Agile Entwicklung, oft auch als "Agile Softwareentwicklung" bezeichnet, ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Methoden und Praktiken im Projektmanagement, insbesondere in der Softwareentwicklung. Ihr Kernziel ist es, Projekte flexibler, effizienter und kundenorientierter zu gestalten, indem sie sich von starren, sequenziellen Ansätzen wie dem Wasserfallmodell abhebt. Statt einen detaillierten Plan von Anfang bis Ende zu verfolgen, setzt die agile Entwicklung auf iterative und inkrementelle Arbeitsweisen, bei denen das Projekt in kleinere, überschaubare Abschnitte – sogenannte Sprints oder Iterationen – unterteilt wird. Am Ende jedes Abschnitts steht ein potenziell lieferbares Produktinkrement, das getestet und dem Kunden präsentiert werden kann, um frühzeitig Feedback einzuholen und Anpassungen vorzunehmen.
Der Ursprung der agilen Bewegung liegt im "Manifest für Agile Softwareentwicklung", das 2001 von siebzehn Softwareentwicklern in Snowbird, Utah, verfasst wurde. Dieses Manifest formulierte vier zentrale Werte und zwölf Prinzipien, die als Leitfaden für agile Ansätze dienen. Die vier Werte betonen: Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge; Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation; Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung; Reagieren auf Veränderungen mehr als das Befolgen eines Plans. Diese Werte bedeuten nicht, dass die genannten Elemente auf der rechten Seite unwichtig sind, sondern dass die Elemente auf der linken Seite einen höheren Wert besitzen.
Die zwölf Prinzipien des agilen Manifests konkretisieren diese Werte und umfassen Aspekte wie die höchste Priorität der Kundenzufriedenheit durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software, die Begrüßung sich ändernder Anforderungen, die häufige Auslieferung funktionierender Software, die enge Zusammenarbeit zwischen Fachexperten und Entwicklern, die Unterstützung und das Vertrauen in motivierte Individuen, die Effizienz und Einfachheit, die Selbstorganisation von Teams und die kontinuierliche Reflexion und Anpassung des Vorgehens. Aus diesen Prinzipien haben sich verschiedene agile Methoden entwickelt, darunter Scrum, eine der populärsten Frameworks, die auf kurze Iterationen (Sprints), definierte Rollen (Product Owner, Scrum Master, Entwicklungsteam) und feste Meetings (Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retrospective) setzt. Weitere bekannte agile Methoden sind Kanban, Extreme Programming (XP), Lean Software Development und Feature Driven Development (FDD), die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen, aber alle die Agilität fördern.
Die Vorteile der agilen Entwicklung sind vielfältig. Sie führt oft zu einer höheren Produktqualität, da kontinuierliches Feedback und Tests die Fehlerquote reduzieren und das Produkt besser an die tatsächlichen Bedürfnisse des Benutzers anpassen. Die schnellere Lieferung von funktionierender Software ermöglicht es Unternehmen, früher auf dem Markt zu sein und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Teammitgliedern und mit dem Kunden führt zu einer höheren Transparenz und einem besseren Verständnis der Anforderungen. Darüber hinaus fördert die agile Arbeitsweise eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation, da Teams mehr Autonomie erhalten und ihre Beiträge direkt sichtbar werden. Die Fähigkeit, schnell auf Änderungen im Markt oder bei den Kundenanforderungen zu reagieren, macht agile Projekte widerstandsfähiger und anpassungsfähiger.
Trotz ihrer Vorteile birgt die Einführung agiler Methoden auch Herausforderungen. Sie erfordert oft einen signifikanten kulturellen Wandel innerhalb einer Organisation, weg von hierarchischen Strukturen hin zu selbstorganisierten Teams. Dies kann Widerstände hervorrufen und erfordert eine starke Unterstützung durch das Management. Die Notwendigkeit einer engen Kundenbeteiligung kann für einige Organisationen schwierig umzusetzen sein, insbesondere wenn der Kunde nicht bereit oder in der Lage ist, die erforderliche Zeit zu investieren. Auch die Skalierung agiler Ansätze auf sehr große Projekte oder über mehrere Teams hinweg kann komplex sein und erfordert spezielle Frameworks wie SAFe (Scaled Agile Framework) oder LeSS (Large-Scale Scrum). Ursprünglich für die Softwareentwicklung konzipiert, finden agile Prinzipien und Methoden zunehmend auch Anwendung in anderen Bereichen wie Marketing, Personalwesen oder Produktentwicklung abseits der IT, da die Vorteile von Flexibilität, Iteration und Kundenorientierung universell relevant sind.