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Internationalisierung (i18n)

Softwareentwicklung

Die Internationalisierung, oft als i18n abgekürzt, ist ein fundamentaler Prozess in der Softwareentwicklung, der darauf abzielt, Anwendungen so zu gestalten, dass sie ohne technische oder architektonische Änderungen an verschiedene Sprachen, Kulturen und regionale Gegebenheiten angepasst werden können. Die Abkürzung i18n leitet sich von dem englischen Wort 'internationalization' ab, wobei die '18' die Anzahl der Buchstaben zwischen dem initialen 'i' und dem finalen 'n' repräsentiert. Dieser Prozess ist entscheidend für Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen einem globalen Publikum zugänglich machen möchten, da er die Basis für eine spätere Lokalisierung bildet.


Es ist wichtig, Internationalisierung von Lokalisierung (l10n) zu unterscheiden. Während i18n die Vorbereitung einer Software für die Anpassung an verschiedene Regionen und Sprachen darstellt, bezieht sich l10n auf den tatsächlichen Prozess der Anpassung, wie die Übersetzung von Texten, die Anpassung von Formaten und die Berücksichtigung spezifischer kultureller Normen für einen bestimmten Zielmarkt. Internationalisierung schafft also die Rahmenbedingungen, die es erst ermöglichen, eine Software effizient und ohne umfangreiche Code-Änderungen in verschiedene Sprachen und Regionen zu lokalisieren.


Zu den Kernaspekten der Internationalisierung gehört die Trennung von benutzerspezifischen Inhalten und dem eigentlichen Programmcode. Dies umfasst in erster Linie die Externalisierung aller Textelemente, wie Fehlermeldungen, Menüpunkte und Beschriftungen, die in sogenannten Ressourcen-Dateien oder Sprachpaketen abgelegt werden. Darüber hinaus müssen Datums- und Zeitformate flexibel gehandhabt werden, da diese je nach Region erheblich variieren können (z.B. TT.MM.JJJJ in Deutschland vs. MM/TT/JJJJ in den USA). Auch Zahlenformate, einschließlich Dezimaltrennzeichen, Tausendertrennzeichen und Währungssymbole, müssen an die jeweiligen lokalen Konventionen anpassbar sein, um Missverständnisse zu vermeiden.


Weitere wichtige Aspekte sind die Sortierreihenfolge von Texten (Kollation), die sich je nach Sprache und Alphabet unterscheidet, sowie die korrekte Handhabung verschiedener Zeichensätze, wobei Unicode heutzutage der Industriestandard ist, um die Darstellung von Zeichen aus nahezu allen Sprachen der Welt zu gewährleisten. Auch die Textrichtung spielt eine Rolle, insbesondere bei Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch, die von rechts nach links gelesen werden (RTL), im Gegensatz zu den meisten westlichen Sprachen (LTR). Selbst Bilder und Grafiken können kulturell spezifische Bedeutungen haben und müssen gegebenenfalls internationalisiert werden, indem Platzhalter für lokalisierte Versionen vorgesehen oder generische Symbole verwendet werden.


Neben den technischen Aspekten berücksichtigt die Internationalisierung auch kulturelle Normen und rechtliche Rahmenbedingungen. Dies kann die Verwendung bestimmter Farben, Symbole oder Icons betreffen, die in einer Kultur positiv, in einer anderen jedoch negativ konnotiert sein könnten. Auch Währungen, Maßeinheiten, Adressformate und Telefonnummern müssen flexibel gestaltet werden. Darüber hinaus können rechtliche Anforderungen, wie Datenschutzbestimmungen oder Impressumspflichten, je nach Land variieren und müssen in der Architektur der Software berücksichtigt werden, um spätere Anpassungen zu erleichtern.


Die frühzeitige Integration von Internationalisierungsprinzipien in den Softwareentwicklungsprozess ist von größter Bedeutung. Eine nachträgliche Internationalisierung ist oft mit hohem Aufwand, Kosten und potenziellen Fehlern verbunden. Durch eine von Anfang an global ausgerichtete Architektur können Unternehmen nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch die Benutzerzufriedenheit erheblich steigern, indem sie ihren Nutzern eine Software in ihrer Muttersprache und mit vertrauten regionalen Einstellungen bieten. Dies führt zu einer höheren Akzeptanz und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt.


Technisch gesehen wird Internationalisierung oft durch die Verwendung von Frameworks und Bibliotheken unterstützt, die Mechanismen zur Ressourcenbündelung, Sprachauswahl und Formatierung bereitstellen. Gängige Programmiersprachen und Plattformen wie Java (mit java.util.Locale und ResourceBundle), .NET (mit CultureInfo), Python oder JavaScript verfügen über umfangreiche integrierte Funktionen oder populäre externe Bibliotheken, die Entwicklern die Implementierung von i18n-Funktionalitäten erleichtern. Die konsequente Anwendung dieser Prinzipien ist der Schlüssel zu wirklich globalen Softwareprodukten.

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