Das Holozän ist die geologische Epoche, in der wir uns gegenwärtig befinden, und bildet den jüngsten Abschnitt des Quartärs. Es begann vor etwa 11.700 Jahren mit dem Ende der letzten großen Kaltzeit, der Weichsel- bzw. Würm-Eiszeit, und dem Übergang zu einem global wärmeren und stabileren Klima. Dieser Beginn ist geologisch definiert durch das Ende des Jüngeren Dryas, einer kurzen, aber intensiven Kaltphase, die den Übergang vom Pleistozän zum Holozän markierte. Die Einleitung des Holozäns war geprägt von einem rapiden Anstieg der globalen Temperaturen, dem Abschmelzen großer Eismassen und einem damit verbundenen deutlichen Anstieg des Meeresspiegels. Es ist die Zeit, in der sich die Erde von den extremen Bedingungen der Eiszeiten erholte und die Voraussetzungen für die Entwicklung komplexer Ökosysteme und der menschlichen Zivilisation geschaffen wurden.
Charakteristisch für das Holozän ist ein relativ stabiles Klima im Vergleich zu den häufigen und abrupten Schwankungen des Pleistozäns. Diese Stabilität ermöglichte die Ausbreitung von Wäldern in ehemals vergletscherten oder tundraähnlichen Gebieten und die Etablierung der heutigen Vegetationszonen. Die globale Erwärmung führte zum Rückzug der kontinentalen Eisschilde, was nicht nur den Meeresspiegel beeinflusste, sondern auch zu isostatischer Hebung in den ehemals vergletscherten Regionen führte. Die Zusammensetzung der Atmosphäre, insbesondere die Konzentration von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan, begann sich im Holozän zu verändern, zunächst durch natürliche Prozesse und später, insbesondere in den letzten Jahrhunderten, maßgeblich durch menschliche Aktivitäten.
Das Holozän wird traditionell in verschiedene Abschnitte unterteilt, die oft auf pollenanalytischen Daten basieren und klimatische sowie vegetationsgeschichtliche Veränderungen widerspiegeln. Dazu gehören das Präboreal, Boreal, Atlantikum, Subboreal und Subatlantikum. Das Atlantikum (ca. 9000 bis 5000 Jahre vor heute) gilt oft als die wärmste Phase des Holozäns, das sogenannte "Klimaoptimum". Auch innerhalb des Holozäns gab es jedoch kleinere Klimaschwankungen, wie die 8.2-Kilojahr-Ereignis-Kaltphase, die Mittelalterliche Warmzeit und die Kleine Eiszeit, die jeweils lokale bis regionale Auswirkungen auf Klima, Ökosysteme und menschliche Gesellschaften hatten. Diese kurzfristigen Schwankungen sind jedoch von geringerer Amplitude und Dauer als die glazial-interglazialen Zyklen des Pleistozäns.
Ein herausragendes Merkmal des Holozäns ist die Entwicklung und Ausbreitung des modernen Menschen (Homo sapiens) und seiner Kulturen. Die klimatische Stabilität ermöglichte die Entwicklung der Landwirtschaft, die Sesshaftwerdung und die Gründung komplexer Gesellschaften und Zivilisationen. Von der Neolithischen Revolution über die Entstehung von Städten und Reichen bis hin zur Industriellen Revolution hat der Mensch im Holozän eine beispiellose Rolle als geologischer Faktor eingenommen. Dies hat zur Debatte um das "Anthropozän" geführt, einem vorgeschlagenen neuen geologischen Zeitalter, das die Zeit umfasst, in der der Mensch zum dominanten Einflussfaktor auf die Erdprozesse geworden ist, vergleichbar mit natürlichen geologischen Kräften. Dies äußert sich in globalem Klimawandel, Artensterben, Landnutzungsänderungen und der Umgestaltung von Ökosystemen.
Neben den klimatischen und biologischen Veränderungen sind im Holozän auch weiterhin geologische Prozesse aktiv. Sedimentation in Flüssen, Seen und Ozeanen setzt sich fort, wobei menschliche Aktivitäten zunehmend die Erosions- und Sedimentationsraten beeinflussen. Vulkanismus und tektonische Aktivitäten sind ebenfalls weiterhin präsent, wenn auch nicht spezifisch für das Holozän. Die Erforschung des Holozäns erfolgt mittels verschiedener Methoden, darunter die Analyse von Eisbohrkernen, Seesedimenten, Baumringen, Pollen und archäologischen Funden. Diese multidisziplinäre Herangehensweise ermöglicht es Wissenschaftlern, ein detailliertes Bild der Umwelt- und Klimageschichte der letzten elftausend Jahre zu rekonstruieren und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Erde und Mensch zu verstehen. Die Erkenntnisse aus der Holozänforschung sind entscheidend, um aktuelle Umweltveränderungen im Kontext der Erdgeschichte zu bewerten und zukünftige Entwicklungen besser vorhersagen zu können.