GPRS, die Abkürzung für General Packet Radio Service, stellt eine bedeutende Erweiterung des GSM-Mobilfunkstandards dar, die es ermöglichte, paketorientierte Datenübertragungsdienste in bestehenden 2G-Netzen anzubieten. Vor GPRS basierten Datenverbindungen im Mobilfunk, wie zum Beispiel CSD (Circuit Switched Data), auf einer leitungsvermittelten Logik. Das bedeutete, dass für die Dauer einer Datenverbindung eine feste Leitung zwischen dem Endgerät und dem Netz reserviert wurde, ähnlich einem Telefonanruf. Dies führte zu einer ineffizienten Nutzung der Funkressourcen und einer Abrechnung nach Verbindungsdauer, selbst wenn keine Daten übertragen wurden. GPRS hingegen führte das Konzept der Paketvermittlung ein, bei dem Daten in kleine Pakete zerlegt und über gemeinsam genutzte Kanäle übertragen werden, was eine wesentlich flexiblere und effizientere Nutzung der Netzwerkkapazitäten ermöglichte.
Technisch gesehen nutzt GPRS ungenutzte GSM-Zeitschlitze, die dynamisch für die Datenübertragung zugewiesen werden können. Während CSD typischerweise nur einen Zeitschlitz pro Richtung nutzte und somit maximale Geschwindigkeiten von 9,6 kbit/s erreichte, konnte GPRS theoretisch bis zu acht Zeitschlitze parallel verwenden. Dies ermöglichte Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 171,2 kbit/s, obwohl in der Praxis oft nur 30 bis 50 kbit/s erreicht wurden, abhängig von der Netzwerkauslastung und der Endgeräteklasse. Die Ressourcenzuweisung erfolgt bedarfsgerecht, was bedeutet, dass die Funkkanäle nur dann belegt sind, wenn tatsächlich Datenpakete übertragen werden. Dies war ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Effizienz und zur Skalierbarkeit mobiler Datendienste.
Einer der größten Vorteile von GPRS war die Einführung der sogenannten 'Always-on'-Konnektivität. Im Gegensatz zu leitungsvermittelten Verbindungen, bei denen der Nutzer sich aktiv ein- und auswählen musste und die Verbindung nach einer gewissen Inaktivität getrennt wurde, konnte ein GPRS-fähiges Gerät dauerhaft mit dem Internet verbunden bleiben, ohne dass dabei ununterbrochen Kosten anfielen. Die Abrechnung erfolgte nicht mehr pro Minute, sondern pro übertragenem Datenvolumen, was die Kosten für den Endnutzer transparenter und oft auch günstiger machte, insbesondere für Anwendungen, die nur sporadisch kleine Datenmengen austauschten. Dies ermöglichte eine völlig neue Klasse von mobilen Anwendungen und Diensten.
GPRS war die Grundlage für viele frühe mobile Datendienste. Es ermöglichte den Versand und Empfang von Multimedia Messaging Services (MMS), da die Übertragung von Bildern und längeren Textnachrichten über SMS zu teuer oder technisch unpraktikabel war. Auch der Zugang zu WAP-Seiten (Wireless Application Protocol) und einfachem E-Mail-Verkehr wurde durch GPRS stark verbessert. Es ebnete den Weg für erste Formen des mobilen Internets auf Handys, auch wenn die Geschwindigkeiten aus heutiger Sicht sehr niedrig erscheinen. Viele IoT-Anwendungen (Internet of Things) der frühen Jahre nutzten ebenfalls GPRS für die Datenübertragung, da es energieeffizient und weit verbreitet war.
Obwohl GPRS heute weitgehend von schnelleren Technologien wie 3G (UMTS), 4G (LTE) und 5G abgelöst wurde, spielte es eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der mobilen Kommunikation. Es war der notwendige Zwischenschritt zwischen dem reinen Sprachnetz von GSM und den Breitband-Mobilfunknetzen. Die Weiterentwicklung von GPRS führte zu EDGE (Enhanced Data rates for GSM Evolution), das durch verbesserte Modulationstechniken höhere Geschwindigkeiten ermöglichte und oft als '2.75G' bezeichnet wird. GPRS legte den Grundstein für die mobile Datenrevolution und die heutige Allgegenwart des Internets auf mobilen Endgeräten. Auch wenn es in vielen Regionen bereits abgeschaltet oder nur noch für Notdienste und bestimmte M2M-Anwendungen genutzt wird, bleibt seine historische Bedeutung für die mobile Datenkommunikation unbestreitbar.