich auf Oberfläche (zu kalt), interne Prozesse? |
Wasser-/Eiswelt | Signifikanter Wasser/Eis-Anteil, potenziell mit flüssigem Ozean unter dicker Eiskruste (durch interne Wärme). | Ja, in subsurface-Ozeanen (analog zu Europa/Enceladus). |
Mini-Neptun | Gesteins-/Eiskern mit ausgedehnter Wasserstoff/Helium-Hülle, geringere Dichte. | Fraglich, Bedingungen in der Atmosphäre/darunter unklar. |
Hyceanische Welt | Sonderform der Wasserwelt mit H₂/He-Atmosphäre; Treibhauseffekt könnte flüssiges Wasser ermöglichen. | Ja, potenziell sogar Oberflächenozeane bei "Kalten Hyceanern", oder subsurface. |
Die Möglichkeit von Ozeanen unter Eis, die durch interne Wärme (radioaktiver Zerfall im Kern) flüssig gehalten werden, ist absolut umwerfend! Das würde bedeuten, dass Habitabilität nicht unbedingt an die Nähe zum Stern und flüssiges Oberflächenwasser gebunden ist. Diese kalten Super-Erden könnten riesige, verborgene Lebensräume darstellen, weit draußen in der Dunkelheit. Selbst das Konzept der „Hyceanischen Welten“ – Wasserwelten mit Wasserstoffatmosphären, deren starker Treibhauseffekt flüssiges Wasser auch in großer Sternentfernung erlauben könnte – ist eine spannende Option für einige dieser Planeten. Auch wenn wir ihre Atmosphären mit heutigen Mitteln kaum untersuchen können, gibt uns die schiere Häufigkeit dieser Welten doch zu denken.
Die Reise hat gerade erst begonnen! Laufende Durchmusterungen wie KMTNet, OGLE und MOA sammeln weiter fleißig Daten. Neue Projekte wie PRIME (ein Infrarot-Mikrolinsen-Teleskop) erweitern unsere Sicht. Aber der wirkliche Quantensprung steht uns noch bevor: das Nancy Grace Roman Space Telescope der NASA, das voraussichtlich Mitte der 2020er Jahre starten soll. Roman wird vom Weltraum aus mit einer unglaublichen Präzision und einem riesigen Gesichtsfeld den galaktischen Bulge überwachen. Man erwartet Tausende neuer Planetenentdeckungen, bis hinunter zur Marsmasse! Das Besondere: Roman wird für viele dieser Planeten durch präzise Parallaxenmessungen auch die absolute Masse und Entfernung bestimmen können – etwas, das vom Boden aus extrem schwierig ist. Das wird unsere statistischen Analysen revolutionieren und definitive Tests von Planetenentstehungsmodellen ermöglichen.

Was nehmen wir also mit? Super-Erden sind keine exotische Ausnahme, sondern eine der häufigsten Planetenklassen in unserer Galaxie, insbesondere in den äußeren, kälteren Regionen, wo unser eigenes Sonnensystem seltsamerweise eine Lücke aufweist. Die Mikrolinsenmethode hat sich als Schlüssel erwiesen, um diese verborgene Population aufzudecken. Die neuesten Ergebnisse, insbesondere die hohe Häufigkeit und die bimodale Massenverteilung, fordern unsere Vorstellungen von der Planetenentstehung heraus und deuten auf die entscheidende Rolle von Mechanismen wie der Pebble-Akkretion hin. Sie erinnern uns daran, dass unser Sonnensystem vielleicht nur eine von vielen möglichen Architekturen ist, die das Universum hervorbringen kann. Und sie eröffnen die faszinierende, wenn auch spekulative Möglichkeit, dass Leben auch auf kalten Welten unter dicken Eispanzern existieren könnte. Die Jagd nach diesen fernen Welten geht weiter, und mit Instrumenten wie dem Roman Space Telescope stehen wir am Rande einer neuen Ära des Verständnisses über die Entstehung und Vielfalt von Planetensystemen. Ist das nicht unglaublich aufregend?
Was denkst du über diese Entdeckungen? Findest du die Vorstellung von Ozeanwelten unter Eis auch so faszinierend? Lass es mich in den Kommentaren wissen und like den Beitrag, wenn er dir gefallen hat!
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Verwendete Quellen:
Microlensing events indicate that super-Earth exoplanets are common in Jupiter-like orbits - Science - https://www.science.org/doi/pdf/10.1126/science.adn6088
One or more bound planets per Milky Way star from microlensing observations - Nature (via ResearchGate) - https://www.researchgate.net/publication/221740325_One_or_more_bound_planets_per_Milky_Way_star_from_microlensing_observations
The frequency of snowline-region planets from four years of OGLE–MOA–Wise second-generation microlensing - MNRAS - https://academic.oup.com/mnras/article/457/4/4089/2588972 (auch: https://arxiv.org/pdf/1512.04473.pdf)
Exoplanets - NASA Science - https://science.nasa.gov/exoplanets/
What Is a Super-Earth? - NASA Science - https://science.nasa.gov/exoplanets/super-earth/
Super-Earths and mini-Neptunes are the most common planets. So why does our Solar System have none? - BBC Sky at Night Magazine - https://www.skyatnightmagazine.com/space-science/super-earths-mini-neptunes-exoplanets
Microlensing Surveys for Exoplanets - University of Arizona (Review by Gaudi) - https://www.lpl.arizona.edu/~barman/ptys568_spr2017/ptys568_docs/Gaudi2012.pdf
Finding planets via gravitational microlensing - arXiv (Review) - https://arxiv.org/html/2407.06689v1
Exoplanet Occurrence Rates from Microlensing Surveys - arXiv (Review) - https://arxiv.org/pdf/2310.07502
Planet formation theory: an overview - arXiv (Review) - https://arxiv.org/html/2412.11064v1
Forming Planets via Pebble Accretion - Annual Reviews - https://www.annualreviews.org/doi/pdf/10.1146/annurev-earth-063016-020226
Pebble accretion - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Pebble_accretion
Habitability and Biosignatures of Hycean Worlds - ResearchGate (linking to original paper) - https://www.researchgate.net/publication/354185914_Habitability_and_Biosignatures_of_Hycean_Worlds
Wide-Orbit Exoplanet Demographics - Roman Space Telescope Science White Paper - https://roman.gsfc.nasa.gov/science/Astro2020/505_bennett.pdf?version=1&modificationDate=1628623846088&api=v2
Nancy Grace Roman Space Telescope - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Nancy_Grace_Roman_Space_Telescope
Astronomers find Earth-like exoplanets common across the cosmos - ScienceDaily (Press release on Zang et al.) - https://www.sciencedaily.com/releases/2025/04/250425113451.htm
Methods of detecting exoplanets - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Methods_of_detecting_exoplanets
Radius valley - Wikipedia (Implied by discussion) - https://en.wikipedia.org/wiki/Radius_valley
Core accretion model - Wikipedia (Implied by discussion) - https://en.wikipedia.org/wiki/Core_accretion
Disk instability model - Wikipedia (Implied by discussion) - https://en.wikipedia.org/wiki/Disk_instability_model
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